174 - Die Katastrophe von Basajaun
kaiserlichen Armee des böhmischen Grafen Albrecht von Wallenstein, der auf eigene Kosten eine 20 000 Mann starke Armee aufgestellt und ausgerüstet hatte - dafür ernannte ihn Ferdinand II zum kaiserlichen Heerführer -, hatte der dänische König Christian IV kapitulieren müssen. Die Dänen hatten zugunsten der Protestanten 1625 in den Krieg eingegriffen und mußten sich im Frieden von Lübeck am 22.5.1629 zur Neutralität gegenüber den Vorgängen in Deutschland verpflichten. Eine Rekatholisierung aller seit 1552 von den Protestanten eingezogenen katholischen Güter war vorgesehen. Der Dänenkönig mußte die niedersächsischen Bistümer abgeben.
Im Moment triumphierten die Katholiken über die Protestanten. Aber es war schon abzusehen, daß es sich nur um eine Atempause handelte und der Große Krieg bald in die nächste Phase treten würde.
„Ich bin auf der Seite des Rechts und der Wahrheit", antwortete Coco auf die Frage des Hauptmanns. „Und des wahren Glaubens."
Welchen sie damit meinte, sagte sie nicht. Czersky legte es günstig aus.
„Also auf unserer. Wir haben große Gefahren bestanden und uns ruhmreich geschlagen."
So wild war es in der hiesigen Gegend jedoch noch nicht gewesen. Czersky und seine Soldaten waren als Ordnungsmacht aufgeboten, um das Ausbrechen von Unruhen zu verhindern. Czersky und seine Landsknechte schoben schon seit einiger Zeit eine ruhige Kugel am Bodensee.
„Der Fall ist entschieden", sagte Czersky zu den Soldaten. „Coco Zamis wird in mein Zelt gebracht und bleibt unter Bewachung dort, bis ich sie eingehend befragt habe. Dann wird man weitersehen. Ihr Soldaten habt sie gefangen und hergebracht. Das war eure Pflicht. Jetzt ist sie in meiner Hand." Rübenhans, Mirko, Isidor Blagender und die andern murrten zwar, mußten sich aber fügen. Coco wußte genau, was der Hauptmann wollte, nämlich sie. Und wenn sie sich ihm nicht fügte, konnte er sie jederzeit seinen Soldaten ausliefern oder als Spionin hinrichten lassen.
Der Profoß führte Coco zu seinem Zelt. Barbara Mohr schaute sie mit wütend funkelnden Augen an. Sie war eifersüchtig und witterte in Coco eine Rivalin. Zwar hatte sie schon eine in der hübschen, zierlichen Luisa Stratti, aber mit ihr konnte sie leben und sich die Gunst des Hauptmanns teilen. Ob sie es mit einer dritten auch so würden halten können, bezweifelten beide.
Kaum im Zelt, sah sich Coco den beiden wütenden Dirnen gegenüber.
„Du!" fauchte Luisa. „Ich zerkratze dir so das Gesicht, daß dich nicht mal bei Nacht mehr einer anschaut!"
„Dir reiße ich die Haare aus!" drohte Barbara. „Siehst du das Messer in meiner Hand? Du hast zwei Möglichkeiten. Entweder ich schneide damit einen Schlitz in die Rückwand des Zeltes und du verschwindest auf der Stelle, oder ich stoße es dir in den Leib! - Du kannst wählen!"
Gegenwart, Hof der alfar, Island, Dorian Hunter:
„Meine Mama wird nie, nie mehr wiederkommen!" jammerte Martin. „Ich spüre ihre Gedanken nicht mehr! Sie ist tot!"
Tränen liefen ihm übers Gesicht. Tirso Aranaz, der blauhäutige Zyklopenjunge, war knapp sechs, Martin viereinhalb Jahre alt. Tirso, groß und kräftig wie ein Zehnjähriger im Gegensatz zu dem körperlich normal entwickelten Martin, wurde von seiner Trauer angesteckt.
„Ist Coco wirklich tot?" fragte er Dorian.
Der Dämonenkiller war nach dem Magnetsprung mit den beiden Kindern plangemäß auf Island in der Nähe des Hofes der alfar gelandet. Die vier Gebäude standen in der einbrechenden Dämmerung zwischen den Bergen Skaldbreydur und Hlodufell, die schneebedeckt grüßten. Hier herrschte eine ganz andere Atmosphäre als in Guatemala im Dorf Tuxtla bei der Pyramide des Kondorgotts. Eben noch hatte Dorian hart gegen die lärmenden Gegner kämpfen müssen, mit Coco zusammen.
Jetzt herrschte tiefster Friede. Aber Coco war fort. Dorian wußte, daß die Magnetfelder irgendwie mit Malkuth zusammenhingen. Seit die Verbindung zur Welt der Janusköpfe in einer anderen Dimension völlig abgerissen war, arbeiteten die Magnetfelder unzuverlässig.
Dorian glaubte, Coco habe es lediglich in eine andere Ecke der Welt verschlagen, und sie würde sich dann schon wieder melden und zu ihm und Martin gelangen. Dennoch versetzte ihm Martins Bemerkung einen Stich. Der Dämonenkiller hatte Angst um seine Lebensgefährtin.
„Dummes Zeug", sagte er unwirsch. „Coco ist natürlich nicht tot. Sie wird bald wieder bei uns sein. Jetzt gehen wir zum Elfenhof und sagen Onkel Unga,
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