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1753 - Die Crypers

Titel: 1753 - Die Crypers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Es gab nur wenige moderne Fahrzeuge; unser Gleiter wurde von vielen bestaunt und angegafft. Ansonsten waren zahlreiche Tiere zu sehen, die zum Reiten benutzt wurden oder schwere Karren zu ziehen hatten.
    Vorsicht mit dem Begriff Tier!
    Artam-Con lachte kurz.
    „Sie mögen uns nicht besonders", sagte er. „Und sie haben keine Angst vor uns, nicht viel jedenfalls. Sie halten uns von Queeneroch ..."
    Ich mischte mich ein.
    „Ist das der Name, unter dem ihr die große Galaxis kennt?"
    „Sollte ich einen anderen Namen kennen?" fragte Artam-Con zurück.
    „Der Name stammt nicht von den Hamamesch", klärte ich ihn auf. Artam-Con blickte mich verwundert an.
    „Sondern?"
    „Queeneroch ist ein Wort aus der Sprache der Arcoana", fuhr ich fort und gab ihm einen kurzen Abriß der uns bekannten Geschichte der Arachnoiden. „Die Arcoana sind längst friedlich geworden", berichtete ich. „Schon vor sehr, sehr langer Zeit, vor zweihundert- bis zweihundertfünfzigtausend Jahren, lange vor eurer Zeit. Von ihnen habt ihr nichts mehr zu befürchten. Was mich wundert, ist allerdings der Umstand, daß der Name für diese Galaxis bis zu euch überliefert worden ist."
    „Wir werden uns darum kümmern, wenn wir das Hamamesch-Problem gelöst haben", ließ sich der Cryper vernehmen; es klang so, als hege er nicht den geringsten Zweifel daran, daß es ihm - oder spätestens seinen Nachfolgern - irgendwann gelingen würde, das Machtmonopol in der Kleingalaxis Hirdobaan zu brechen.
    Der Gleiter stoppte auf dem Dach eines großen Gebäudes, das auf seltsame, beeindruckende Weise moderne Bauprinzipien mit einem archaisch anmutenden Stilgefühl verband. Ich tippte auf einen Palast, vermutlich war es der von Nill-Uttra, Coram-Tills früherer Freundin.
    Das Gebäude war sieben Stockwerke hoch und sehr weitläufig, breit hingelagert auf einem Hügel am Rande des Stadtgebietes. Noch immer tobte das Gewitter über Morr und verwandelte die Szenerie in einen eher gespenstisch anmutenden Anblick.
    Eine Kaskade von Blitzen übergoß den Bau mit einem Wechsellicht aus grellem Weiß, fahlem Blau und tiefem Schwarz. Dichter Regen strömte vom Himmel, troff von den Dächern, schäumte in Abflußrinnen. In dem Zwitterlicht wirkten die zahlreichen Statuen, mit denen der Palast verziert war, wie eine Ansammlung vorzeitlicher Dämonen.
    „Ausgesprochen gemütlich", kommentierte Ronald Tekener spöttisch und schüttelte sich.
    Einige regennasse Gestalten huschten auf uns zu: Sourvants, die auf vielen Welten Hirdobaans zu den niedrigsten Arbeiten verwendet wurden. Hier hatten sie die Aufgabe, die gerade angekommenen Gäste einige Schritte weit zu geleiten und dafür zu sorgen, daß wir nicht durchnäßt wurden. Im eigentlichen Eingang nahm uns eine Schar mürrisch dreinblickender Crypers in Empfang und geleitete uns weiter durch die Räumlichkeiten.
    „Das Leben ist etwas seltsam hier", klärte Coram-Till uns auf. „Es gibt sehr gute Technik, das Beste, was Hirdobaan zu bieten hat, aber nur äußerst selten. Ansonsten geht es eher schlicht zu, um nicht zu sagen primitiv. Die Leute hier sind zudem abergläubisch und zurückgeblieben ..."
    Vor allem eines fiel uns auf, nun, da wir den Kontakt unmittelbar erleben konnten: Die Crypers von Hirdobaan, die seit ewigen Zeiten unter der Fuchtel der Hamamesch lebten, hatten sich diesem Regime längst angepaßt, und das nicht nur politisch.
    Die ständige Unterwerfung drückte sich in vielerlei Gestalt aus. Man konnte sie an der Sprache erkennen: Die Stimmen von Moin-Art und Artam-Con klangen energischer, kraftvoller. Sie hielten ihre Körper aufrechter, bewegten sich anders, freier und sicherer, und das trotz der Tatsache, daß sie sich an ihre Umgebung anzupassen versuchten. Sie machten das recht gut, aber zur Gänze gelang es ihnen nicht - vor allem da nicht, wo sich ihre innere Selbständigkeit auf eine Weise ausdrückte, die sie selbst nicht kontrollieren konnten.
    Unsere Führer traten zur Seite, ein Gong ertönte, ein schweres Bronzeportal wurde geöffnet.
    Fackelschein schlug uns entgegen, dazu buntes Licht aus vielfarbigen Ampeln, die an der Decke angebracht waren. Der Raum war sehr groß, bis zu dem deutlich erkennbaren Thronsessel hatten wir einen langen Anmarschweg zurückzulegen. Höchstwahrscheinlich war das geplant: Die Besucher sollten sich klein und gedemütigt fühlen, und sie sollten den Eindruck gewinnen, in einen hoheitsvollen, fast geheiligten Raum einzutreten.
    Schwere, süßliche Aromen

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