1745 - Die Ketzerbibel
ein ebenfalls dunkler Bart und schwarze Augenbrauen, die so dunkel waren, als wären sie gefärbt.
»Geh in die Hütte, denn da werden wir sprechen.« Um seinen Befehl zu unterstreichen, zeigte er Glenda sein Messer, an dessen Klinge noch das Blut des toten Gärtners klebte...
***
Die Maschine hatte pünktlich abgehoben. Suko und ich saßen nebeneinander, und beide wünschten wir uns, dass wir pünktlich in Nizza landeten.
Von dort aus war es bis Bresson nicht weit, wo sich Glenda in ihrem Urlaubshotel aufhielt.
Urlaub!
Ich verzog die Lippen, als ich daran dachte. Es steckte in unserem Team schon der Wurm, denn keiner von uns schaffte es, normal Urlaub zu machen. Es kam immer etwas dazwischen, und davon konnte auch ich ein Lied singen.
Es gab Flüge, bei denen wir die Augen schlossen und die Zeit verschliefen. Das war hier nicht so. Beide blieben wir wach und mit unseren Gedanken beschäftigt, und es war Suko, der mich ansprach.
»Was weißt du eigentlich über die Assassinen?«
»Nicht unbedingt sehr viel.«
»Aber du hast dich mit der Gruppe beschäftigt?«
»Nach dem vorletzten Fall schon.«
»Und was hast du herausgefunden?«
Ich dachte kurz nach und sagte: »Die Assassinen sind eine Gruppe gewesen, die durch ihre Brutalität damals die Chronisten fasziniert hatten. Dazu gehörten Christen und Muslime. Sie waren eine Sekte, die zerschlagen werden musste. So dachten nicht nur die Kreuzritter, sondern auch die Herrscher des Orients wie Kalifen oder hohe Diplomaten. Aber niemand schaffte es, man erzielte nur Teilerfolge. Die Assassinen tauchten immer wieder von Neuem auf. Sie schienen einfach nicht totzukriegen zu sein.«
»Gab es auch einen Anführer?«
»Ja, den gab es, den Gründer der Sekte.« Ich hatte vor Kurzen etwas über ihn gelesen und dachte nun scharf nach, damit mir der Name wieder einfiel. Dann hatte ich es. »Er hieß Hassan ibn al-Sabbah.«
»Aha. Und weiter?«
»Er stammte aus Persien. Seine Familie war wohlhabend und mehr als religiös. Er war ein Fanatiker und gründete diese Sekte. Sie sollte den wahren Glauben lehren und in die Welt hineintragen.«
»Oh, das kommt mir bekannt vor.«
»Ha, heute ist es manchmal kaum anders. Und er schaffte es, viele Anhänger auf seine Seite zu ziehen. Er weitete seine Macht aus und wurde selbst der Alte vom Berg genannt. Er besaß Festungen, in denen seine Killer ausgebildet wurden, die er dann in die Welt schickte, um das Blut der Menschen zu vergießen. Über zwei Jahrhunderte dauerte diese Herrschaft, wobei die Nachfolger des Gründers ebenso schlimm waren. Wenn Menschen sich gegen die Sekte stellten, wurde sie in aller Öffentlichkeit mit einem Dolchstoß gekillt.«
»Das war nicht die feine Art.«
Ich nickte. »Bestimmt nicht.«
»Wie kam es dazu, dass die Menschen zu so abgebrühten Killern wurden?«
»Das hat man nie herausgefunden. Man spricht von Drogen. Von ungewöhnlichen Tränken, die der Anführer seinen Killern gegeben hat. Sie gerieten dann in eine Trance und hatten wohl den Eindruck, im Paradies zu sein, wo zahlreiche junge Frauen auf sie warteten, die sie auch zu sehen bekamen. Wenn sie dann erwachten, waren sie der Ansicht, einen Blick ins Paradies geworfen zu haben. Dann hatte der Tod keine Bedeutung mehr für sie. Diese Menschen gingen unerbittlich vor. Wenn sie gefasst und gefoltert wurden, waren sie erstaunlich gefasst. Die Quälereien machten ihnen nicht viel aus. Sie nahmen sie hin und lobten dabei immer ihren jeweiligen Anführer.«
Suko nickte. »Und irgendwann verschwanden sie dann von der Bildfläche.«
»Genau. Was da passiert ist, weiß ich nicht. Sie scheinen leider nicht vergessen worden zu sein. Das ist jetzt schon der zweite Fall, der mich in ihre Nähe bringt.«
»Und in die der Templer«, sagte Suko und schaute mich dabei sehr direkt an.
»Was willst du damit sagen?«
»Ich denke nur daran, dass sich Templer und Assassinen zusammengetan haben und...«
»Moment, Suko, das war nur eine kleine Truppe von Templern. Ich habe das bisher auch nicht gewusst, und das war selbst Godwin de Salier fremd. Aber jetzt ist dieses Buch aufgetaucht, und ich ahne, dass dieser alte Foliant nicht nur den Assassinen bekannt war, sondern auch den Templern, die sich mit ihnen verbündet hatten.«
Suko nickte. »Ein Buch, dessen Text etwas über Hirnforschung beschreibt. Und das vor einigen Hundert Jahren, das ist schon etwas Besonderes und beinahe nicht zu glauben. Vielleicht findet man dort auch die echten Geheimnisse
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