1738 - Der alte Raunach
vermitteln", sagte Pi-Poul. Er hatte wohl Rhodans leichtes Stirnrunzeln bemerkt und richtig gedeutet „Obwohl sie seit vielen Jahren loyal zu mir stehen und ich sogar auf ihrer Regierungsplaneten eingeladen worden bin, kann ich es nicht nachvollziehen. Das bedaure ich sehr."
„Ich weiß leider auch nicht sehr viel über die Raunach", gestand Rhodan lächelnd.
„Wissen bedeutet immer nur mehr Fragen", versetzte der Thean.
Rhodan versuchte in seinem Gesicht zu lesen, doch es gelang ihm nicht.
Dieses kleine, knochige, faltenreiche Antlitz sah sehr menschlich aus - abgesehen von den riesigen roten Augen -, doch der Thean gab nichts preis, was er nicht wollte.
Fasziniert setzte Perry Rhodan seine Führung fort.
*
Nachdem der Rundgang beendet war, geleitete Perry Rhodan der Reihe nach die Kommandanten zu ihren Quartieren, zuletzt den Thean.
Pi-Poul sah sich in der Unterkunft um. „Sehr komfortabel für einen Gefangenen."
„Ich sagte dir bereits, daß ich dich als Gast begrüßen möchte", sagte Rhodan.
Der Thean richtete die leuchtenden Augen auf ihn; seine große, längliche Pupille zog sich ein wenig zusammen.
Die erste wirklich emotionale Reaktion, die Rhodan an ihm bemerkte.
„Das erklärt wohl auch deinen ausführlichen Rundgang durch dieses Schiff", meinte er.
Unwillkürlich lächelte der Terraner.
„Wir verstehen es gut, uns zu schützen und zu verteidigen. Und alles, was mit Waffen zu tun hat, habe ich ausgelassen."
„Möchtest du auf diese Weise mein Vertrauen gewinnen?" fragte der Thean sehr direkt.
„Ja", gab Rhodan ebenso offen zurück.
„Dann scheint dir also tatsächlich etwas an all den Dingen zu liegen, die du mir berichtet hast?"
„Es ist alles wahr. Ich möchte das in den nächsten Tagen verstärken und, wenn möglich, beweisen."
„Ich habe noch eine Frage, Perry Rhodan." Die schwarzen, schimmernden Pupillen erweiterten sich zu maximaler Größe.
„Nun, nachdem du mich und meine Getreuen erfolgreich an Bord nehmen konntest, möchte ich gern von dir wissen, ob du die Wahrheit gesprochen hast. War diese Fünfzig-Tage-Frist nur eine Finte?"
„Nein, Thean. In spätestens zwei Tagen nach unserer Zeitrechnung hätte das große Sterben bei euch begonnen. Ich weiß es deswegen, weil eine unserer Schiffsbesatzungen aus diesem Grund elend zugrunde gegangen ist. Uns war das zu dem Zeitpunkt nicht bekannt."
„Warst du selbst dabei?" wollte der Thean wissen.
„Nein. Ich konnte nur noch die Toten bergen. Aber das macht es nicht leichter." Rhodan verbarg seine Gefühle in diesem Moment nicht.
„Aus diesem Grund wolltest du uns retten?" fuhr Pi-Poul fort.
„Ich konnte das nicht zulassen", antwortete Rhodan. „Und ich wollte diese ideale Gelegenheit, endlich ins Gespräch mit einem Angehörigen der Damurial zu kommen, nicht verstreichen lassen."
Er richtete seine durchdringenden grauen Augen nun direkt auf den Thean.
„Ich habe deine Fragen beantwortet, Thean. Gestatte mir nun eine Frage."
„Bitte!"
„Weshalb habt ihr euch so bereitwillig aufnehmen lassen?"
Etwas blitzte in den Augen des Theans auf, das Rhodan als amüsierte Heiterkeit deutete.
„Das war unsere einzige Chance, an ein Schiff zu kommen, Perry Rhodan", gestand er.
„Das ist sehr ehrlich", sagte Rhodan.
„Ehrlichkeit ist eine fast vergessene und daher nur sehr wenig gebräuchliche Form der Diplomatie", entgegnete Pi-Poul Thean. „In unserem Fall bedeutet sie nichts sonst. Weder Verständnis noch Vertrauen."
*
„Nun, wie läuft es?" erkundigte sich Reginald Bull, als sein Freund bei ihm in der Unterkunft erschien und sich schweigend einen Drink servieren ließ.
„Ich weiß es nicht so recht", antwortete er schließlich. „Dieser Thean ist mit allen Wassern gewaschen. Ich muß gestehen, daß ich absolut keine Ahnung habe, was er wirklich von uns hält. Vielleicht macht er sich Gedanken über das, was ich ihm sagte, vielleicht macht er sich auch nur über mich lustig und wartet auf die erstbeste Gelegenheit, das Schiff zu übernehmen."
„Wir haben sämtliche Vorsichtsmaßnahmen getroffen, Perry. Du kannst dich auf uns verlassen."
„Das weiß ich. Aber er verunsichert mich trotzdem."
„Soll ich mal mit ihm reden?"
Rhodan lachte. „Damit muß ich allein fertig werden. Um so mehr, als mich dieser Thean fasziniert. Ich möchte wissen, ob sich nicht eine Reaktion aus ihm herauslocken läßt. Er spricht ganz passabel Interkosmo, weißt du das? Auch die Gish-Vatachh haben
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