1755 - Im Fokus der Hölle
du.«
»Auf wen denn?«
»Er steht neben dir.«
Sheila begriff sofort. Sie drehte den Kopf und fixierte ihren gemeinsamen Sohn, bevor sie leise fragte: »Meinst du Johnny?«
»Genau ihn.«
»Und warum möchtest du auf ihn trinken?«
»Weil er mir das Leben gerettet hat...«
Nach dieser Antwort sagte Sheila nichts mehr. Aber sie bekam auch vor Staunen den Mund nicht mehr zu...
***
Der erste Blick, das erste Bild!
Ich sah die im Zimmer versammelten Personen. Lilian Block fiel mir auf. Sie wurde von zwei Männern gegen die Wand gedrückt, damit sie sich nicht mehr rühren konnte. Es war genau das, was die vierte Person brauchte, die vor Lilian stand und bereit war, sie mit einem Messer zu attackieren. Sie hatte sich bereits eine Stelle ausgesucht, als ich in das Zimmer stürmte.
Plötzlich wurde alles anders. Die Vampirin stieß nicht zu, sie hatte etwas gehört und drehte den Kopf, um zu sehen, wer das Zimmer betreten hatte.
Sie sah mich.
Aus ihrer Kehle löste sich ein gellender Schrei. Er zitterte noch zwischen den Wänden, als ich bereits handelte und ihr zeigte, wer hier der Herr der Lage war.
Ich schlug zu.
Es war mehr eine Reflexbewegung, aber es steckte schon Power dahinter. Die Cavallo kippte zur Seite, prallte gegen ihren Rollstuhl und schob ihn zur Seite.
Im Moment brauchte ich sie nicht mehr zu beachten, denn da gab es noch ihre beiden Leibwächter. Es waren Halbvampire, das stand für mich fest. Sie hatten die Aufgabe übernommen, sich um Lilian Block zu kümmern, die ebenfalls gesehen hatte, was passiert war, und entsprechend reagierte. Sie stieß einen Schrei aus und riss sich los. Der Griff der beiden Leibwächter war längst nicht mehr so fest.
Bevor sich der Typ an ihrer linken Seite versah, hatte sie ihm bereits den Ellbogen ins Gesicht gerammt. Er sackte zusammen und stieß dabei Flüche aus.
Der andere Typ holte ein breites Messer hervor. Ich wusste, dass er auf Worte nicht hören würde, da musste man ihn schon mit Taten überzeugen, und genau dafür sorgte ich.
Die Beretta schien von selbst in meine Hand zu gleiten. Der Halbvampir kam zu keiner Aktion mehr. Meine Kugel war schneller. Sie stanzte ein Loch mitten in seine Stirn. Auf der Stelle sackte die Gestalt zusammen.
Der andere war noch da.
Das wusste auch Lilian Block, die sich mit einem Tritt freie Bahn verschaffte. Sie wuchtete dem Halbvampir ihren Fuß in den Unterleib, und wir erlebten, dass die Gestalt auch Schmerzen verspürte, denn sie jaulte auf. Aber sie war noch nicht außer Gefecht gesetzt. Sie wollte sich auch wehren und suchte nach einer Waffe.
Wieder schoss ich.
Die Kugel erwischte ihn in der Brust. Vor Staunen riss der Halbvampir die Augen weit auf und torkelte zur Tür, ohne sie jedoch zu erreichen, denn vor ihr brach er zusammen.
Jetzt gab es nur noch eine Feindin. Und das war Justine Cavallo, eine geschwächte Blutsaugerin, die sogar in einem Rollstuhl saß. Ich kannte sie ziemlich lange. Hätte mir jemand vor einem Jahr gesagt, die Cavallo im Rollstuhl sitzen zu sehen, ich hätte ihn nur ausgelacht.
Aber es stimmte. Zwar saß sie nicht im Rollstuhl, sie stützte sich daran ab, aber sie war immer noch geschwächt, und das sah auch Lilian Block.
Sie wollte zu ihr und auf sie einschlagen. Das gefiel mir nicht. Ich hielt sie mit Worten und Taten zurück, womit sie nicht einverstanden war und wütend keuchte.
Die blonde Bestie stemmte sich hoch. Für einen Moment noch blieb sie an der Seite ihres Rollstuhls stehen, dann duckte sie sich und wartete darauf, dass ich etwas unternahm.
Und das tat ich auch.
Ich sagte: »Du kannst dich setzen!«
Was ich kaum für möglich gehalten hatte, trat ein. Sie ging das kurze Stück, bis sie die Vorderseite des Rollstuhls erreicht hatte, und setzte sich.
Ich stand vor ihr. Ich schaute auf sie nieder und hatte das Gefühl, einen Traum zu erleben...
***
War das die Person, die so gefährlich gewesen war? Deren Kräfte viel stärker waren als die eines Menschen?
Das konnte ich kaum fassen. Aber ich schaute hin und sah sie dort hocken. Mir hatte es die Sprache verschlagen. Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Sie war nicht mehr in der Lage, sich zu wehren. Sie saß im Rollstuhl wie ein Häufchen Elend. Zum Greifen nahe. Ich hätte mit ihr tun und lassen können, was ich wollte, und das zu begreifen fiel mir schwer, nach all dem, was ich mit ihr in den letzten Jahren erlebt hatte.
Lilian Block merkte, dass es da etwas zwischen uns gab, das sie nichts anging. Sie
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