1736 - Planet der Corrax
Wort.
Seine Augen leuchteten endlich wieder. Auch er spürte, daß wir etwas Großem auf der Spur waren, und hatte endlich seine Lethargie abgelegt.
Er wollte es jetzt ganz genau wissen, denn „diese große Galaxis dort" war nicht weniger als zweieinhalb Millionen Lichtjahre vor uns. So genau im Kurs, als wäre sie uns mitten ins Fadenkreuz gelegt worden.
Es gab keine Einwände, und wir hielten alle, bildlich gesprochen, den Atem an.
Denn entweder landeten wir, nach insgesamt fünfeinhalb Millionen Lichtjahren, wieder tief im Machtbereich der Abruse, oder wir hatten tatsächlich eine bisher nicht für möglich gehaltene Enklave entdeckt, in der sich das Leben erfolgreich gegen den Kristalltod hatte verteidigen können.
Allerdings - welches Leben?
*
Und wir sahen es alle; staunend und ungläubig, unfähig, ein Wort zu sagen.
Die Galaxis, in deren Außenbezirken wir herausgekommen waren, war nicht abrusisch. Wir entdeckten nur normale, wie gewohnt meist kahle Planeten ohne Atmosphäre, aber keine einzige Kristallwelt.
Wir hielten uns diesmal länger auf. Wir machten Stichproben. Wir flogen mehrere Sonnensysteme an und untersuchten vom Weltraum aus die Planeten.
Ich ließ mich das einen ganzen Tag kosten, aber danach stand für uns fest: Diese Welteninsel hatte noch nie eine Attacke der Abruse erlebt.
Doch in dieser Galaxis gab es auch keine Raumfahrt. Unsere hochempfindlichen Instrumente hätten Hyperfunksprüche zwischen den Systemen eines interstellaren Volks empfangen. Sie hätten die Strukturerschütterungen durch jede uns bekannte Form des Überlichtflugs gemessen und jede planetare Energiequelle erfaßt, in deren Nähe wir bei unserem Herumhüpfen kreuz und quer durch diese Galaxis gekommen wären.
Sie war bis auf das bekannte niedere Leben auf einigen wenigen Planeten tot.
Fünfeinhalb Millionen Lichtjahre!
„Fliegen wir weiter", stellte ich zur Abstimmung, wobei ich nicht wußte, wie ich auf ein „Nein" reagieren würde, „oder kehren wir um?"
Die Datumsanzeige wies den gerade angebrochenen achten Dezember aus. Zwei Tage bis zum Einfinden am Treffpunkt.
„Weiter", sagte Ronald Tekener. Ich hatte nichts anderes von ihm erwartet.
„Weiter!" rief Julian Tifflor mit neuerwachtem Temperament; er, der ewige Schatten von Perry Rhodan.
Als ich ihn jetzt so sah, kam mir unwillkürlich der Gedanke, es könne ihm guttun, einmal ohne den großen Perry neben sich auf eigene Faust in ein Abenteuer zu gehen. Doch das war Unsinn. Tiff hatte schon öfter und länger Gelegenheit gehabt, sich zu profilieren - und sie auch genutzt.
Dao-Lin-H’ay nickte nur.
Damit war die Entscheidung gefallen.
Ha! Ich muß über andere urteilen!
Denn ich war so sehr im Entdeckerrausch, daß ich als neues Ziel eine Großgalaxis in fünf Millionen Lichtjahren Entfernung vorschlug.
Es wurde akzeptiert.
Wir überwanden die Strecke in (für unsere eigenen Schiffe unvorstellbaren!) zweiundzwanzig Stunden. Dies bewies, ganz nebenbei, wie gut die Ayindi unsere Rochenschiffe technisch aufgerüstet hatten.
Und es gab weit und breit keine Abruse.
7.
Kaghoul Weiter, tiefer hinein, niemals aufhören...
Kaghoul schuftete wie noch nie. Es gab Schichten, da schaffte er ein größeres Pensum als Pronthor. Er dachte nicht darüber nach, warum er das tat. Er verdrängte jeden Gedanken daran, daß er sich auf diese Art bald kaputtmachte, seine Kraft in einem Strohfeuer abbrennen ließ. Es war ein Zwang. Er mußte weitermachen, weiter hinein, tiefer...
Wie es immer gewesen war...
Viele Tage hatte er pausieren müssen. Sein Zusammenbruch war so schlimm gewesen, daß er in der ersten Zeit danach tatsächlich unter geistiger Verwirrtheit gelitten hatte. Jene, die ihn betreuten, schwiegen sich über das aus, was er von sich gegeben hatte, und er selbst konnte sich nicht erinnern.
Doch es mußte etwas gewesen sein, was die anderen tief getroffen hatte, schockiert, vielleicht geschmerzt.
Sie hatten ihn auf seinem Lager festbinden müssen, als er mit Gewalt an die Arbeit zurückwollte, obwohl er kaum laufen konnte - geschweige denn die schwere Hacke schwingen.
Ismegh hatte sich selten blicken lassen. Es war unvermeidlich, daß sie sich begegneten, als Kaghoul endlich wieder aufstehen durfte, aber noch vehement daran gehindert wurde, ans Ende des Stollens zu gehen. Der Berg war zu klein, um sich für Tage aus dem Weg zu gehen. Es gab nur den langen Stollen und die Aufenthaltsräume. Keine Schächte (bis auf die
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