1757 - Der Vampir-Garten
leer und kamen ihm plötzlich vor wie Särge.
Das passte ihm nicht. Über seinen Rücken rann ein kalter Schauer. Er glaubte erneut daran, das Falsche getan zu haben. Wieso war hier kein Ausgang? Er glaubte, einen gesehen zu haben, als er vor einigen Wochen hier mal Blumen abgeholt hatte.
Zurück oder weiter nach vorn gehen?
Er entschied sich für die zweite Möglichkeit und war kaum drei Schritte gegangen, als rechts von ihm eine Gestalt auftauchte. Es war eine Frau, die einiges auf die Waage brachte und wie ein weiblicher Sumo-Ringer wirkte, der sich einen Overall übergestreift hatte.
Schwarze Haare, sehr kurz geschnitten, ein rundes Gesicht, kaum Hals, dafür viel Körper. Und den brachte sie in die Nähe des Mannes, der es nicht mehr schaffte, ihr auszuweichen.
Er prallte gegen sie, und Eddy war der Schwächere. Er hatte das Gefühl, gegen eine Wand aus Gummi gelaufen zu sein, wurde zur Seite geschleudert und erhielt noch einen Schlag, der ihn aus dem Gleichgewicht brachte.
Er kippte zur Seite.
Eddy fluchte, als er auf dem Boden landete. Das war kein Zufall gewesen, auch kein Pech, das musste er als einen gezielten Angriff hinnehmen, und das dicke Weib befand sich noch in seiner Nähe. Um ihn herum war es alles andere als strahlend hell, dennoch fiel ihm das gierige Funkeln in den Augen der Frau auf. Als normal sah er es nicht an, und ihn beherrschte nur noch der Gedanke an Flucht.
Mit einer schwungvollen Bewegung wollte er aufstehen, was er auch zur Hälfte schaffte. Da aber erwischte ihn ein schmerzhafter Tritt. Er schrie auf und fiel wieder zurück. Diesmal landete er auf dem Bauch. Die Schmerzen ignorierte er und wollte wegkriechen.
Wieder war die Frau schneller. Sie bekam ihn an den Beinen zu packen und wuchtete ihn herum, sodass er auf den Rücken zu liegen kam.
So hatte es die massige Frau haben wollen. Sie zwang ihn, auf dem Rücken liegen zu bleiben, weil sie ihn so am besten unter Kontrolle hatte. Sie ließ sich auf ihn fallen und hockte auf seinem Unterkörper und den Beinen.
Er kam nicht mehr weg, auch wenn er sich noch so anstrengte, da war einfach nichts zu machen.
Eddy hatte kein Gefühl mehr in seinen Beinen. Den Oberkörper konnte er anheben, das war aber auch alles.
Er holte tief Luft und war froh, durchatmen zu können. Wenn er nach oben schaute, blickte er in das runde Gesicht der Frau, deren Augenbrauen wie gebogene schwarze Striche wirkten.
Sie starrte ihn an.
Er starrte zurück.
Dann fragte er: »Was ist denn los? Was habe ich dir oder euch getan, dass ihr mich so behandelt?«
»Wir brauchen dich.«
»Ach ja? Wieso?«
»Du bist wichtig. Wir brauchen dich, unsere Pflanzen brauchen dich. Und auch Rebecca möchte etwas von dir.«
»Ja? Was will sie denn?« Es ging ihm schlecht. Er stöhnte auf. Er fürchtete sich vor dem, was auf ihn zukam.
»Was sie will?«
»Ja.«
»Sie will dein Blut, und die Pflanzen wollen es ebenfalls.«
Er hatte den Satz gehört. Er saß da und bekam seinen Mund nicht mehr zu. Er wollte es nicht glauben. Jetzt schoss das Blut in seinen Kopf, und er wusste, dass sich sein Gesicht rötete.
»Blut...?«
»Ja.« Die Frau grinste. »Dein Blut. Es ist wichtig. Für Rebecca und den Garten. Zuerst bist du an der Reihe, dann holen wir uns deine Freunde. Einen nach dem anderen. Ihr werdet keine Chance haben, ihr werdet nur uns gehorchen.«
Bisher war Eddy in seiner Lage geblieben. Das wollte er ändern und richtete sich auf. Mit beiden Händen stützte er sich rechts und links des Körpers am Boden ab.
»Was willst du mit meinem Blut? Es trinken? Bist du etwa eine Vampirin?«
»Ich werde es auch schlecken und schmecken. Aber ich brauche es nicht, verstehst du? Die Pflanzen wollen es. Unsere wunderbaren Rosen. Unser Blutgarten braucht Nachschub...«
Es kam Eddy alles so abgefahren vor. Es wollte es nicht glauben. Ihm fielen die schlimmsten Schimpfwörter ein, die er der Frau an den Kopf werfen wollte, doch es drang nur ein Stöhnen aus seinem Mund. Allmählich wurde es unerträglich, das Gewicht dieser Person auf seinem Unterkörper zu spüren. Seine Beine spürte er schon fast nicht mehr.
»Geh runter von mir!«
Die Frau lachte. »Was soll das? Willst du dich aus dem Staub machen?«
»Nein, ich bleibe. Ich...«
»Und ich bleibe auch!«
Eddy wusste, dass die Dicke ihr Versprechen wahr machen würde. Und sie handelte bestimmt nicht aus eigenem Antrieb. Man hatte sie dazu vergattert, so zu reagieren.
»Du kannst jetzt ruhig
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