1741 - Die Shanghai-Falle
anderen Material.
Sie war leicht abgelenkt, auch weil sie in die glanzlosen Augen schaute und den Eindruck hatte, es mit einem Zombiewesen zu tun zu haben.
Dann handelte er.
Shao wurde ins Zimmer gezerrt. Nichts anderes hatte der Angreifer zunächst vorgehabt. Er brauchte Platz, um seine Kraft einsetzen zu können.
Die bekam Shao jetzt zu spüren. Sie konnte nichts gegen den harten Griff unternehmen, und wollte es auch eigentlich nicht, denn sie rechnete damit, irgendwann wieder Bewegungsfreiheit zu haben.
Der Kerl zog sie tiefer ins Hotelzimmer und wuchtete sie nach links. Shao fand keinen Halt mehr. Sie stolperte auf das Bett zu, fiel rücklings darauf und sah, dass der andere hinter ihr her sprang. Er wäre auf ihr gelandet, wenn sie es nicht geschafft hätte, sich im letzten Moment zur Seite zu drehen.
So landete er neben ihr und federte noch nach. Shao nutzte den Schwung aus, um sich vom Bett zu rollen. Für einen winzigen Moment drehte sie dem Kerl den Rücken zu. Das passte ihr zwar nicht, aber es war nicht anders zu machen.
Und darauf hatte er gewartet. Woher er die Seidenschlinge hatte, das wusste Shao nicht. Jedenfalls hielt er sie plötzlich mit beiden Händen fest, was die Chinesin nicht sah, es aber einen winzigen Augenblick später zu spüren bekam.
Etwas huschte an ihrem Gesicht vorbei und legte sich um ihren Hals.
Plötzlich hing Shao in der Schlinge fest, deren Ende der Hundesohn festhielt. Er zog zu, und Shao wurde von einem Moment zum anderen die Luft knapp. Der Schmerz war wie der Stich mit einem Messer zu vergleichen. Er wühlte sich in ihre Kehle hinein, die Luft wurde ihr knapp, und wenig später konnte sie gar nicht mehr atmen.
Rücklings und schräg lag sie auf dem Bett. Wenn es nach ihrem Angreifer ging, war es der Ort, an dem sie sterben sollte, und große Chancen für sich sah Shao nicht.
Der Hundesohn kniete hinter ihr. Sie warf die Arme hoch und drückte sich nach hinten, weil sie versuchen wollte, seinen Kopf zu packen. Zumindest an den Haaren zu reißen.
Auch das gelang ihr nicht. Ihre Arme waren einfach zu kurz, und der Druck um ihren Hals war nicht mehr auszuhalten. Sie riss die Augen weit auf. Ihr Blick glitt zum Fenster, wo sie hinter der Scheibe Suko gesehen hatte.
Shao versuchte, einen Schrei auszustoßen, auch das schaffte sie nicht mehr.
Sie lag auf dem Bett, sie war das Opfer, und sie war wehrlos...
***
Genau das sah Suko, als er in das Zimmer zurückkehrte. Er hatte noch der fallenden Aschewolke nachgeschaut und sich dann umgedreht, um wieder zurück ins Zimmer zu gehen.
Suko drückte die Tür auf – und wollte nicht glauben, was er zu sehen bekam.
Shao lag rücklings auf dem Bett. Dicht hinter ihr kniete ein Unbekannter, der sie mit einer Seidenschlinge umbringen wollte. Sie lag um ihren Hals und schnürte ihr die Atmung ab. Auch das verzerrte Gesicht seiner Partnerin fiel Suko auf, und er wusste, dass sie in diesen Sekunden um ihr Leben kämpfte.
Er zögerte nicht mal eine halbe Sekunde. Ob der andere ihn gesehen hatte, wusste er nicht. Jedenfalls dachte er nicht daran, mit seiner Würgerei aufzuhören, er wollte Shaos Tod, deren Gesicht so verzerrt war, als wäre sie in den letzten Sekunden ihres Lebens angekommen.
Suko hatte die Peitsche noch nicht weggesteckt. Er dachte auch nicht weiter nach, sondern wuchtete sich auf das Bett zu. Hinter Shao ragte der Täter auf, sein Oberkörper war ein Ziel, das Suko nicht verfehlen konnte. Und dann schlug er zu.
Es war der Treffer, der den Hundesohn zum Zittern brachte. Die Wucht trieb ihn zurück, und er ließ die Seidenschlinge los.
Suko sprang auf das Bett. Um den Angreifer kümmerte er sich nicht, denn der war auf der anderen Seite über den Rand gerollt und zu Boden gefallen.
Wichtig war Shao. Die helle Schlinge berührte noch immer ihren Hals, doch sie war nicht mehr zugezogen. Er riss sie von der Haut weg.
Shao bekam wieder Luft. Nur war das kein normales Atmen mehr. Suko hörte ein Röcheln und bekam selbst Furcht vor diesen schlimmen Lauten. Er blieb neben ihr knien, streichelte ihr Gesicht, und er sah auch, dass Shao ihre Augen weit öffnete. Sprechen konnte sie nicht. Suko erkannte anhand ihrer Reaktion, dass sie wusste, wer neben ihr kniete. Das war in ihren Augen zu lesen.
Sie flüsterte etwas oder versuchte es. Tatsächlich verließen nur unartikulierte Laute ihre Kehle. Dort, wo die Seidenschlinge ihr die Luft abgedrückt hatte, zeichnete sich auf der Haut ein roter Streifen ab.
»Es ist
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