1747 - So schmeckt der Tod
Ethel herumfuhren. Plötzlich sprangen sie auf, blieben aber noch in Deckung hinter dem hohen Gewächs. Sie glotzten durch die Lücken nach vorn und konnten auch den Bereich des Eingangs überblicken.
Zum ersten Mal seit längerer Zeit sahen sie wieder die beiden Männer. Sie standen noch vor der Tür, aber sie waren unsicher, denn sie wussten nicht genau, wo der Schrei aufgeklungen war.
Auch Cora stand jetzt.
Mit einem Blick hatte sie die Gefahr erkannt, die noch recht weit entfernt war. Das würde nicht so bleiben, denn die beiden Männer waren nicht dumm.
Sie reagierte innerhalb eines Augenblicks. Ein Satz nur fegte über ihre Lippen, doch der reichte aus.
»Wir müssen weg!«
Donna und Ethel waren es gewohnt, auf sie zu hören. Keiner widersprach. Es war nur klar, dass sie nicht nach vorn laufen konnten. Sie mussten die Rückseite des Grundstücks erreichen und ließen die blutende Sandra liegen.
Dann rannten sie.
Dabei duckten sie sich. Ihre Füße wirbelten das bereits auf dem Boden liegende Laub auf, doch das konnten sie nicht ändern.
Hinter dem Grundstück war ein schmaler Weg, der über eine Steinbrücke führte. Sie überspannte einen Bach, und dort parkte auch nicht weit entfernt ihr Auto.
In ihrem Rücken hörten sie die Rufe der Verfolger, und sie wussten jetzt, dass es eine Hetzjagd auf Leben und Tod werden würde...
***
Schlagartig war es mit unserer Ruhe vorbei. Auch Higgins hatte den Schrei gehört, und er kannte sich besser aus, was seine Mitarbeiterin anging.
»Das war sie!«, rief er schrill. »Das ist Sandra gewesen! Mein Gott, was ist das nur...« Er wusste nicht, was er tun sollte, und lief einfach nur hin und her.
Auch wir waren im Moment noch überfragt. Den Schrei hatte wir gehört, aber nicht genau feststellen können, aus welcher Richtung er uns erreicht hatte. Jedenfalls nicht vor uns. Das konnte hinter dem Haus passiert sein, aber auch an einer anderen Stelle. So genau hatten wir das nicht mitbekommen.
Bis wir dann etwas sahen.
Weiter von uns weg. Hinter einigen recht hoch gewachsenen Büschen sahen wir die Bewegung. Zuerst glaubten wir an ein Tier, dann erkannten wir es besser und stellten fest, dass dort drei Personen die Flucht antraten. Sie waren allesamt dunkel gekleidet, hatten aber verschiedene Haarfarben, und uns kam in den Sinn, dass es sich bei ihnen nur um die drei Halbvampirinnen handeln konnte.
Suko brauchte mir kein Zeichen zu geben. Ich sagte ebenfalls nichts. Wir rannten einfach los, denn jeder von uns wollte die verfluchte Brut stoppen...
***
Harold Higgins hatte seinen beiden Besuchern noch etwas nachrufen wollen, aber es war nicht mehr möglich gewesen, denn die beiden hatten bereits die Verfolgung der drei Gestalten aufgenommen, die auch er gesehen hatte.
Er hatte den Schrei nicht vergessen. Er war sich sicher, dass es seine Mitarbeiterin gewesen war, die geschrien hatte. Sie hielt sich irgendwo auf dem Grundstück auf, doch bisher hatte er noch keinen weiteren Laut von ihr vernommen.
Deshalb rief er während des Laufens ihren Namen. Es war kein lauter Ruf, eher ein Keuchen, aber er hatte Glück und wurde gehört.
Ein Geräusch, das nicht zu identifizieren war, wehte ihm entgegen. Er kam von rechts, wo die Büsche wuchsen.
Dort rannte er hin. Er musste die Rückseite erreichen und hatte es noch nicht geschafft, da sah er bereits seine Mitarbeiterin, die bäuchlings über den Erdboden kroch und das Gras knickte sowie Blätter vor sich her schob.
»Sandra!«
Sein Ruf ließ sie erstarren. Sie wollte hoch und sich umdrehen, was sie nicht ganz schaffte, denn sie sackte plötzlich zusammen und blieb liegen.
Higgins rannte zu ihr. Er hörte sie jammern, und noch bevor er seine Mitarbeiterin erreicht hatte, sah er das Blut und zugleich die zerfetzte Kleidung.
»Sandra, um Himmels willen!« Der Mann stolperte den Rest der Strecke auf seine Mitarbeiterin zu und ließ sich vor ihr auf die Knie fallen.
Sie lag auf der linken Seite. Ihr Gesicht war so verzerrt, dass es fremd aussah. Und der Mann sah das Blut aus einer Wunde am rechten Oberarm quellen.
»Harold – Harold – ich – ich – kann nicht mehr. Es war alles so grauenhaft. Die Schmerzen, das Blut...«
»Warte, Sandra, ich bin jetzt bei dir. Moment noch.« Er holte ein sauberes Taschentuch hervor und presste es auf ihre Wunde. »Kannst du es halten?«
»Will es versuchen.«
»Ich helfe dir hoch.«
»Ja, ja...«
Er musste sich anstrengen, weil er von der Frau nicht viel Unterstützung
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