1753 - Die Ninja-Teufelin
sie London verlassen hatten, aber sie waren an eine einsamere Stelle gefahren, denn wo sie herfuhren, gab es kaum Lichter. Die Schwärze der Nacht hatte hier gewonnen. Sie rollten weiterhin geradeaus, bis plötzlich der Bodenbelag wechselte. Der Wagen schwang leicht nach, aber er wurde auch abgebremst und in eine Garage gelenkt, die mit offenem Tor bereits auf das Fahrzeug wartete.
Hinter dem Wagen klappte das Tor wieder zu.
»Wir sind da«, sagte die Frau.
»Okay. Und weiter?«
»Sie können aussteigen. Der Rest ist einfach. Sie müssen mir nur folgen.«
Sir James stieg aus. Er fand sich in einer geräumigen Garage wieder. Ein Geländewagen stand hier noch, und es war auch Platz genug, um die Garage bequem durch eine Seitentür verlassen zu können. Alles ging glatt über die Bühne. Dafür sorgte der Fahrer, der sich dicht hinter Sir James befand.
Durch eine geöffnete Tür gelangten sie in das Haus. Ein Flur mit braunen Fliesen. Türen, die in verschiedene Zimmer führten, aber es gab auch einen freien Mittelpunkt.
Eine große Sitzecke vor einem Kamin. Tigerfell auf dem Boden und indirektes Licht. Zwei Tische. Auf dem einen lag ein Telefon, auf dem anderen stand etwas zu trinken.
Der Fahrer ließ sich in der Nähe nieder. Er hatte ein völlig ausdrucksloses Gesicht.
»Möchten Sie einen Schluck Wasser, Sir?«, fragte Cori Feen.
»Nein, danke.«
»Okay, dann nicht.« Sie setzte sich auch und schaute sich um. Dabei lächelte sie und nickte Sir James zu. »Wir werden jetzt mit unserer Arbeit beginnen...«
»Arbeit?«
»Ja, telefonieren.«
»Mit wem?«
»Oh, das werden Sie schon erleben, Sir. Und sollten Sie etwas Falsches sagen, kann ich für nichts garantieren.«
»Schon gut, fangen wir an...«
***
Shao hatte die Antwort gehört und sagte zunächst nichts. Sie saß nur da, schaute Suko an, und er konnte förmlich sehen, wie es hinter ihrer Stirn arbeitete.
»Die Krone der Ninja?«, fragte sie schließlich.
»Darauf wird es hinauslaufen, Shao. Oder kannst du dir eine andere Möglichkeit vorstellen?«
»Nein, das kann ich nicht.« Sie atmete tief durch. »Die Krone der Ninja in den Händen bestimmter Menschen, das kann einfach nicht gut gehen.«
»Du sagst es.«
»Wirst du sie denn abgeben wollen?«
»Nein.«
»Okay, das verstehe ich. Aber was ist mit Sir James? Er kann dabei über die Klinge springen. Willst du das?«
»Auch nicht.«
Shao ließ nicht locker. »Was willst du dann? Sag es.«
»Ich kann es dir nicht sagen, weil ich es noch nicht weiß. Wir müssen eine Lösung finden, die dazwischen liegt. Ich will Sir James zurückhaben und auch die Krone der Ninja nicht abgeben. Ist das denn zu viel verlangt?«
»Im Prinzip nicht. Es könnte allerdings problematisch werden.«
»Das gebe ich zu.«
Shao schaufelte ihre dunklen Haare nach hinten. »Du hast in der Mehrzahl gesprochen, wenn ich mich recht erinnere.«
»Das ist wahr.«
Sie lächelte. »Dann willst du nicht allein losziehen?«
»Wie kommst du darauf? Du bist mit dabei. Ich weiß nicht, ob du als Phantom mit der Maske deinen Auftritt haben willst oder einfach nur als Shao an meiner Seite. Das musst du entscheiden.«
Shao lächelte. »Sei mir nicht böse, wenn ich mich jetzt noch nicht entscheiden kann. Ich möchte die Dinge auf mich zukommen lassen.«
»Das werden wir sowieso müssen.«
Shao stand auf und reckte sich. »Jetzt kann ich nur darauf setzen, dass sie Sir James gut behandeln. Er ist nicht leicht zu nehmen und wird sich nicht alles gefallen lassen.«
Suko gab ihr recht. »Das befürchte ich auch, aber beide wollen etwas, und da ist es besser, wenn sie sich aufeinander verlassen.«
»Ja, und ich möchte, dass sie sich endlich melden, wenn alles so läuft, wie wir es uns vorgestellt haben.«
Mehr wurde nicht gesagt, denn erneut läutete das Telefon...
***
Suko behielt die Nerven und meldete sich nach dem dritten Läuten.
»Ich bin es wieder!«, hörte er die bekannte Stimme. »Sie haben Ihren Chef nach wie vor nicht gefunden, sage ich mal.«
»Stimmt. Was letztendlich auch nicht möglich ist, denn er befindet sich in Ihrer Hand.«
»Genau. Wollen Sie ihn hören?«
»Nur, wenn es keine Umstände macht.«
»Keine Sorge, es macht mir gar nichts.« Cori Feen lachte. »Augenblick.«
Shao und Suko warteten. Sie hörten einige Stimmen, die sie nicht verstanden. Ein Stöhnen, dann ein Flüstern, und schließlich die Stimme ihres Chefs.
»Ja, ich bin es.«
Beide schauten sich an. Besorgnis trat in ihre Augen.
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