1740 - Und er lebt doch!
geht.«
»Da hast du einen wahren Satz gelassen ausgesprochen«, bemerkte Sheila. »Wir können einfach nicht leben wie alle anderen normalen Menschen. Bei uns gibt es immer einen Schuss in den Ofen, und dann erfolgt die Explosion.«
Das sah ich auch so. Ich hatte schließlich genug von den Conollys mitbekommen.
Serena saß auf ihrem Platz und verhielt sich still. Sie wurde in eine für sie völlig neue Welt gebracht, und daran würde sie sich erst gewöhnen müssen.
Sheila kam auf Shao und Suko zu sprechen. »Was haben die beiden wohl in China verloren?«
Ich hob die Schultern. »Keine Ahnung. Möglich, dass es etwas Privates ist. Genaueres werde ich vielleicht von Glenda erfahren.«
Da stimmten die Conollys zu. Noch knapp zehn Minuten würden wir fahren müssen, dann stiegen Sheila und Bill aus. Sie hatten zwar Urlaub genommen, doch der Zeitraum, um wirklich entspannen zu können, war nur klein gewesen. Das Grauen hatte wieder mal voll zugeschlagen, und das war auch an den Conollys nicht spurlos vorübergegangen. In ihren Gesichtern stand keine Entspannung, es war darin nur die Müdigkeit zu lesen. Besonders bei Sheila, die sich allerdings gut gehalten hatte.
Von einem Sieg wollte ich beim letzten Fall auch nicht sprechen. Die blonde Bestie war entkommen, denn ihr Urahn hatte sie mitgenommen.
Serena hatte den Platz neben mir eingenommen. Sie war stumm geblieben, hatte sich allerdings immer wieder umgeschaut und nahm die fremde Umgebung durch das Fenster wahr.
Der Zug würde bald einlaufen, ich half meinen Freunden mit dem Gepäck. Wir stellten die Koffer schon nahe der Tür hin, um sie sofort ausladen zu können.
Sheila lächelte etwas verkrampft. Serena schaute zu Boden, und Bill klatschte in die Hände, als der Zug hielt.
Sie stiegen aus. Ich half Serena noch mit dem Gepäck, und Sheila umarmte mich. Mit Bill klatschte ich mich ab, und wir sprachen davon, zu telefonieren.
»Alles klar.«
Ich stieg wieder ein und ließ mich auf meinen Platz fallen. Es war ein Sommertag in London, den man vergessen konnte. In der Nacht hatte es geregnet. Jetzt nicht mehr, aber die Luft war noch gefüllt von einer dicken Feuchtigkeit, die sich als Dunst in den Straßen ausbreitete.
Und ich sah auch, was einige Chaoten angerichtet hatten. Hin und wieder tauchten verbrannte Gebäude auf. Wir sahen die dunklen Autowracks, aber auch Menschen, die dabei waren, alles wieder zu richten. Das Land beugte sich dem Chaos nicht, es würde sich auch nicht beugen, das stand fest.
Ich machte mir meine eigenen Gedanken und versuchte herauszufinden, wie es wohl hier weiterging. Eine Alarmmeldung hatte mich nicht erreicht, so ging ich davon aus, dass ich vielleicht einige Tage Ruhe hatte.
Konnte sein, musste aber nicht. Bei meinem Pech kam eher die letztere Alternative infrage.
Ich war gespannt, ob Glenda mir mehr über Sukos und Chaos Reise nach Shanghai erzählen konnte. Aber das würde ich in wenigen Minuten erfahren, denn mein erstes Anlaufziel war New Scotland Yard.
Meine Reisetasche nahm ich mit ins Büro. Dort wartete Glenda Perkins bereits auf mich. Sie wusste ungefähr, wann ich auftauchen würde, und hatte sich entsprechend vorbereitet. Der Kaffee war gerade durchgelaufen.
Ich nahm den Duft wahr und fühlte mich sofort zu Hause.
»Na, du Alpen-Urlauber?«
Ich musste lachen. Doch dann schüttelte ich den Kopf.
»Von wegen Urlauber. Da ist nichts gelaufen. Es war genau das Gegenteil.«
»Habe ich schon von Sir James gehört.«
Ich ging endlich auf Glenda zu und begrüßte sie. Es tat gut, sie mal wieder in meinen Armen zu spüren. Aufgrund des Wetters hatte sie sich sommerlich gekleidet. Ein leichter bunter Rock, ein unifarbenes Oberteil, das violett schimmerte. Dazu helle Sommerschuhe mit nicht zu hohen Absätzen, wobei die Schuhe an den Füßen durch schmale Riemen gehalten wurden.
Das Wetter war nicht gerade sonnig gewesen, doch die Temperaturen sommerlich. Mein Hemd klebte mir zwar nicht am Leib, aber eine Dusche wäre nicht schlecht gewesen. Stattdessen trank ich Glendas guten Kaffee und ließ mich in dem leeren Büro nieder. Es war schon komisch, dort allein zu sitzen. Suko fehlte mir. Dafür leistete mir Glenda Gesellschaft, die ich danach fragte, wie sie die Chaostage überstanden hatte.
»Ich habe den ganzen Zirkus nur am Rande mitbekommen. Es war trotzdem schlimm.«
»Und was war mit Sir James?«
Glenda lachte und winkte ab. »Frag nicht danach. Er stand unter Stress und hetzte von einem Termin zum
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