1737 - Das Blut der Zauberin
gab Geräusche von sich, die einem tiefen Stöhnen glichen. Satt und auch zufrieden hörten sie sich an.
Die Zunge wanderte zu einer anderen Wunde. Sie bewegte sich zuerst von oben nach unten über den Schnitt hinweg und kreiste dann auf der Wunde.
Der Professor sah es, und er verhielt sich still. Er hätte auch nicht gewusst, was er sagen sollte. Für ihn war der Vorgang unbegreiflich. Da kam jemand, der das Blut der Toten ableckte. Das war verrückt und nicht zu fassen.
Justine ließ sich nicht stören. Sie wollte keine Wunde auslassen. Jeden Tropfen musste sie ablecken, und wieder umkreiste ihre Zungenspitze die Wunden.
Hin und wieder war ein sattes Stöhnen zu hören, ein Zeichen dafür, dass es ihr gut ging.
Mit dem Gesicht war sie fertig. Jetzt kümmerte sich die Cavallo um den Körper. Sie fing am Hals an. Dann glitt die Zunge weiter über die Haut hinweg, bis zum Ansatz der Brüste, wo sich die weiteren Schnitte abzeichneten.
Dann leckte sie alles blank, aber sie war danach noch nicht fertig.
Auch die Schultern und die Arme waren mit diesen blutigen Stellen bedeckt.
Nichts ließ sie aus. Sie leckte, sie schmatzte und trat erst von Serena zurück, als nichts mehr vom Blut zu sehen war. Jetzt erst zeigte sich die Vampirin zufrieden und betrachtete ihr Werk.
Wenn jemand stolz auf eine Tat sein konnte, dann war sie es. Kein Tropfen war zu sehen, die Haut schimmerte leichenblass wie immer, und auch die Wunden fielen kaum mehr auf. Sie erinnerten nur noch an schwache Striche, die leicht eingedunkelt waren.
Justine Cavallo hatte ihre Aufgabe beendet. Sie leckte die letzten Tropfen von ihren Lippen und vergaß dabei auch die Mundwinkel nicht.
Danach drehte sie sich gelassen und auch sehr zufrieden um. Jetzt richtete sie ihren Blick auf den wartenden Professor, der alles gesehen hatte. Dieser Vorgang hatte ihm die Sprache verschlagen. Er wollte etwas sagen, brachte es jedoch nicht fertig. Nur seine Lippen zitterten.
Justine nickte dem Professor zu. »Du hast deine Sache sehr gut gemacht, ich gratuliere dir. Ab nun aber hast du Verantwortung übernommen. Verstehst du das?«
»N – nein – nicht wirklich.«
»Du wirst sie mitnehmen.«
»Aber ich...«
Sie ließ den Mann nicht ausreden. »Du wirst sie mitnehmen und in deiner Wohnung behalten. Du hast dich in eine Ferienwohnung eingemietet.«
»Das schon. Aber...«
»Ich lasse keine Widerrede zu. Du willst doch am Leben bleiben – oder?«
»Ha, wer will das nicht?«
»Eben. Ich kann dich normal am Leben lassen, aber dich auch in einen anderen Zustand versetzen.« Die weitere Erklärung gab sie auf eine bestimmte Art und Weise ab, denn sie öffnete ihren Mund, und der Professor konnte einfach nicht vorbei schauen.
Er sah etwas, das für ihn abermals ein Phänomen war. Die Blonde hatte kein normales Gebiss, wie man es von einem Menschen kannte. Ihres wies eine gefährliche Anomalie auf, denn die beiden Augenzähne wuchsen wie zwei leicht gebogene Messerspitzen nach unten und würden brutal in die Haut eines Menschen schlagen.
Die Erkenntnis überkam den Professor urplötzlich. Er hatte es hier mit einem weiteren unglaublichen Phänomen zu tun, denn vor ihm stand ein weiblicher Vampir.
Das sah er. Darüber dachte er nach, aber dies zu akzeptieren fiel ihm schwer. Natürlich hatte er genug über Vampire gehört und auch gelesen. Dass sie aber in der Wirklichkeit existierten, das war zu viel des Guten, daran hatte er nicht glauben können, und er musste nun mit ansehen, dass eine derartige Person vor ihm stand, eine Blutsaugerin, denn er hatte nicht vergessen, wie diese Blonde das Blut vom Körper der Mystikerin geleckt hatte.
Eine Hand umkrallte sein Kinn. Der Kopf wurde ihm zur Seite gedrückt, und er hörte ihre geflüsterte Frage.
»Hast du mich begriffen?«
Er wollte nicken, was er nicht schaffte, und so würgte er die Antwort hervor.
»Das habe ich.«
»Dann bin ich zufrieden. Und ich hoffe auch, dass du in meinem Sinne handelst.«
»Ich versuche es.«
»Du wirst es tun. Du wirst mit ihr den Weg ins Tal gehen. Noch ist es hell, das schaffst du. Wenn du im Ort angekommen bist, geh in deine Wohnung und warte.«
»Zusammen mit einer Toten?«
Die Cavallo kicherte. »Ist sie wirklich tot, die gute Serena?«
Ludwig Leitner wusste nicht, was die richtige Antwort auf diese Frage war. Deshalb sagte er: »Ich weiß es nicht.«
»Das ist schon okay. Und denk immer daran, dass mir dein Blut ebenfalls schmecken wird. Geh mit ihr los.«
»Und was
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