1747 - So schmeckt der Tod
»Um sicherzugehen, sollten wir uns draußen umsehen.«
Higgins bekam eine Gänsehaut. »Meinen Sie wirklich? Oder sagen Sie das nur so?«
»Nein, davon bin ich überzeugt.«
Er gab nach. »Okay, gehen wir nach draußen und schauen wir uns dort um. Himmel, Sie können einen alten Mann das Fürchten lehren. Dabei hat Sandra nichts mit alledem zu tun, was mir widerfahren ist. Aber meinetwegen...«
Wir gingen zur Tür, und Suko als auch ich sahen dabei sehr nachdenklich aus...
***
Sandra wusste nicht, was ihr geschehen war. Sie war für kurze Zeit weggetreten, war aber jetzt wieder da und spürte in ihrem Nacken die Schmerzen, die aus einem Ziehen bestanden, das sich bis unter die Kopfhaut hinzog.
Sie stöhnte auf und öffnete die Augen. So gelang ihr ein erster Blick, über den sie alles andere als froh war. Sie stellte fest, dass sie rücklings auf dem Boden lag und über sich drei Gesichter sah, die verschwommen wirkten.
Dann hörte sie das Lachen. Eine Stimme sagte: »Sie ist wieder da.«
»Halte sie mal fest.«
»Nein, noch nicht. Ich will erst wissen, was sie weiß und was ihr Chef weiß.«
Nach dieser Antwort verschwanden zwei der Gesichter. Eines blieb zurück. Es war das einer dunkelhaarigen Frau, deren Augen ebenfalls dunkel waren. Sie betrachtete die Liegende mit einem kalten Blick, obwohl sie die Lippen zu einem Lächeln verzogen hatte.
Sandra konnte nicht reden. Sie hatte inzwischen festgestellt, dass sie auf dem weichen Boden lag. Nicht auf einem Teppich, sondern im Gras. Um sie herum hockten die drei Frauen, die wegen ihres Outfits bestimmt nicht zu ihren Freunden gehörten, denn mit solchen Leuten hatte sie nie zu tun gehabt.
Auf den bleichen Stirnen sah sie bei allen drei Personen das gleiche Zeichen. Es war ein schwarzes Kreuz. Etwas zittrig gezeichnet, aber deutlich zu erkennen.
Und dann fiel ihr noch etwas auf. Man hatte ihren Mantel an den Ärmeln zerschnitten und auch den hellen Pullover. Der klaffte jetzt bis zur Brust hin auf. Das war in der Zeit passiert, in der sie so gut wie nichts mitbekommen hatte.
Die Frau mit den schwarzen Haaren nickte ihr zu. »Okay, du hast bestimmt verstanden, was wir von dir wollen. Ich frage dich trotzdem noch mal. Was hat dein Chef alles herausgefunden?«
Mit dieser Frage hatte Sandra nicht gerechnet. Damit war sie überfordert. »Bitte«, hauchte sie, »ich verstehe das nicht. Das – das – ist mir zu hoch.«
»Denk nach.«
»Aber ich kenne euch doch gar nicht.«
»Wie hat dein Chef reagiert? Er muss etwas getan haben, sonst hättet ihr nicht den Besuch der beiden Männer bekommen. Ich weiß Bescheid. Also musst du...«
»Nein!«, keuchte Sandra. »Nein, ich weiß keinen Bescheid.« Sie schnappte nach Luft. »Ich weiß nicht, was ihr von mir wollt.«
»Aber du hast die Männer gesehen?«
»Ja, ich ließ sie ein«, erklärte die Frau jammernd.
»Und was haben sie gesagt?«
»Dass sie von der Polizei sind, mehr weiß ich nicht, denn ich bin gegangen.«
Cora fragte nicht mehr weiter. Darüber war Sandra froh. Endlich konnte sie Atem schöpfen und auch ihre Gedanken wieder etwas in die Reihe bringen.
Sie hörte, dass die drei Frauen miteinander sprachen. Sie konnte sich nicht vorstellen, was sie oder ihr Chef hätten wissen wollen.
Aber sie besaß trotzdem einige Informationen. Sie wusste, was in der Nacht passiert war, als ihr Chef den blutenden Mann gefunden hatte.
Keiner hatte bisher gewusst, wer dafür verantwortlich war, nun aber begann sie nachzudenken und kam sogar zu einer Lösung, weil alles plötzlich so einfach war.
Das mussten sie gewesen sein. Die drei Frauen, die sie umgaben. Die mit den Kreuzen auf der Stirn und die immer unruhiger wurden.
Die Blonde mit den dünnen Haaren sprach ihre Freundin Cora an. »Ich glaube nicht, dass sie viel weiß. Wir müssen uns den Chef selbst vornehmen, wenn wir mit ihr fertig sind.«
Cora überlegte. »Du hast recht.«
Sandra hatte die Worte gehört. Und sie wusste, dass es jetzt um sie ging. Zu sagen brauchten die andere nicht viel, ihr Handeln sagte ihr genug.
Plötzlich zog die Schwarzhaarige ein Messer mit einer funkelnden Klinge.
Sie hielt es so, dass Sandra einen Teil ihres Gesichts darin sah. Und sie sah auch, wie die Dunkelhaarige lächelte, aber alles andere als freundlich.
»Was – was – ist denn los?«, stammelte Sandra. »Was soll das alles bedeuten?«
»Es ist dein Pech.«
»Wieso?« Sandra versuchte sich aufzurichten, wurde aber schon im Ansatz wieder
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