1755 - Im Fokus der Hölle
ihren Spaß. Sie schlug mit beiden Händen auf ihre Oberschenkel. Dabei schüttelte sie den Kopf. Bis sie aufhörte zu kichern und mich direkt ansprach.
»Du hast es gehört, John. Es ist einfach wunderbar. Ich habe alle Chancen. Man lässt mich nicht im Stich. Man kennt mich. Man hat mich schon beobachtet. Ich werde bald wieder da sein, das kann ich dir schwören, denn ich spüre genau, dass Matthias und ich zusammen passen. Wir beide sind ein perfektes Team...«
Ich konnte ihr nicht widersprechen, denn sie hatte leider recht. Hier hatten sich zwei gesucht und gefunden, und dieses Duo war an Bösartigkeit nicht mehr zu übertreffen.
Ich stand dazwischen. Ich musste daran denken, wie stark Matthias war. Es hatte einige Begegnungen mit ihm gegeben, und ich konnte mich nicht als Sieger sehen. Er besaß eine Macht, die Menschen erschüttern konnte.
Und jetzt hatte er sich Justine Cavallo ausgesucht. Ausgerechnet. Und ich ging davon aus, dass er es schaffte, sie wieder aufzubauen und ihr die alte Stärke zurückzugeben.
Sie fing plötzlich wieder an zu kichern. Dabei zog sie die Lippen mit der Zunge nach und streckte mir ihre Arme entgegen. »Hast du alles gehört, John Sinclair? Ich habe einen neuen Freund und Beschützer. Ich befinde mich jetzt im Fokus der Hölle. Ich weiß, wer Matthias ist. Er hat sich schon mal bei mir gemeldet und mir gesagt, dass er zur rechten Zeit Kontakt mit mir aufnehmen will. Das ist nun geschehen, und du hast das Nachsehen. Du kannst mich nicht mehr töten. Du hast es versäumt, jetzt ist es zu spät, denn jetzt stehe ich unter seinem Schutz. Pech, Sinclair.«
Ja, sie hatte recht. Ich war nicht schnell genug gewesen. Ich hatte Skrupel gehabt, aber ich war auch nur ein Mensch und keine Mordmaschine.
Jedenfalls stand die Cavallo jetzt unter einem mächtigen Schutz. Matthias war der Vertreter Luzifers, des absolut Bösen, mit dem auch ich schon konfrontiert worden war. Ich konnte nichts mehr tun. Es war zu spät, und ich war gespannt, wie Matthias auf mich reagierte. Ich spürte das Gewicht des Kreuzes auf meiner Brust. Normalerweise hätte es brennen müssen, aber es blieb fast kalt. Die andere Kraft war so mächtig, dass sie alles andere überbot.
Ich hatte auch nicht vergessen, was Matthias mit seinen Feinden machte. Er war in der Lage, ihre Körper zu manipulieren, sie zu verändern. Ich hatte Menschen gesehen, bei denen war der Kopf auf den Rücken gedreht worden. Aber auch die Arme waren ineinander verschlungen und verknotet gewesen. Dazu war Matthias fähig. Und deshalb war er so gefährlich.
Was er mit Lilian Block getan hatte, das wusste ich nicht. Jedenfalls war sie tot, denn ich hörte nichts mehr von ihr. Aber ich sah viel Blut in ihrem Gesicht.
Matthias hatte meinen Blick wohl bemerkt, und er ging sofort darauf ein.
»Ja, du kannst hinschauen, und du denkst wahrscheinlich darüber nach, was geschehen ist. Ich will dich nicht lange im Unklaren lassen und dir sagen, dass ich ihren Blutfluss etwas beschleunigt habe. Dabei erhöhe ich den Druck, und deshalb hast du ihren Lebenssaft an verschiedenen Stellen aus ihren Körperöffnungen treten gesehen. Das ist alles.« Er lachte. Dann erklärte er mir noch, welche Möglichkeiten ihm letztendlich zur Verfügung standen, um alles so zu richten, wie er es für gut hielt.
»Gut, jetzt weiß ich Bescheid.«
Matthias grinste mich an. »Du hast noch das andere in Erinnerung. Das Verdrehen der Glieder oder der Köpfe. Das macht mir am meisten Spaß, und ich denke, dass auch du ein besonderes Bild dabei abgeben wirst...«
Ich ärgerte mich. Ich hätte ihn nicht auf den Gedanken bringen sollen. Wenn er mich angriff und es tatsächlich schaffte, meinen Kopf herumzudrehen, dann...
Ich fasste nach meinem Kreuz, als sich die Farbe in seinen Augen veränderte. Das Blasse verging. Sie wurden dunkel und ich sah dieses gefährliche Blau, diese erschreckende Kälte, die mich schon mal an den Rand des Wahnsinns gebracht hatte.
Ich drehte den Kopf weg und dachte kurz an Flucht. Aber das wäre mir nicht mehr gelungen.
So holte ich mein Kreuz hervor und setzte es als Waffe gegen die Kälte des Urbösen ein...
***
Es lagen zwei Tote im Garten der Conollys, aber darum kümmerten sich Sheila, Johnny und Bill nicht. Sie waren ins Haus gegangen, saßen zusammen in ihrem großen Wohnraum und tranken Tee.
Wieder einmal hatten sie in einem gefährlichen Mittelpunkt gestanden, aber sie hatten es geschafft und zwei Halbvampire waren auf der Strecke
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