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1739 - Der Tabubrecher

Titel: 1739 - Der Tabubrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wird."
    „Wenn ich mich recht erinnere, hast du selbst ihn dazu gedrängt, persönlich auf die andere Seite zu fliegen", sagte Vor-Toran ruhig.
    Er versuchte, die Schwaden in dem Helm mit seinen Blicken zu durchdringen, doch er konnte kein Gesicht ausmachen. Die Abneigung beruhte auf Gegenseitigkeit, und Vor-Toran machte keinen Hehl daraus. Als zukünftiger Persönlicher Vertrauter des Hohen Theans konnte er es sich erlauben, weitgehend offen zu sprechen.
    „Dies geschah aufgrund einer Besprechung zwischen Pi-Poul und mir.
    Wir kamen dabei gemeinsam überein, daß es besser sei, wenn ein Thean sich selbst darum kümmern würde."
    „Aber weshalb gerade Pi-Poul?" insistierte der Raunach.
    „Er ist ein Diplomat", antwortete Darimus. „Ich bin auch ein Diplomat, aber kein so guter wie er. Die Angelegenheit ist von solcher Tragweite, daß Pi-Poul mir nicht gestatten wollte, an seiner Stelle zu fliegen."
    Vor-Toran zog den Helm in die Stirn, um sein Gesicht zu überschatten.
    Darimus’ Verhalten machte ihn mißtrauisch. Der Yllaxer gab sich normalerweise nicht so bescheiden.
    „Wozu möchtest du mich überreden?" fragte Vor-Toran direkt.
    „Jemand muß auf die andere Seite, um festzustellen, was mit Pi-Poul geschehen ist."
    „Das ist nicht mehr möglich, das weißt du genau. Die Ayindi haben den Tabuplaneten in ein Schutzfeld gehüllt, das wir nicht durchdringen können."
    Der Raunach durfte nicht so rasch seine Bereitschaft zeigen; das war Vor-Toran bewußt.
    „Wir werden einen Weg finden", sagte Darimus. „Die Ayindi werden bald wieder einen Wachwechsel haben. Diese Gelegenheit brauchen wir nur abzuwarten. Wir werden angreifen, und ihr werdet die Verwirrung nutzen und durch die Strukturlücke fliegen."
    „Wen meinst du mit ihr?"
    „Du und deine Leute. Die KALADA. Das müßt ihr allein durchziehen, verstanden? Nur so habt ihr Aussicht auf Erfolg."
    „Du denkst, ein einzelnes Schiff fällt nicht auf?"
    Darimus hob den rechten oberen Arm. „Erstens. Und zweitens: Wir müssen ohnehin davon ausgehen, daß unser Hoher Thean tot ist. Um diese Bestätigung zu erhalten, brauchen wir nur ein einziges Schiff."
    „Aber nicht unbedingt die KALADA", widersprach Vor-Toran. „Und nicht den Kommandanten der Raunach-Flotte."
    „Willst du den Befehl eines Thean verweigern?" fragte Darimus sofort.
    Vor-Toran zögerte. Natürlich wollte er selbst fliegen, aber irgendwie gefiel ihm diese Situation nicht. Vermutlich wollte Darimus seine Position stärken, sobald er ebenfalls weg war.
    Er war in einer schwierigen Lage.
    Die ganze Zeit über war er drauf und dran gewesen, einfach loszufliegen. Nun, da er ohne weiteres die Erlaubnis dazu erhalten hatte, begriff er, daß es nicht so einfach war.
    Er hatte die Aufgabe, die Raunach-Flotte zu führen. Damit trug er letztlich die Verantwortung über fast zwei Millionen Soldaten.
    „Ich will den Befehl nicht verweigern", sagte er. „Aber ich habe den Oberbefehl über die Schiffe der Raunach. Ich kann diese Verantwortung nicht einfach niederlegen."
    „Bestimme einen Führungsstab, der in deinem Sinn handelt", wiegelte Darimus ab. „Du willst mir doch wohl nicht erzählen, daß es außer dir und Pi-Poul keinen gibt, der dazu in der Lage wäre. Was dich betrifft, so gebe ich dir hiermit in meiner Eigenschaft als Großer Sprecher der Theans den ausdrücklichen Befehl, nach dem Hohen Thean zu suchen. Obwohl ich es nicht nötig hätte, gebe ich dir auch eine Erklärung für meine Entscheidung: Du stehst dem Thean sehr nahe, und ich weiß, daß er dir restlos vertraut.
    Dieses Vertrauen möchte ich nun auch dir aussprechen. Würde ich Gish-Vatachh oder meine eigenen Leute schicken, so bestünde die Gefahr, daß sie die Ayindi aus der Defensive locken und eine Auseinandersetzung herausfordern, der wir nicht gewachsen sind.
    Machen wir uns nichts vor, Kommandant: Die Ayindi beschützen diesmal nur ihre Passageplaneten, aber sie greifen weder an, noch scheinen sie einen Eroberungsfeldzug zu planen. Sollten sie ihre Meinung ändern, nützen auch dreißigtausend Damurial-Einheiten nichts. Dies war vor zwei Millionen Jahren genauso. Damals konnten wir nur mit Quidors Hilfe gewinnen. Aber Quidor ist schon lange tot, und an eine zweite wundersame Rettung durch einen plötzlich auftauchenden Erlöser glaube ich nun einmal nicht."
    „Du denkst, ich bin diplomatischer als deine Leute", meinte Vor-Toran.
    „Zweifelsohne. Auch diplomatischer als so mancher Thean... na, sagen wir, die meisten."

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