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1739 - Der Tabubrecher

Titel: 1739 - Der Tabubrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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starrte durch das Sichtfenster auf die verwüstete Landschaft, die unter ihm vorbeizog. Rhodan war auf Gleitflug gegangen, langsam und gemütlich flogen sie dahin, bis der Thean bereit war zur Landung.
    Der alte Thean spürte, wie sein Herz heftig zu pochen begann, und er lehnte sich hastig zurück. Für einen Moment wurde ihm speiübel. Unwillkürlich ließ er die Kette durch seine Finger gleiten, begleitet von leisem Murmeln.
    „Soll ich höher steigen?" fragte Perry Rhodan.
    Auf der Stirn des Raunach standen feine Schweißperlen.
    „Nein", sagte er. „Danke, es geht schon. Es braucht nur noch einige Zeit. Bitte hab Geduld mit mir."
    „Soviel du brauchst, ehrwürdiger Thean", räumte Rhodan ein. „Ich warte auf deine Zustimmung."
    Er benutzte mit Absicht die ehrenvolle Anrede der Damurial, um seine - aufrichtige - Achtung vor Pi-Poul auszudrücken und ihm damit das Selbstbewußtsein zu erhalten. Für Pi-Poul war klar: Er wollte ihm helfen, soweit es ging.
    „Diese Richtschnur ist meine letzte Erinnerung an die Vergangenheit, nachdem ich die KHONIN verloren habe", sagte Pi-Poul leise. „Ich bin nun fast einhundertundein Jahre Thean, und der älteste, der unter mir dient, ist Vor-Toran." Vor-Toran, der wahrscheinlich gar nicht mehr lebt! „Alle anderen sind entweder gestorben oder längst aus dem aktiven Dienst ausgeschieden."
    „Gibt es einen Thean, der länger im Amt ist als du?"
    „Nein. Meine Amtszeit ist die längste von allen in den letzten tausend Jahren, soweit man sich eben zurückerinnern kann. Mich erstaunt es selbst, daß ich solange durchgehalten habe."
    Jetzt gelang dem Raunach ein Lächeln.
    „Also werde ich das hier auch überstehen. Es erinnert mich sogar daran, daß ich die KHONIN durch meinen jugendlichen Leichtsinn beinahe schon kurz nach Einführung in mein Amt verloren hätte, und zwar auf einem Tabuplaneten! Ich hatte gerade meine erste Mannschaft selbst zusammengestellt, die nur aus Raunach bestand. Wir gingen auf unsere erste Mission. Wir waren alle natürlich entsprechend abenteuerlustig, und als wir ein Piratenschiff im Orbit eines Tabuplaneten orteten, starteten wir sofort einen Angriff. Diese Piraten aber waren keine Anfänger wie wir, sondern absolute Profis, die bisher jedem Damurial-Wächter entkommen waren. Das wußte ich zu dem Zeitpunkt natürlich nicht; ich brannte nur darauf, meine ersten Ehren zu verdienen. Ich ging davon aus, daß ein so großes und mächtiges Schiff wie die KHONIN, das noch dazu das Thean-Zeichen trug, den Piraten sofort Angst einjagen würde. Natürlich war das Gegenteil der Fall. Sie wichen unserem Angriff mühelos aus, um dann ihrerseits anzugreifen. Es folgte ein verheerendes Gefecht. Die Piraten waren ebensogut ausgerüstet wie wir und richteten erhebliche Schäden an. Der Pilot verlor schließlich die Kontrolle über die KHONIN, und wir stürzten auf den Tabuplaneten zu. Fast zu spät reagierte das Schiff wieder, wir schossen wie ein feuriger Pfeil über den Planeten dahin, bis wir aufsteigen und in den Raum zurückkehren konnten, um die Schäden zu reparieren. Die Piraten hatten sich natürlich längst aus dem Staub gemacht.
    So nahe bin ich seither keinem Tabuplaneten mehr gekommen."
    „Was für Gefühle hattet ihr damals?" wollte Rhodan wissen. „Überwog die Angst vor den Gesetzen oder vor dem Tod?"
    „Ich weiß es heute nicht mehr", gestand Pi-Poul. „Aber ich denke, es hielt sich die Waage. Das war eine gute Lehre für uns alle. Meine Mannschaft wurde dadurch bald zur besten der Damurial, und ich selbst hatte eine Menge dazugelernt für spätere Handlungen und Entscheidungen."
    Rhodan nickte. „Aus Erfahrung..."
    „Die wievielte Umkreisung ist das jetzt?" erkundigte sich der alte Thean dann.
    „Keine Ahnung", sagte Rhodan achselzuckend, „ich habe nicht mitgezählt."
    „Nun gut", fuhr Pi-Poul fort. In seinem singenden Tonfall lag ein leichtes Zittern. „Also dann! Schieben wir es nicht länger auf. Geh hinunter, Perry Rhodan."
    Er stand auf und ging in den hinteren Bereich der Kanzel, in Perry Rhodans Rücken. „Und bitte, achte nicht auf mich", fügte er hinzu.
    „Ich habe genug mit dem Landeanflug zu tun", behauptete der Terraner.
    Langsam ging Rhodan auf Sinkflug.
     
    *
     
    Pi-Poul fühlte sich so erbärmlich wie nie zuvor in seinem Leben.
    Sein sachlicher Verstand versuchte sich durchzusetzen, schaffte es aber nicht gegen die uralte Ideologie. Er konnte nichts dagegen tun. So alt und abgeklärt wie er war, konnte er es

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