1740 - Gefangene des Theans
bildete, handelte er: Er bewegte sich durch den Schacht und ergriff nacheinander die beiden Frauen, Saedelaere und Gruener. Der Sturz endete.
Die in seinen Wadenblöcken verborgenen Gravo-Paks halfen ihm, den von der Hamiller-Tube gesteuerten Flug zu beenden. Alle klammerten sich an ihn, und er schwebte mit ihnen zur roten Linie hinüber.
Nun wurde Robert Gruener aktiv. Seine Hände glitten über die Wand, die aus einer fugenlosen, hochfesten Metall-Plastik-Verbindung bestand, und plötzlich schob sich ein Teil der Wand zur Seite. Eine etwa zwei Meter hohe Öffnung entstand. Gruener stieg hinein und ging einige Meter weit. Dann blitzte eine Lampe an seinem Handgelenk auf.
„Hier ist ein Versorgungsgang", erläuterte er, als ihm die anderen folgten. „Ich bin sicher, daß er schon lange nicht mehr unter der Kontrolle der Tube steht."
Mila und Nadja ließen sich auf den Boden sinken. Sie atmeten schwer.
„Ich dachte, jetzt ist’s aus mit uns", gestand Mila.
„Hamiller ist verrückt geworden", ergänzte ihre Schwester. Sie preßte für einen kurzen Moment beide Hände vor das Gesicht. „Daran besteht für mich kein Zweifel mehr. Es wird zu einer Katastrophe kommen."
„Wie geht es weiter?" fragte Alaska Saedelaere, während Robert Gruener die Öffnung in der Schachtwand schloß.
Er schaltete die winzige Lampe an, die er am Handgelenk trug. Sie gehörte zu seinem Armbandkombigerät.
„Wir haben nur zwei Möglichkeiten", antwortete der Robotspezialist.
„Erstens - wir ergeben uns Hamiller."
„Kommt nicht in Frage", versetzte Alaska.
„Die Macht der Hamiller-Tube ist recht umfassend", argumentierte Voltago sehr menschlich. „Er würde uns nie mehr aus ihr entlassen, wenn er uns erst einmal hat."
„Zweitens - wir müssen uns zu meinen Androgyn-Robotern durchschlagen", fuhr Robert Gruener fort. „Die Roboter stehen nicht unter der Kontrolle der Hamiller-Tube. Sie werden uns helfen."
Da sie fürchten mußten, schon bald verfolgt zu werden, rannten sie in den Gang hinein. Sie wollten die Einstiegsöffnung so rasch wie möglich hinter sich lassen.
„Und dann?" fragte Mila. „Wenn wir es scharfen sollten, zu den Robotern zu kommen? Wie geht es danach weiter?"
„Das entscheiden wir, sobald wir dort sind", antwortete Alaska Saedelaere, der die Leitung der Gruppe übernommen hatte. „Wir müssen abwarten, wie sich die Dinge entwickeln."
Die Angst trieb sie voran.
„Schneller!" drängte Alaska Saedelaere. „Die Hamiller-Tube weiß, in welchem Bereich der BASIS wir uns aufhalten."
„Wir sind schon längst nicht mehr in der Nähe des Schachts", sagte Mila.
„Wenn die Tube die Schwerkraft in unserem Bereich drastisch erhöht", orakelte er, „dann kann sie uns damit buchstäblich an den Boden nageln.
Danach kann sie ihre Roboter in aller Ruhe auf die Suche nach uns schicken, und wenn sie uns gefunden haben, kann sie uns locker abschleppen."
„Genau", stimmte Gruener zu. „Deshalb müssen wir öfter die Richtung wechseln."
Sie stürmten in einen abzweigenden Tunnel hinein, der rasch niedriger wurde. Zuerst mußten sie sich bücken, dann konnten sie nur noch kriechen.
„Um was handelt es sich hier eigentlich?" fragte Nadja.
„Stillgelegte Versorgungsleitungen", erläuterte der Robot-Spezialist.
„Ich habe sie zum Training für meine Androgynen benutzt."
„Dann ist mir auch klar, warum die Hamiller-Tube keinen Einfluß darauf hat", versetzte Mila hörbar erleichtert.
Sie ließen sich in einen senkrecht verlaufenden Schacht sinken. Kaum waren sie einige Meter weit gekommen, als sich die BASIS zu drehen schien. Plötzlich hatten sie festen Boden unter den Füßen und konnten aufrecht gehen. Gravo-Paks an den Wänden der Röhre sorgten für diesen Effekt.
Robert Gruener blieb stehen.
„Ich glaube, wir haben uns weit genug vom Einstieg entfernt. Jedenfalls scheint die Hamiller-Tube nicht zu wissen, wo wir uns befinden."
„Noch haben wir keinen Grund, uns sicher zu fühlen", gab Voltago zu bedenken. In seinen ausdruckslosen Augen spiegelte sich das Licht der Lampen. „Die Tube schickt Roboter hinter uns her. Mit Hilfe von Infrarot-Spürern können sie unsere Spuren erkennen und uns folgen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie hier an diesem Punkt ankommen. Wenn wir uns zu lange aufhalten, treffen sie ein, während wir noch miteinander schwatzen."
„Du hast recht", sagte Alaska Saedelaere. „Wir können uns alles erlauben, nur keine Pause zu machen."
„Tut mir leid",
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