175 - Ich - Coco Zamis
Eine Feuersbrunst rötete den Himmel und wuchs noch mehr empor. Der Reitwind pfiff Matthias, der für den bevorstehenden Kampf seine Pickelhaube aufgesetzt hatte, ins Gesicht und ließ seine Augen tränen.
Matthias kam zu spät! Das Kloster brannte schon.
„Mordbuben, verdammte!" knirschte er.
Auch wenn er die kurze Rast in Schnaittenbach nicht eingelegt hätte, hätte die Zeit nicht mehr gereicht.
Außerdem hatten er und die Pferde die Stärkung dringend gebraucht. Matthias ritt weiter. Vielleicht konnte er wenigstens einzelne retten. Alles in ihm empörte sich dagegen, sich einfach feige zu drücken, ohne wenigstens einen Versuch gewagt zu haben.
Matthias ritt über den Hügel, sah den Feuerschein immer deutlicher und erblickte dann, vom Waldrand aus, das brennende Kloster. Es lag, anderthalb Kilometer von Amberg entfernt, am Ufer der Vils und war von Matthias durch einen breiten mit Schnee bedeckten Flurstreifen getrennt. Ein Bach mit Weiden und Gebüsch am Ufer durchschnitt diese Flur. Matthias sah, daß mindestens zweihundert Marodeure, also eine starke Bande, über das Kloster hergefallen waren.
Er zügelte seinen Rappen und hielt auch das Packpferd an. Schreie und Grölen drangen bis zu ihm herüber, obwohl er ein gutes Stück entfernt war. Hinzureiten und eingreifen zu wollen, wäre Selbstmord gewesen. Matthias verhärtete sein Herz gegen den Anblick.
Doch dann merkte er auf. Einer der Nonnen, die sich verborgen haben mußte, war wohl die Flucht gelungen. Zumindest versuchte sie zu entkommen. Im Nachthemd hatte sie sich auf ein Pferd geworfen und preschte jetzt auf den Waldrand zu. Drei, vier wüste Kerle jagten hinter ihr her, während die anderen weiter ihr schändliches Handwerk trieben.
Die weißblonde junge Nonne konnte ausgezeichnet reiten. Ihr langes Haar flatterte im Wind. Mit einem Sprung setzte sie über den Bach hinweg. Doch dann beging sie in ihrer Panik einen Fehler, sie schwenkte nämlich nach links, aus ihrer Richtung gesehen, ab, anstatt gerade zum Wald zu reiten.
So konnten ihr die Verfolger den Weg abschneiden. Doch Matthias war auch noch da, und jetzt sah er eine Möglichkeit, um einzugreifen. Rasch band er sein Packpferd an, spannte die Pistolen und preschte los. Er rief der Reiterin zu.
„Heda, komm zu mir! Hierher!"
Doch entweder hörte sie ihn nicht, oder sie hielt seinen Zuruf für den eines Mordbrenners: jedenfalls ritt sie weiter wie zuvor. Die Marodeure schossen im wilden Ritt, obwohl sie kaum Aussicht auf Erfolg hatten. Der Teufel trieb sein Spiel, eine Kugel traf das Pferd der Verfolgten, und es verlangsamte seinen Lauf.
Endlich blieb das Pferd stehen und sank langsam in den Schnee. Das Mädchen glitt aus dem Sattel und flüchtete zu Fuß, barfuß, weiter durch den Schnee zum Waldrand. Die Verfolger waren nahe heran. Sie hatten Matthias entdeckt.
„Da naht ein edler Ritter und Retter der Unschuld!" grölte einer. „Brennt ihm eins auf!"
Er hatte noch eine geladene Pistole am Sattel - während des Rittes war ein Nachladen sowieso nicht möglich - und zügelte seinen Gaul, legte an, zielte sorgfältig und schoß. Matthias spürte den Schlag gegen die Pickelhaube und war einen Moment benommen. Doch er blieb im Sattel. Die Pickelhaube hatte ihm das Leben gerettet, die Kugel war seitlich aufgetroffen und abgeprallt.
Matthias traf besser, der Mordbrenner fiel vom Pferd. Dann war Matthias im Kampf mit den anderen. Sein Degen blitzte durch die Luft, die zweite Pistole abzufeuern blieb Matthias keine Zeit. Stahl klirrte gegen Stahl. Doch in Matthias standen die Marodeure keiner wehrlosen Nonne gegenüber. Ein Mordbrenner fiel mit einem Aufschrei aus dem Sattel, der zweite sprenkelte den Schnee mit seinem Blut, und der letzte flüchtete vor dem ungestümen Fechter und Reiter. Matthias legte die Pistole auf ihn an, beschloß aber, die Kugel aufzusparen, falls noch ein Angriff erfolgte.
Matthias ritt zu der Nonne. Sie kauerte in einer Schneewehe, und in ihrem Blick flackerten Todesangst und Entsetzen. Trotz der gefährlichen Lage erfaßte Matthias, wie schön dieses Mädchen war. Sie konnte auf keinen Fall älter sein als er selbst, also nicht mehr als achtzehn Jahre.
Als Matthias dem Mädchen die Hand entgegenstreckte, schrie sie auf und wich vor ihm zurück. „Nein, faß mich nicht an! Ihr Lumpen und Mörder!"
In ihrer Panik hatte sie nicht mitbekommen, daß er gegen die Marodeure gekämpft hatte. Matthias zog seinen Mantel aus.
„Da, zieh das an, oder willst du
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