Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1739 - Der Tabubrecher

Titel: 1739 - Der Tabubrecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
dennoch nicht verhindern, daß er zu einem kleinen Häuflein Elend zusammensackte, das zitternd in der Ecke eines Beiboots hockte, die Arme über den Kopf gestülpt.
    War es die Angst vor dem Tod oder vor einer göttlichen Strafe? Er wußte es nicht.
    Er hatte einfach nur Angst, entsetzliche Angst, die tiefer ging als die Todesfurcht eines Tiers. Obwohl er sich nicht vorstellen konnte, was seine Tabuverletzung auslösen mochte, empfand er ein furchtbares Grauen.
    Einzig seine Beherrschung bewahrte ihn davor, zu einem irrsinnigen Wesen zu verkommen.
    Die Welt ging unter in einem Dröhnen und Rauschen, sein Blick wurde verschwommen und trüb. Er spürte nichts mehr, da sein Körper sich in einer Welt aus Watte und Nebel befand.
    Wie lange dieser Zustand anhielt, wußte er nicht.
    Das erste, was er wieder real empfand, war Perry Rhodans ruhige Stimme, die irgendwann und irgendwie den Weg zu seinem verstörten Verstand fand und dort die Rückkehr in die Normalität auslöste.
    „Wir sind gelandet!"
     
    7.
     
    Shaft Pi-Poul löste langsam die Umklammerung von sich selbst. Die Arme, die sich stark verkrampft hatten, taten ihm weh, sein Kopf dröhnte.
    Langsam klärte sich sein Blick, und er konnte den Terraner in unveränderter Haltung in dem Kommandosessel vor sich sehen, nach wie vor mit dem Rücken zu ihm.
    Langsam stand der Thean auf; seine Knie zitterten, und seine Füße waren eingeschlafen. Er taumelte und hielt sich an der Wand fest, bis das Kribbeln in seinen Zehen nachließ und er sich wieder einigermaßen sicher auf den Füßen fühlte.
    Dann kehrte er langsam, aber festen Schrittes zu seinem Sitz zurück, ließ sich zuerst dort nieder, bevor er hinaussah.
    Wahrhaftig! Er sah den staubigen, stellenweise durch furchtbare Hitzestürme zusammengebackenen Boden einer toten Welt direkt vor sich.
    Derselbe Tabuplanet, auf den sie Stunden zuvor hinabgesunken waren.
    Es war kein Trick, was auch seine in der Erinnerung lebendigen Lehren ihm einflüstern mochten.
    Er war gelandet. Auf einem Tabuplaneten.
    Der erste Thean, vielleicht sogar das erste in dieser Sternenregion geborene Lebewesen überhaupt, seit zwei Millionen Jahren.
    Und nichts war geschehen.
    Es hatte niemals genaue Prophezeiungen gegeben, was geschehen mochte, wenn dieses Tabugesetz jemals gebrochen würde.
    Und jetzt wußte Pi-Poul Thean auch warum.
    Weil nichts geschehen konnte. Weil überhaupt nichts geschah!
    „Wollen wir aussteigen?" fragte Perry Rhodan ruhig und freundlich.
    Wahrscheinlich machte er sich seine eigenen Gedanken über die Reaktionen des alten Theans, aber das war Pi-Poul völlig gleichgültig. In diesem Moment war er nur mit sich beschäftigt, mit seiner Faszination und dem wachsenden Bewußtsein, daß er mit einer Lüge ausgebildet worden war. Vielleicht wußte heute keiner mehr, daß die unheilvollen Prophezeiungen über die Tabuüberschreitungen nicht der Wahrheit entsprachen, doch das machte keinen Unterschied.
    Irgendwann, nach Beendigung des Krieges gegen das Namenlose Böse, war diese Lüge manifestiert worden, von irgend jemandem und in voller Absicht. Aber weshalb?
    „Natürlich", antwortete er.
    Einen Moment lang war er verwundert über den heiteren Klang in seiner Stimme, denn so gelöst fühlte er sich eigentlich noch nicht. Doch seine Gedanken über Wahrheit und Lüge hatten Zeit bis später. Jetzt mußte er das Tabu endgültig überwinden, und das erfüllte ihn mit Furcht und Erwartung zugleich.
    Ein wenig lebte der kleine Pi-Poul in ihm wieder auf, der den Turm der Gerechtigkeit betreten hatte.
    „Natürlich steigen wir aus, Perry Rhodan. Deshalb sind wir doch hierhergekommen."
     
    *
     
    Das seltsame Gefühl hielt an, als er das erste Mal seinen Fuß auf einen Tabuplaneten setzte.
    Perry Rhodan trug einen Schutzanzug, den er dem Raunach gegenüber als SERUN bezeichnete, Pi-Poul hatte seinen Schutzhelm aktiviert.
    Das wirklich Seltsame daran war, daß eigentlich nichts aufregend war.
    Der Raunach verließ das Beiboot und betrat den harten, leicht staubigen Boden auf dieselbe Weise, wie er viele Male zuvor schon andere Planeten betreten hatte.
    Dieser Tabuplanet entpuppte sich als ganz normale, uninteressante Welt - wie tausend andere auch.
    Nichts ereignete sich, als er den zweiten Schritt unternahm.
    Weder verlöschten die Sterne, noch ging das Universum unter. Und nichts ging körperlich in ihm vor.
    Einige Zeit ging er ganz still dahin, nahm den Anblick dieser toten Welt in sich auf und stellte sich vor, wie

Weitere Kostenlose Bücher