Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
175 - Ich - Coco Zamis

175 - Ich - Coco Zamis

Titel: 175 - Ich - Coco Zamis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
einem angesengten Loch im Hemd und einem blauschwarzen Fleck über dem Herzen, doch ohne Wunde.
    Der Marodeur trug seinen Beinamen zu Recht. Matthias hatte oft genug Geschichten von Landsknechten gehört, die ihre Seele dem Teufel verschrieben, um für normale Kugeln unverwundbar zu sein.
    Doch zum ersten Mal sah Matthias tatsächlich einen solchen Fall vor sich. Berthold war ein Verfluchter. Er verwandelte sich, abermals brüllend, in ein behaartes Monster mit Pranken und Reißzähnen. Geifernd sprang er Matthias an den Hals, und ohne den schützenden Harnisch hätte er ihn glatt zerrissen.
    Jetzt ging es um Tod oder Leben. Die anderen Marodeure griffen nicht ein, auch sie waren von der Verwandlung ihres Kumpans geschockt. Tische und Bänke fielen um. Geschirr und Becher und Kannen stürzten auf den Boden. Matthias wehrte sich wie ein Berserker. Er entwickelte Kräfte, die man ihm nicht zugetraut hätte, und war auch mit Harnisch katzengewandt.
    Das Monster raste. Matthias schlug dem Unhold einen Schemel über den Kopf, daß der Schemel zerbrach. Doch Berthold blieb nicht einmal stehen. In wüstem Ringen taumelten er und Matthias durch die Stube. Es gelang Matthias, ein Messer vom Boden hochzureißen. Doch es zerbrach glatt an der Brust des anderen.
    „Ich werde dich töten, bei Asmodi!" grollte Berthold kaum verständlich. „So wahr die Apokalyptischen Reiter in Kürze heraufziehen, das ist dein Ende, Bursche!"
    „N-n-nur Erbsilber kann ihn töten!" stammelte der Wirt hinterm Tresen. „Er ist ein verfluchter Werhold!"
    Erbsilber, durch Generationen vererbtes, geweihtes Silber war tödlich für Unholde, das wußte Matthias, wie jeder Landsknecht in seiner Zeit.
    Auch normales Silber konnte genügen. Matthias stieß Berthold zurück und riß mit einem Ruck seine versilberte Gürtelschnalle ab. Er ließ sie aus der Faust vorragen und als Berthold wieder auf ihn loshechtete, schlug er zu.
    Diesmal entstand eine Wunde. Matthias' Kräfte waren schon am Erlahmen gewesen. Jetzt schöpfte er wieder Mut, bot die letzten Reserven auf und kämpfte mit neuer Kraft. Er erschlug das Werungeheuer, das sich im Tod in einen Menschen verwandelte und dann zur Mumie und zum Skelett wurde.
    Ein Kichern ertönte von irgendwo. Matthias wankte erschöpft. Er hörte Pferdewiehern und Hufschlag von draußen. Der Spund und die zwei Mitläufer flohen Hals über Kopf. Der Schnappsack und der Kugelfeste Berthold aber hatten ihr Leben gelassen. Matthias keuchte.
    Es stank in der Schenke nach Verwesung und Schwefel.
    Der Wirt wagte sich vor und bekreuzigte sich immer wieder. Er schaute auf das Skelett.
    „Heilige Gottesmutter, was für ein Ungeheuer hatte ich unter meinem Dach! Und es faßte sogar meine Töchter an und trieb Arges mit ihnen. Aus welcher Gefahr habt Ihr uns errettet, Herr. Ich werde Euch ewig dankbar sein."
    „Zeig mir deine Dankbarkeit, indem du mir schleunigst ein Mahl und einen guten Trunk vorsetzt", verlangte Matthias. „Was für ein Kloster soll überfallen werden?"
    „Es kann nur das Nonnenkloster bei Amberg sein. Die armen Ordensfrauen. Man müßte sie warnen."
    „Das werde ich", sagte Matthias. Er wußte, daß es schon zu spät sein konnte und daß er sich auf ein lebensgefährliches Unternehmen einließ. „Aber vorher muß ich mich stärken."
    Matthias packte den noch immer schnarchenden Betrunkenen am Kragen und Gürtel und warf ihn vor die Tür. Dann setzte er sich zum Essen hin. Matthias schaute auf das Gerippe des Kugelfesten Berthold und wußte, daß er nur um Haaresbreite dem Tod entronnen war. Er hatte es immer abgelehnt, aus Erbsilber gegossene Kugeln oder solche, in die Rosenkranzperlen eingegossen waren, bei sich zu tragen.
    Jetzt würde er sich welche beschaffen. Auch eine gute Waffe, um einem Unhold vom Schlag Bertholds beizukommen und ihn leichter vernichten zu können, als es diesmal der Fall gewesen war. Doch zuerst galt es, zu dem Kloster zu eilen.
    Matthias hatte ein gutes und tapferes Herz. Er hätte auch sagen können, die Nonnen würden ihn nichts angehen. Eine halbe Stunde später ritt er, von den Dorfbewohnern überschwenglich bedankt und verabschiedet, mit Reit- und Packpferd los, durch den Rothbühlforst nach Amberg an der Vils. Der Halbmond schien. Wölfe heulten im Forst, und gefrorener Schnee knirschte unter den Hufen. Matthias ritt mit verhängten Zügeln, in seinen Mantel gehüllt, unter dem er den Harnisch trug. Die Unrast trieb ihn voran. Da sah er vor sich einen gleißenden Schein.

Weitere Kostenlose Bücher