1755 - Im Fokus der Hölle
Oberschenkeln, die in engen Lederhosen steckten. Lilian starrte auf den eckigen Ausschnitt, aus dem die Brüste der Vampirin hervorquollen. Darüber waren der Hals und der Kopf zu sehen. Beides makellos. Beides perfekt. Alles an Justine Cavallo war perfekt, abgesehen davon, dass es ihr körperlich nicht gut ging.
Ihre beiden Leibwächter hatten das Zimmer ebenfalls betreten. Sie waren keine Zwillinge, sahen aber in ihren grauen Mänteln so aus. Ihre Gesichter zeigten Arroganz. Sie hielten die Lippen geschlossen, aber sie standen wie auf dem Sprung und würden jeden Widerstand im Keim ersticken.
Justine Cavallo war in ihrem Element. Sie freute sich auf die Nahrung, die zum Greifen nahe vor ihr stand. Frisches Blut, genau das war es, was sie brauchte. Das gab ihr zwar nicht ihre alte Kraft zurück, stärkte sie aber ein wenig.
Sie schaute Lilian an und schüttelte den Kopf. Dann sagte sie: »Hast du gedacht, einen anderen Weg gehen zu können? Einfach ausscheren aus der Gemeinschaft der Halbvampire? Hast du wirklich daran geglaubt?«
Lilian schwieg. Es hatte keinen Sinn, wenn sie versuchte, sich zu verteidigen. Die Cavallo würde niemals Verständnis für sie aufbringen.
»Wer sich einmal für uns entschieden hat, der muss dabei bleiben«, flüsterte die Cavallo. »Ist dir das klar?«
»Ja.«
»Und trotzdem bist du einen anderen Weg gegangen...«
»Das bin ich. Ich musste es tun. Ich wollte meinen Fluch loswerden, kannst du das nicht verstehen? Wahrscheinlich nicht.«
»Stimmt. Ich denke da anders.« Die Cavallo schüttelte den Kopf. »Du hast nicht mehr daran gedacht, wer das Sagen hat. Das bin ich. Du bist scharf darauf gewesen, das Blut der Menschen zu trinken. Du bist zwar nicht so wie ich, aber wenn du Blut siehst, drehst du durch. Das ist auch nicht schlimm, wenn es in unser aller Interesse geschieht und uns Vorteile bringt. Aber ich hasse Alleingänge, die nicht mit mir abgesprochen sind. Du bist ihn gegangen, und du hast dich gegen uns gestellt. Du hast uns verraten. Du hast dir sogar von meinem Todfeind Hilfe versprochen. Du wolltest, dass er mich vernichtet, damit du Ruhe hast. Aber da hast du dich geirrt. Und Sinclair ebenfalls. Wenn jemand den Kampf gewinnt, dann bin ich es. Ich weiß selbst, dass ich körperlich schwach bin, aber ich habe mir Helfer geholt. Sie werden meine Pläne in die Tat umsetzen, und einen Plan habe ich mir bereits für dich ausgedacht.«
Justine lachte auf.
»Ich werde dein Blut trinken. Ja, ich werde es genießen. Es wird mich sättigen und stark machen.«
Lilian erwiderte nichts. Sie wusste, dass sie an der kürzeren Seite des Hebels saß. Die andere Seite war zu stark. Wären die beiden Leibwächter nicht gewesen, dann hätte vielleicht alles anders ausgesehen. So aber musste sie passen.
»Sag etwas!«, forderte Justine sie auf.
»Warum sollte ich?«
»Du hast Angst, wie?«
»Kann sein.«
Die Blutsaugerin lachte. »Du kannst dich nicht mehr auf Hilfe verlassen, das ist es doch. Du stehst allein. Sinclair ist nicht bei dir. Er wird nichts machen können. Und ich bin gekommen, um dein Blut zu trinken.« Sie hob beide Hände an und gab ihren beiden Helfern einen Befehl. »Schafft sie her!«
Genau darauf hatten die beiden Typen gewartet. Mit zwei Schritten waren sie bei Lilian, die jetzt aus ihrer Starre erwachte und sich zu wehren begann. Sie dachte an das Fenster, das noch geschlossen war. Es war einen Versuch wert, es zu öffnen. Deshalb drehte sie sich nach links, und mit wenigen Schritten hatte sie das Ziel erreicht. Sie grapschte nach dem Griff, bekam ihn auch zu fassen – und hörte zugleich das Lachen dicht hinter sich.
Dann griffen die Hände zu und ließen sie nicht mehr los. Sie rissen Lilian zurück, die aufschrie und dabei um sich schlug.
Eine Chance zur Befreiung hatte sie nicht. Sie wurde gnadenlos zur Seite gezogen, erhielt zudem einen Schlag auf den Mund und hörte die zischenden Stimmen der beiden Leibwächter.
Jemand zerrte an ihren Beinen und riss sie hoch. Jetzt lag sie waagerecht und wurde an zwei Seiten festgehalten, ohne eine Chance zu haben, sich zu befreien.
Auch wenn sie zu treten versuchte und sich von einer Seite zur anderen werfen wollte, die Griffe waren zu hart, und so wurde sie zu der Frau im Rollstuhl geschleift, die sie bereits voller Gier erwartete.
Justine Cavallo hatte den Mund weit geöffnet. Es war so etwas wie ein Vorspiel, denn jeder sollte ihre beiden Blutzähne sehen, die wie kurze Schwerter wirkten.
»Wenn sie sich
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