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1750 - Die Zeitmühle

1750 - Die Zeitmühle

Titel: 1750 - Die Zeitmühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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recht schweigsam. Immer wieder schaute sie zu Boden. Für mich stand fest, dass sich ihre Gedanken um Harry drehten.
    Mit dem Wetter hatten wir Glück. Am Himmel hingen zwar schiefergraue Wolken, aber es regnete nicht. So mancher Windstoß hatte das Laub bis hierher getrieben, es bildete einen bunten Teppich mit vielen Lücken auf dem Boden.
    Wir kamen der Mühle immer näher.
    Es gab die vier Flügel, die unbeweglich standen. Nicht mal ein schwaches Zittern war zu sehen. Ob sie noch völlig in Ordnung waren, das war nicht zu erkennen, aber zerstört sahen sie auch nicht aus. So ging ich davon aus, dass die Mühle auch im Innern noch intakt war.
    Wir waren die einzigen Menschen in der Nähe. Dagmar Hansen hatte wohl etwas anderes erwartet. Ich sah, dass sie in Gedanken verloren den Kopf schüttelte.
    »Kann ich dir helfen?«
    »Nein, John, ich denke nicht. Ich habe nur mit etwas anderem gerechnet.«
    »Mit Harry?«
    »Ja, aber daran glaube ich nicht mehr. Es wird sich keine Tür öffnen und ihn entlassen. Nein, den Gedanken habe ich mir abgeschminkt, aber ich glaube auch nicht, dass wir den falschen Weg eingeschlagen haben. Hier muss es einfach einen Hinweis geben.«
    »Vielleicht in der Mühle.«
    »Das wäre super.«
    Wir kamen noch näher, und Eike Peters, der vor uns herging, blieb stehen, bevor er sich umdrehte, die Fäuste in die Seiten stemmte und uns zunickte.
    »Wir sind da.«
    »Und?«, fragte ich.
    Er schaute sich kurz um. »Es ist eigentlich wie immer.«
    Ich war gespannt darauf, wie es im Innern des Bauwerks aussah. Anscheinend traute sich Peters nicht, die Tür zu öffnen. Das wollte er uns überlassen.
    Ich ging auf die Eingangstür zu, die noch recht gut aussah. Dass sie schon so alt war, sah man ihr nicht an.
    Ich kam zwei Schritte weit, dann blieb ich abrupt stehen!
    Das war den beiden anderen nicht verborgen geblieben, und sofort sprach mich Dagmar Hansen an.
    »Was hast du, John? Ist was mit deinem Bein?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    »Aber...?«
    Ich gab ihr noch keine Antwort, sondern winkte leicht ab, denn ich musste zunächst mal selbst mit dem Phänomen fertig werden. Es war wirklich etwas geschehen, womit ich nicht gerechnet hatte, weil alles bisher so glatt verlaufen war.
    Nun nicht mehr.
    Dagmar wollte unbedingt eine Antwort und hakte noch mal nach. »Was ist denn los mit dir?«
    »Mit mir nicht. Sondern mit meinem Kreuz. Es hat tatsächlich reagiert...«
    ***
    Natürlich war Dagmar Hansen über die Funktion des Kreuzes informiert. Sie sagte zunächst mal nichts und bekam vor Staunen große Augen. Dann flüsterte sie: »Es hat sich gemeldet?«
    »Ja, du wirst es nicht glauben, aber ich habe den leichten Wärmestoß gespürt.«
    Unsere Worte hatte auch der Kollege Peters verstanden, aber nicht begriffen. Es lag auf der Hand, dass er mehr wissen wollte, und dann fragte er auch schon: »Bitte, wovon reden Sie?«
    »Von einem Indikator, den ich bei mir trage.«
    »Und?«
    »Es ist ein Kreuz«, erklärte Dagmar.
    »Aha.« Mehr sagte er nicht, warf mir aber einen skeptischen Blick zu.
    Ich war froh darüber, dass er nichts mehr sagte, so konnte ich mich näher mit diesem Phänomen beschäftigen. Eine Erklärung hatte ich auch zur Hand. Hier hielt sich etwas in der Nähe verborgen. Im Unsichtbaren. Was es genau war, sahen wir nicht. Ich ging nur davon aus, dass es mit Harrys Verschwinden zu tun haben musste.
    Das Kreuz warnte mich nicht ohne Grund. Es war wie ein Spürhund mit einer perfekten Nase, aber wo genau sich die Gefahr oder das andere befand, wusste ich leider nicht.
    Dagmar Hansen und auch Eike Peters waren zunächst mal uninteressant für mich geworden. Ich wollte herausfinden, ob es hier so etwas wie einen Mittelpunkt gab, bei dem sich die Gefahr konzentrierte. Möglich war es durchaus, und so ging ich einige Schritte zur Seite, bis ich dort stehen blieb, wo sich vor mir und auch höher gelegen die Uhr im Mauerwerk abzeichnete.
    Dieses Gerät hatte der Mühle ihren Namen gegeben. Für mich war sie ein Phänomen, denn gesehen hatte ich eine Uhr an einer Mühle noch nie.
    Ich schaute zu ihr hoch und versuchte, etwas an ihr zu erkennen, was auf ein Phänomen hinwies. Das war nicht der Fall. Man hatte sie ins Mauerwerk integriert. Auch die beiden Zeiger waren zu sehen, die Ziffern allerdings nicht. Entweder gab es sie nicht oder sie waren im Laufe der Zeit verblasst.
    Ich ging noch näher heran und konzentrierte mich dabei auf mein Kreuz. Irgendetwas war anders geworden, zwar nicht

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