1741 - Die Shanghai-Falle
alles okay«, sagte Suko. »Du musst jetzt nur hier liegen bleiben.« Das konnte er riskieren, denn er wollte sehen, was mit dem heimtückischen Angreifer passiert war, der eine geschlossene Hoteltür hatte überwinden können.
Er war an der anderen Seite über die Bettkante gerollt und lag nun auf dem Boden. Auch ihn hatte der Schlag mit der Peitsche verändert, nur zog er keine Fahne aus Asche oder Staub hinter sich her. Trotzdem löste er sich auf.
Er lag auf dem Boden. Da kein Durchzug herrschte, wurde das, was von ihm übrig blieb, auch nicht weggeweht. So sah Suko den Rest vor dem Bett liegen, und die Asche hatte sogar noch die Form eines Menschen.
Knochen sah er nicht. Sie waren ebenfalls zu einer grauen Masse geworden. Auch ein Gesicht malte sich nicht ab, die Magie der Peitsche hatte ganze Arbeit geleistet.
Die beiden Angreifer waren erledigt. Suko konnte sich auf die Schulter klopfen, doch einen Grund zum Ausruhen gab es für ihn nicht. Er kletterte auf das Bett und rutschte auf Shao zu, die sich hingesetzt hatte, ihren Hals massierte und noch immer nach Luft schnappte. Sie konnte nicht sprechen, wollte sich aber artikulieren und deutete auf ihren Mund.
»Alles klar.«
Suko holte eine Flasche Wasser aus der Minibar und goss ein Glas halb voll. Er drückte es ihr zwischen die zitternden Hände und half ihr auch beim Trinken.
Auch das Trinken schmerzte, denn Shao verzog nicht grundlos das Gesicht. Aber sie hielt tapfer durch, und als sie Suko das Glas zurückgab, lächelte sie.
»Und?«
Shao atmete durch die Nase ein. Danach versuchte sie zu sprechen, was ihr weniger gelang. Es waren nur Fragmente von Worten, die über ihre Lippen drangen.
Suko legte ihr eine Hand auf den Arm. »Du brauchst erst mal nicht zu sprechen, Shao. Ruh dich aus. Was es zu erledigen gibt, das nehme ich in meine Hände.«
Sie nickte nur.
Suko wusste genau, was er tun musste. Dass hier war ein tödlicher Angriff gewesen, und darüber musste er seinen Freund informieren. Er wusste ja schon, dass ihre Ankunft nicht unbemerkt geblieben war, aber dass die andere Seite gleich zu derart brutalen Mitteln greifen würde, das hatte ihn schon überrascht.
Er holte sein Handy hervor. Über das Hoteltelefon wollte er nicht anrufen, seine Feinde besaßen beste Beziehungen. Es war durchaus möglich, dass sie alles hier im Haus unter Kontrolle hielten.
Dau Xing meldete sich sehr schnell.
»Ich bin es.«
»Sehr gut. Wie ist es? Hast du dich schon eingelebt und die Koffer ausgepackt?« Dau hielt seine Frage für einen Witz, denn er fing an zu lachen.
»Ja, wir haben uns eingelebt und auch unsere Spuren hinterlassen.«
»Wie soll ich das verstehen?«
»Zwei Tote.«
Pause, dann hörte er die Stimme seines Freundes erneut. »Etwa durch euch?«
»Nein, nur durch mich. Hör zu, ich gebe dir jetzt einen Bericht und bin gespannt darauf, was du sagst.«
Suko fasste sich kurz. Dau Xing unterbrach ihn nicht, erst als Suko fertig war, hörte er die schweren Atemzüge seines Freundes.
»Und das ist alles wahr, Suko?«
»Glaubst du mir nicht? Du kannst zu uns kommen und dich überzeugen. Neben dem Bett liegt das, was einmal ein Mensch gewesen ist.«
»Alles klar, Suko, ich glaube dir ja. Ich bin nur überrascht, dass es so schnell gegangen ist.«
»Die Gegenseite ist perfekt informiert. Aber wer ist sie? Wer steckt dahinter, Dau? Das sind keine normalen Menschen, es sind Gestalten, die aussehen wie Menschen, aber zu einer anderen Fakultät gehören. Ich denke da an Leichen, die leben.«
»Zombies?«
»Könnte man so sagen. Wenn sie das sind, dann werden sie gezielt eingesetzt. Sie rennen also nicht durch die Gegend und greifen jeden an, der ihnen entgegenkommt. Verstehst du das?«
»Ich denke schon.«
»Sie werden geführt, Dau. Sie haben jemanden, der an ihrer Spitze steht, und den müssen wir finden. Ich denke, dass du da Bescheid weißt und mich deshalb geholt hast.«
»Kann man so sagen.«
»Dann ist es besser, wenn du mir jetzt sagst, was du weißt und recherchiert hast.«
»Es geht um eine Bande. Typen, die sich mit der Hölle verbunden haben. Welche, die sich einer finsteren Magie verschrieben haben und den Tod überwinden wollen.«
»Das scheinen sie ja geschafft zu haben. Aber ich frage mich, wer sie anführt.«
»Das wissen wir nicht. Angeblich ist es ein mächtiger Dämon, der nicht von dieser Erde stammt, sondern aus den tiefsten Tiefen der Finsternis. Was immer man sich darunter vorzustellen hat. Wir können von
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