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175 - Ich - Coco Zamis

175 - Ich - Coco Zamis

Titel: 175 - Ich - Coco Zamis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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Baronin, eine würdige, vornehme Dame Mitte Sechzig, mußte sich zu Bett legen, was nicht nur ihrem Zustand entsprach, sondern auch ein Manöver von ihr war. Es diente ihr dazu, Zeit zu gewinnen.
    Sie schämte sich nämlich aus verschiedenen Gründen und konnte es so schnell nicht über sich bringen, Matthias rückhaltlos in allem die Wahrheit zu sagen. Deshalb nahm sie ihn und seine Braut Genevieve erst einmal als ihre Gäste im Schloß auf.
    Noch rang die stolze Baronin mit sich. Da erfolgte ein neuer Besuch, und jetzt hielt es Baronin Irmgard nicht länger in der Abgeschlossenheit ihrer Räume. Neue Zeiten für Schloß Mummelsee standen bevor, und Unheil bahnte sich an.

    Vergangenheit, 1629, Coco Zamis
    Ich bewegte mich unbefangen in Schloß Mummelsee, denn zwischen mir und Matthias bestand von Anfang an eine freundschaftliche Verbundenheit. Er war ein Mensch, der leicht die Sympathien seiner Umwelt gewann. Ich erzählte ihm, ich habe seine Ziehmutter Bethela gekannt. Schließlich wußte ich von den Erzählungen Dorians im 20. Jahrhundert einiges, und es genügte, um Matthias zu überzeugen.
    Er glaubte meiner Versicherung, ich sei extra gekommen, um ihm in einer schwierigen Situation beizustehen. Matthias fragte zunächst nicht weiter, schließlich war ich gerade erst eingetroffen. Matthias mußte noch einiges lernen, wenn er gegen die Dämonen seiner Zeit bestehen und seiner Bestimmung gerecht werden wollte.
    Aber er war aus dem rechten Holz geschnitzt.
    Man hatte mir ein Gästezimmer angewiesen. Ich schaute mich im Schloß um. Es war zweistöckig und hatte rund dreißig Zimmer. Es gab Parkettfußböden, hohe Fenster in tiefen Nischen und Deckengemälde und Lüster. Möbel und Einrichtungsgegenstände verrieten den Stil der Renaissance und einen ausgewogenen weiblichen Geschmack. Ich wußte mittlerweile, daß die Baronin Irmgard schon seit siebzehn Jahren verwitwet war.
    Ein treuer Verwalter und Diener standen ihr zur Seite. Trotzdem beschränkten sich, den Eindruck hatte ich, ihr Leben und Einfluß hauptsächlich aufs Schloß und dessen nähere Umgebung. In der Baronie schalteten und walteten ihre Räte nach eigenem Gutdünken. Die Baronin liebte die schönen Künste, insbesondere die Musik, und suchte in ihnen Ablenkung von einer wirren und finsteren Zeit, der sie sich nicht gewachsen fühlte.
    Fünfzehn Diener und Dienstmädchen und anderthalb Dutzend Musketiere und Pikeniere standen im Dienst der Baronin von Mummelsee und hatten sie zu versorgen und das Schloß zu verteidigen. Außerdem vertraute die Baronin dem Schutz des Kaisers, auf dessen Seite sie stand.
    Die Gemälde im Schloß waren nicht gerade Raffaels, aber ganz hübsch. Die Fenster ließen sich leicht zu Schießscharten umfunktionieren, und es gab Sandsäcke und Holzbarrieren, mit denen man das Schloß rasch in kompletten Verteidigungszustand versetzen konnte. Die mit kunstvoll geschmiedeten Eisenstäben vergitterten Fenster eigneten sich nicht zum Einsteigen.
    Ein kleiner Park lag neben dem Schloß, und es gab einen Garten und eine Terrasse. Auf der Terrasse standen auch drei Kanonen, und daneben waren Kanonenkugeln zu einem Spitztürmchen aufgestapelt.
    Die Soldaten der Baronin hatten eine mit Schnüren und Tressen besetzte Uniform und wirkten recht malerisch. Wie die allergrößten Helden wirkten sie nicht gerade auf mich, schienen mit ihren Waffen jedoch vertraut zu sein. Auf der Terrasse fiel mir bei den Soldaten ein magerer junger Mann mit sandfarbenem Haar und stark vorspringender Nase auf. Er war wie ein Höfling gekleidet und trug gerade mit einem Kanonier eine Meinungsverschiedenheit wegen der Aufstellung der Kanonen aus. „Halt deinen Schnabel, Christoph Balthasar Schnabel", fuhr der Artillerist ihn an. „Von Geschützen hast du doch überhaupt keine Ahnung. Dir fehlen sämtliche Grundbegriffe der Ballistik. Oder verstehst du etwa, eine Feldschlange mit dem Winkellot für einen Weitschuß zu richten und ihn richtig zu berechnen?"
    Der langhaarige Jüngling regte sich auf.
    „Dazu brauche ich keine Ballistik, um zu wissen, daß es Unsinn ist, Kartaunen mit Rundkugeln auf den nur fünfzig Meter entfernten Waldrand zu richten", empörte er sich. „Wenn man schon darauf zielt, muß man Kartätschen schießen. Alles andere ist sinnlos."
    Ich stimmte dem Jüngling zu, mochte mich aber nicht einmischen. Wenn Matthias, der in der nächsten Zeit im Schloß einiges ändern mußte, das nicht von selbst sah, war es, schlimm bestellt. Der

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