1755 - Im Fokus der Hölle
das Blut der heiligen Walburga floss. [1]
Für die junge Frau mit den blutigen Tränen war es heilsam gewesen, Serenas Blut zu trinken. Das hatte bei der Cavallo eine andere Wirkung gezeigt. Sie war geschwächt worden, aber sie hatte nicht aufgegeben und suchte noch immer nach einer Chance, um den Kampf zu gewinnen. So war es auch hier. Sie befehligte die Halbvampire. Sie wollte alles an sich reißen, was sie auch fast geschafft hätte, einschließlich Lilian Block. Doch da hatte ich ihr einen Strich durch die Rechnung gemacht, denn jetzt stand Lilian, die sich bereit erklärt hatte, an meiner Seite zu bleiben, unter meinem Schutz.
Die Spur hatte uns in dieses Hotel geführt, in dem es wohl keinen normalen Gast gab, aber ich hatte leider nicht viele Gäste vorgefunden. Entweder hatten sie sich zurückgezogen oder sie waren nicht mehr im Hotel.
Ich ging dennoch auf Nummer sicher. Da wo es möglich war, öffnete ich die Türen, warf Blicke in die Zimmer und sah keinen der Halbvampire.
Wenig später machte ich eine Etage tiefer weiter. Das war die zweite. Danach blieb nur noch die erste, die ich schon kannte.
Es war ein bestimmtes Zimmer, das mich hier in der zweiten Etage irritierte. Ich sah dort zwar keinen Menschen, hatte aber das Gefühl, dass sich bis vor Kurzem noch welche hier aufgehalten hatten.
Es brauchten nicht Menschen gewesen zu sein, sondern es hätte sich auch um Halbvampire handeln können.
Waren noch welche in der Nähe? Oder waren sie alle weg? Ich hatte den Eindruck, vor einem Scheideweg zu stehen. Irgendwas musste ich tun, aber ich wusste leider nicht, ob es das Richtige war.
Auf dem Bett lagen zusätzliche Decken, zwei Stühle standen schief und die Tür zur Nasszelle war geschlossen.
Es war still geworden. Ich wartete darauf, dass die Stille anhielt. Sie tat es nicht wirklich. Von irgendwoher hörte ich ein Geräusch, aber nicht in diesem Zimmer hier.
Ich drehte mich um, weil ich eine Tür sah. Es war eine Verbindungstür zum Nebenzimmer, und dahinter hatte ich das Geräusch gehört.
Ich schlich auf Zehenspitzen auf die Tür zu. Dabei hielt ich sogar den Atem an. Ob man mich von der anderen Seite her beobachtete, wusste ich nicht. Aber ich ging auf Nummer sicher und holte meine Beretta hervor.
Noch einen Schritt musste ich gehen, dann war ich nahe genug, um die Tür öffnen zu können. Bei näherer Betrachtung kam sie mir schon ungewöhnlich vor, denn sie bestand aus zwei schmalen Hälften, die weiß gestrichen waren.
War das eine normale Tür?
Ich konzentrierte mich auf die linke Hälfte und zog sie schwungvoll auf. Mein Blick war frei – und fiel in eine breite Nische, einen begehbaren Kleiderschrank.
Klamotten hingen hier bis zum Boden. Ob sie einem Mann oder einer Frau gehörten, erkannte ich auf die Schnelle nicht.
Es war nicht wichtig.
Viel wichtiger war, dass sich die Sachen bewegten, und das taten sie nicht von allein, denn sie schwangen auf mich zu, verunsicherten mich für einen Moment, und ich wich zurück.
Jetzt hatten sie freie Bahn.
Zwei mit Totschlägern und Messern bewaffnete Halbvampire hatten sich dort versteckt gehalten und griffen mich an...
***
Bill und Johnny Conolly hatten sich nicht unbedingt dem Wetter entsprechend angezogen, als sie das Haus verließen und in die Kälte eintauchten und zugleich in die Dunkelheit.
Sheila Conolly und auch Serena wussten nichts von diesem Ausflug. Es hatte die beiden einfach nicht mehr im Haus gehalten. Sie wollten wissen, ob der Garten ihres Bungalows noch unter Kontrolle der Halbvampire stand, wo Johnny sie schon gesehen hatte.
Der Vorgarten war leer. Die Lampen brannten. Strahler gaben ihren Schein ab, die bestimmte Stellen des Gartens in eine helle Zone verwandelten.
Der Weg zum Tor war ebenfalls frei, und am Ausgang selbst tat sich auch nichts.
»Glaubst du, dass sie verschwunden sind, Johnny?«
»Nein, bestimmt nicht. Nicht sie, da bin ich mir sicher. Sie sind noch da. Sie wollen Serena, und sie wollen Justine Cavallo nicht enttäuschen.«
Johnny Conolly war in alles eingeweiht. Er war auch kein Teenager mehr, sondern ein normaler junger Mann, dem wohl bewusst war, bei wem er lebte und welch ein schweres Erbe damit verbunden war.
Vater und Sohn standen nebeneinander. Und zwar dort, wo der geflieste Boden aufhörte und das leicht abschüssige Gelände begann. Sie konnten bis zum Ende des Grundstücks schauen, wo das Tor geschlossen war und sich auch nichts bewegte.
Johnny hob die Schultern. »Es kann sein,
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