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1755 - Im Fokus der Hölle

1755 - Im Fokus der Hölle

Titel: 1755 - Im Fokus der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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um wen es sich handelte, weil es im Flur zu dunkel war.
    Lilian setzte einen Schritt nach vorn. Sie übertrat die Schwelle, sie schaute sich um, und das Blut rann immer stärker aus den Wunden.
    Einen letzten Schritt tat sie noch, dann kippte sie nach vorn und fiel gegen die Rückseite des Rollstuhls, an dem sie sich festklammerte. Sie holte Luft, und dabei entstand ein Geräusch, das sich schaurig anhörte.
    Ein Atmen?
    Ich wusste es nicht. Es war jetzt auch nicht wichtig, denn es war wohl das letzte Luftholen eines Menschen, der kurz vor seinem Ende stand. Und so war es letztendlich auch. Lilian schaffte es nicht mehr, sich am Rollstuhl festzuhalten. Sie kippte zur Seite, und ich kam zu spät, um sie aufzufangen.
    Schwer fiel sie zu Boden.
    Dabei hörte ich das leise Lachen der Blutsaugerin. Sie hatte ihren Spaß, während ich auf eine Tote schaute.
    Lilian Block lebte nicht mehr. Ich wusste nicht, wer sie umgebracht hatte und wie sie umgebracht worden war. Ich sah nur das Blut aus den Öffnungen rinnen, und wenig später hörte ich die Tritte. Allerdings nicht im Zimmer, sondern draußen vor der Tür.
    Ich schaute hoch.
    Eine Gestalt war zu sehen.
    Ein Mann.
    Wegen des schlechten Lichts erkannte ich ihn nicht sofort. Aber das änderte sich, denn er zog die Tür bis zum Anschlag auf und blieb grinsend auf der Schwelle stehen.
    Ja, ich kannte ihn, und ich hätte mir jeden herbeigewünscht, nur nicht ihn.
    Vor mir stand Matthias!
    ***
    Es war mal wieder so ein Augenblick, da wünschte ich mich weit, ganz weit weg. Das war nicht möglich, denn das Leben ist kein Wunschkonzert. Ich blieb deshalb stehen, saugte noch mal tief die Luft ein und schaute in das Gesicht eines Menschen, der sich ganz und gar dem Bösen verschrieben hatte.
    Matthias!
    Er war ein Hassobjekt. Ein Mensch, der so harmlos aussah, sich aber auf die Seite der Hölle gestellt hatte und dort hoch aufgestiegen war.
    Er diente Luzifer!
    Er war so etwas wie sein Vertreter hier auf der Erde, und ich dachte daran, dass sich nicht mal mein Kreuz gemeldet hatte.
    Er stand da und lächelte breit. Es hätte nur noch gefehlt, dass er die Hände gefaltet hätte, um einen Heiligen abzugeben. Auch das hätte man ihm abgenommen, denn er war so etwas wie ein Chamäleon und schaffte es, die Menschen perfekt zu täuschen.
    Wir schauten uns in die Augen, und ich sah die Kälte darin. Es war noch nicht diese eisige Bläue, die einen Menschen fertigmachen konnte, nur seine absolute Gefühllosigkeit, die ich erleben musste. Diese Gestalt kannte keine Rücksicht, das wusste ich. Aber was wollte sie hier? Warum hatte sie Lilian Block getötet?
    Er nickte mir zur. Dabei sah er aus wie ein großer Junge, der nicht richtig erwachsen geworden war. Die Arme hatte er angewinkelt, die Hände in die Seiten gestemmt, und beim Sprechen verzog er die Lippen zu einem Lächeln.
    »Überrascht, John?«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Ja, ich auch.« Er lachte. »Nein, nicht wirklich, ich bin nicht wirklich überrascht. Ich habe eingreifen müssen. Das ist nun mal so. Mein Mentor ist immer daran interessiert, was sich auf der Erde tut und was auch seine Gegner machen, zu denen du ja gehörst, John Sinclair.«
    »Sag, was du willst.«
    »Sie!«
    Ich wusste, wen er gemeint hatte, fragte aber trotzdem nach. »Wie soll ich das verstehen?«
    »Deine Freundin Lilian...«
    Ich winkte ab. »Sie ist nicht meine Freundin gewesen. Sie war eine Verbündete, und ich glaube dir auch nicht, dass es dir nur um sie geht. Nein, dahinter steckt etwas anderes.«
    »Und was sollte dahinterstecken?«
    »Die andere Frau. Die Blutsaugerin, die in einem Rollstuhl sitzt. Justine Cavallo.«
    Matthias hob die Arme und deutete ein Klatschen an. »Bravo, John Sinclair, du lässt dich nicht in die Irre führen. Das habe ich mir gedacht. Nichtsdestotrotz muss ich sie haben. Ich habe sie auf meine Liste gesetzt, ich kann nicht zulassen, dass eine derartige Person einfach von der Bühne des Lebens verschwindet.« Er nickte mir zu. »Ich werde mich um sie kümmern.«
    »Und wie?«
    »Ich werde sie unter meine Fittiche nehmen. Ich bin ihr neuer Beschützer, ich werde auch dafür sorgen, dass sie wieder normal wird. Und glaube mir, ich besitze die entsprechenden Möglichkeiten. Sie kann so etwas wie eine Partnerin für mich werden. Sie und ich, wir beide können die Welt aus den Angeln heben, und du wirst das Nachsehen haben, John Sinclair.«
    Ich wollte etwas sagen, aber das Kichern der Cavallo hielt mich davon ab. Sie hatte

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