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1750 - Die Zeitmühle

1750 - Die Zeitmühle

Titel: 1750 - Die Zeitmühle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte aufs falsche Pferd gesetzt, denn der Mann sagte nichts. Nur seine Augen bewegten sich. Er schaffte es, sie in den Höhlen rollen zu lassen. Für Harry sah es so aus, als wollte er nach einer Waffe Ausschau halten.
    »Kannst du nicht reden? Oder willst du es nicht?«
    Der Angesprochene zuckte zusammen. Er sah so aus, als müsste er erst nachdenken, dann senkte er den Kopf, hob die Schultern an, als wollte er Kraft sammeln – und startete.
    Er wurde zu einem Rammbock, der durch nichts aufzuhalten war. Weil er den Kopf gesenkt hatte, war es Harry nicht mehr möglich, das Gesicht zu sehen. Er wollte sich nicht von dem anderen rammen lassen und schoss.
    Der Knall war laut. Er zerriss die Stille und schien die dicken Wände der Mühle sprengen zu wollen.
    Der Angreifer wurde gestoppt. Plötzlich sah sein Kopf nicht mehr so aus wie zuvor. Die Kugel hatte ihn regelrecht zerfetzt. Dann brach der Mann zusammen und landete dicht vor Harrys Füßen.
    Über den Bewegungslosen schaute er hinweg und sah den zweiten Eindringling.
    Der hatte alles gesehen. Er schien darüber nachzudenken, ob er ebenfalls einen Angriff wagen sollte. Das tat er nicht. Er zog sich langsam zurück und war Sekunden später aus der Mühle verschwunden.
    Harry Stahl atmete durch. Viel besser als vorher ging es ihm nicht, aber er hatte der anderen Seite gezeigt, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Er hatte reagiert, und nun waren seine Verfolger wieder an der Reihe.
    Wenn sie nacheinander die Mühle betreten würden, sah Harry das als gar nicht mal so schlecht an. Dann hatte er sie wie auf dem Präsentierteller. Aber den Gefallen taten sie ihm leider nicht. Sie blieben draußen. Er hörte auch nicht, dass sie miteinander flüsterten.
    Harry Stahl wartete. Normalerweise war das kein Problem für ihn, obwohl er sich ungern in dieser Lage sah. Aber er konnte zunächst nichts machen und musste darauf warten, dass es weiterging. Er glaubte nicht daran, dass die andere Seite aufgegeben hatte. Irgendwas musste geschehen. Und vielleicht war es sogar die Zeitmühle, die irgendwann für eine Überraschung sorgte.
    Er selbst konnte es nicht beeinflussen. Er musste abwarten, bis sich etwas tat.
    Wieder erlebte er ein Nervenspiel. Harry schaute nach vorn, sah die offene Tür, aber auch dort bewegte sich niemand. Dabei war er ihr Feind. Sie mussten zuschlagen. Er hatte sie bei ihren Plänen, was immer auch dahintersteckte, gestört. Jetzt hätten sie sich rächen können.
    Nichts passierte...
    Und doch fühlte sich Harry Stahl irgendwie umzingelt. Die andere Seite hatte Zeit. Wenn es sein musste, Jahrzehnte, so dachte er. Und sie befanden sich in einer regelrechten Zeitfalle, die hier in der Mühle ihren Ursprung hatte.
    Für immer sollte dieser Zustand nicht bleiben. Harry wollte etwas ändern. Er ging vor. Um den Toten vor ihm kümmerte er sich nicht. Er stieg einfach über die Leiche hinweg. Sein Ziel war die Tür, die er nicht aus den Augen ließ.
    Harry bewegte sich etwas zur linken Seite hin, um besser erkennen zu können, was sich draußen abspielte.
    Da tat sich nichts.
    Keine Bewegungen, und trotzdem hatte sich etwas verändert. Um das zu erkennen, musste er näher an die Tür heran. Das gelang ihm, ohne dass etwas zu seinem Nachteil passierte, und so fragte er sich, ob das alles gewesen war.
    Jetzt war er so nahe an die Schwelle herangekommen, dass er sah, was draußen ablief. Es hatte sich etwas verändert. Man wartete noch immer auf ihn, und das waren sechs Gestalten. Die vier Männer und die beiden Frauen.
    Sie hatten sich in einem Halbkreis aufgebaut und behielten den Eingang im Auge, ob sich dort etwas tat.
    Nun hatte sich etwas getan. Harry Stahl stand in der Tür und schaute ins Freie. Er wartete auch auf den Schlag der Uhr, doch nichts tickte. Es blieb die Stille.
    Was soll das?, fragte er sich. Was kann das zu bedeuten haben?
    Es waren Fragen, auf die er keine Antworten hatte. Er musste es hinnehmen, dass es hier einen Regisseur gab, den er nicht kannte, dass andere Mächte an dem großen Rad drehten.
    Die Ansiedlung war von dieser Stelle aus nicht zu sehen. Ein schwacher Brandgeruch hing in der Luft. Über der Mühle zogen schwarze Vögel ihre Bahnen, als lauerten sie darauf, Zeugen eines schrecklichen Vorgangs zu werden.
    Nichts passierte.
    Die Gestalten waren zu Statuen geworden.
    Harry schüttelte den Kopf. Was immer die andere Seite auch vorhatte, er würde ihr einen Strich durch die Rechnung machen. Sie standen nur da und schienen auf sein

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