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1736 - Planet der Corrax

Titel: 1736 - Planet der Corrax Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gefürchtet hatte. Und er wußte, daß es für sie alle nur noch eines geben konnte: sofortige Flucht aus dem Berg!
    „Das Meer", brachte er bebend hervor. „Das... Meer bricht ein!"
    Fast jeder, der hier sein halbes Leben verbracht hatte, stand jetzt am Ende des Stollens. Einige wichen zurück und fielen halb über andere, die hinter ihnen waren. Aber es nützte gar nichts. Es war aus.
    Das einsickernde Wasser war nur der Anfang. Von jetzt an würde es immer mehr werden, ein winziges Rinnsal, ein hereinschießender Strahl, eine Fontäne und dann - der Untergang.
    Kaghoul hatte es zweimal erlebt. Auch da hatte es so angefangen.
    „Warte!" sagte Breghsek, als er sah, daß Kaghoul schon seine Befehle zur Räumung des Berges geben wollte. „Bevor du das tust, hör mir zu!"
    „Bist du wahnsinnig?" fuhr Kaghoul den anderen Truppführer an, für den er noch nie viel Sympathie gehabt hatte. „Willst du uns alle in den Schoß zurückschicken? Du wirst...!"
    Aber er konnte ihn nicht daran hindern, seine Hacke zu nehmen und mit dem stumpferen Ende gegen den Felsen zu schlagen - da, wo der Stollen am weitesten vorgetrieben worden war.
    „Hörst du es?" fragte Breghsek. „Nein? Dann paß noch einmal auf!"
    Kaghoul war viel zu aufgeregt gewesen - obwohl...
    Zwei Stimmen waren in ihm. Die eine drängte zur Flucht, aber die andere sagte: Weiter! Nicht aufhören, tiefer hinein...
    Er hatte nicht hinhören wollen, denn was immer der andere ihm zeigen wollte, würde doch nur die Flucht hinauszögern. Aber er mußte, denn es ging weiter, weiter, weiter...
    Und es klang anders.
    Anders als sonst...
    „Hörst du es jetzt?" fragte Breghsek. „Hohl! Die Wand vor uns ist höchstens einen Meter dick, vielleicht nur einen halben. Dahinter muß sich ein Hohlraum befinden! Eine Höhle, aber so, wie es klingt, eine riesige..."
    Er sprach nicht weiter, sah Kaghoul nur an, und der sah das Glitzern in seinen Augen.
    Er sah das andere Glitzern, jenes dunkle auf dem Gestein, wo das Wasser langsam einsickerte. Aber er wußte, daß sie den gleichen Gedanken hatten.
    „Wir können versuchen, die nasse Stelle abzudichten", sagte Breghsek eifrig. „Wir sehen doch, wenn es schlimmer wird. Aber so lange müssen wir weiterarbeiten. Im schlimmsten Fall stürzt mit dem Meer ein Teil des Berges ein, aber einige von uns werden sich retten können, um..."
    Warum und wozu, das wußte er nicht, aber ihm ging es wohl ähnlich wie Kaghoul, der plötzlich wieder Ismeghs ketzerische Fragen im Kopf hatte.
    Wozu die Arbeit? Warum immer weiter?
    Es war wichtig, den Stollen weiterzutreiben. Also mußte es irgendwann und irgendwo einmal etwas geben, das man finden mußte.
    Normalerweise machte sich keiner der Arbeiter darüber Gedanken. Es war ihre Aufgabe, die sie zu erfüllen hatten. Dafür waren sie hier, dafür lebten sie.
    Aber jetzt...
    „Meine Hacke!" schrie Kaghoul in den Stollen. „Pronthor und alle, die aus meiner Schicht noch nicht zu müde sind - kommt und helft Breghseks Trupp! Und die anderen sichern die Decke! Zwei Mann laufen zur Schleuse und öffnen sie, sobald Alarm geblasen wird!"
    Zweimal schon hatte er es überlebt. Es würde sie hinausspülen oder begraben. Er würde sterben oder wieder ein geschenktes Leben beginnen, irgendwo in einem anderen unterseeischen Berg - sein drittes; nein, es war, nach dem Kampf auf dem Land, schon das vierte.
    Wie ein Besessener begann er, auf die Wand einzudreschen; neben ihm standen Breghsek und Pronthor, und immer mehr kamen hinzu, bis sie sich selbst behinderten.
    Sie arbeiteten viele Stunden lang. Kaghoul konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Er taumelte, wurde aufgefangen, machte weiter. Einmal bildete er sich ein, selbst Ismegh mit einer Hacke in der Hand zu sehen.
    Er bekam kaum mit, wie jemand schrie, daß das Wasser jetzt schneller einsickere. Es war nicht mehr zu stoppen, aber das interessierte keinen mehr. Sie waren im Rausch, fühlten sich so nahe an einem Ziel, für das sie und viele andere immer gearbeitet hatten, ohne eine Ahnung davon zu haben, was es war.
    Nur manchmal war es wie ein Aufflackern in ihrem Kopf. Da schoß die Angst in ihnen hoch. Es war etwas anderes, sich in einer gefahrlosen Situation mit dem Gedanken zu trösten, nach dem Tod in den Schoß zurückzukehren und nichts zu befürchten zu haben - und im Augenblick höchster Gefahr von einem ebenso tief wie die Aufgabe verankerten Selbsterhaltungstrieb gepeitscht zu werden.
    Plötzlich war Ismegh da. Sie schlug wie wild

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