1745 - Sholunas Hammer
Weisen oder dem Narren geben. Aber das ist mein Problem."
Moira hielt inne und betrachtete die drei Menschen erstaunt.
„Ich muß mich wundern, daß ihr keine wichtigeren Fragen als solche, das Problem der Nocturnen betreffend habt", sagte sie dann. „Wenn das so ist, dann will ich mich auf den Weg machen. Auf mich wartet in Fornax ein Stück Arbeit."
Koka mußte lächeln. Moira hatte recht.
„Vielleicht nehmen wir alles so hin, weil wir es gewohnt sind, wie Figuren in einem kosmischen Schachspiel behandelt zu werden", sagte sie.
„Dieser Ausspruch wiederum zeigt, daß ihr euch, bei aller koketter Bescheidenheit, zu wichtig nehmt, Koka." Moira straffte sich. „Figuren eines kosmischen Schachspiels! Kanonenfutter wäre schon treffender!
Aber was soll’s? Für mich wird es Zeit."
4.
Kontor Fornax Nach der Konferenz mit den Terranern suchte Moira die Wissenschaftlerin Densee auf, um ihr letzte Instruktionen zu geben. Zudem warnte sie Densee davor, sich auf Diskussionen mit den Terranern einzulassen.
Densee sagte dazu lediglich: „Die Terraner bereiten mir weniger Sorgen als Xerkena, die glaubt, als Kommandantin der MAADOX das große Sagen zu haben."
„Soll ich sie zurechtstutzen?"
„Nicht nötig, Moira. Ich werde schon mit ihr fertig."
Danach flog Moira zum rund eine halbe Million Lichtjahre nahen Fornax-System, wo die drei Pulks der Nocturnenflotte warteten. Die Kommandantinnen Leelan, Gerrun und Ynsa hatten den Befehl, sich außerhalb der kleinen elliptischen Galaxis mit lediglich 7000 Lichtjahren Durchmesser zu tarnen und jeglichen Kontakt zu Galaktikern oder Nocturnen zu unterlassen.
Als die STYX den Rendezvouspunkt erreichte, mußte Moira feststellen, daß sich Ynsa nicht an die Abmachung gehalten hatte. Sie war bereits in den Sektor Coma Berenices mit den jungen Nocturnenschwärmen geflogen.
Moira war über diese Eigenmächtigkeit so wütend, daß sie in einem ersten Impuls Ynsa am liebsten gemaßregelt hätte. Statt dessen wartete sie eine Weile zu und begab sich erst zu Pulk 3, nachdem sie sich abgekühlt hatte.
„Warum hältst du dich nicht an meine Anordnungen, Ynsa!" herrschte sie die Kommandantin an. „Ich könnte dich wegen dieser Disziplinlosigkeit absetzen."
Ynsa war nicht einsichtig. Sie blieb rebellisch.
„Warum sollen wir unnötige Zeit verstreichen lassen, während du dich in der Bewunderung deiner terranischen Freunde sonnst", sagte sie keck.
„Du kannst es dir erlauben, deine Zeit zu vergeuden. Uns aber bleiben allerhöchstens fünfzig Tage, bevor unsere Uhr im Parresum abläuft."
Wiederum mußte Moira an sich halten, um sich nicht von ihrem Zorn übermannen zu lassen. Irgendwie brachte sie sogar Verständnis für Ynsa auf. Keine Ayindi fürchtete den Tod. Jede Ayindi war von klein auf so erzogen worden, daß sie ihr Leben zum Wohle und Fortbestand der Allgemeinheit gerne opferte. Aber ein Tod im Parresum durch Überschreiten der Aufenthaltsfrist mußte jeder Ayindi völlig sinnlos erscheinen.
Der Unterschied war der, daß Ynsa es wagte, dies ihrer Vorgesetzten vorzuhalten. Moira ließ es dennoch dabei bewenden und kehrte statt dessen einen anderen Aspekt hervor.
„Ihr könnt hier Posten beziehen und die Nocturnen beobachten", sagte sie und war sich im selben Moment darüber klar, daß Ynsa ihr Nachgeben als Schwäche werten könnte. Sollte sie das nur wagen! „Aber versucht ja nicht, sie einzufangen. Nocturnen in der Schwarmphase sind überaus unberechenbar. Es bedarf großer Erfahrung im Umgang mit ihnen und einiges an Fingerspitzengefühl, um ihrer Herr zu werden. Wartet damit bis zu meiner Rückkehr. Verstanden, Ynsa?"
„Wir werden auf die Rückkehr der Alleskönnerin Moira warten."
Moira hatte sich seit der Rückkehr zu ihrem Volk einiges gefallen lassen müssen. Nicht zuletzt wegen ihrer Symbiose mit Kibb, die allgemein als widernatürlich empfunden wurde. Aber sie hätte erwartet, daß diese Vorurteile inzwischen ausgeräumt wären und ihre Untergebenen ihr die gebührende Achtung erwiesen.
Nun, Ynsa war ein Einzelfall. Es lohnte sich nicht, mit ihr wertvolle Zeit zu vergeuden. Die Kommandantin würde schon spuren.
Moira hatte Ynsa wohlweislich verschwiegen, daß ihre Erfahrung mit den jungen Nocturnen auf einer einzigen Begegnung beruhte. Aber abgesehen davon, daß sie damals aus purer Intuition das Richtige getan hatte, und gut mit ihnen zurechtgekommen war, dachte sie gar nicht daran, das Unternehmen im Alleingang zu bewältigen.
Wer sich
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