1757 - Der Vampir-Garten
aufstehen...«
Plötzlich war die andere Stimme da. Im ersten Moment wollte Eddy Lavall jubeln, dann jedoch fiel ihm ein, wer diesen Satz gesagt hatte, und das war nicht gut.
Sie war es – Rebecca Baker!
Er hörte rechts von sich ein Geräusch. Vor dort hatte er auch die Stimme gehört, und jetzt sah er die Frau, der alles hier gehörte und die Eddy nicht fremd war.
Sie blieb stehen, senkte den Kopf, schaute Eddy an und lächelte. Es war kein Lächeln, das ihm Hoffnung machte. Er empfand es als kalt und hinterlistig.
Dennoch probierte er es. »Okay, ich bin froh, dass du gekommen bist, Rebecca. Wir kennen uns ja. Wir sind gewissermaßen Kollegen. Deshalb stehen wir ja auf einer Seite.«
»Ja, stehen wir das?«
Diese Worte taten ihm alles andere als gut. Er sagte auch nichts mehr und blickte sie nur an.
Sie war anders gekleidet als ihre Angestellten. So trug sie keinen Overall, dafür etwas, was überhaupt nicht in diese Umgebung passte. Es war ein helles Kleid aus dickem Stoff, das nicht ihren gesamten Körper bedeckte. Es hatte einen großzügigen Ausschnitt, der den Ansatz der Brüste hoch quellen und beide Schultern frei ließ.
Sie lächelte auch jetzt noch, wobei sie die Lippen geschlossen hielt. Sie wirkte wie eine Frau aus den Anfängen des letzten Jahrhunderts. Ein rundes Gesicht, eine völlig unmoderne Frisur. Das Gesicht war recht bieder, und die Augen waren braun wie das Haar. So sah jemand aus, der keinem anderen Menschen etwas zuleide tun konnte.
In einem derartigen Kleid hatte Eddy Lavall diese Frau noch nie gesehen. Das musste wohl ihr privates Outfit sein, aber darüber dachte er nicht länger nach. Nicht die Kleidung interessierte ihn, sondern einzig und allein sie.
Die dicke Frau war noch nicht aufgestanden. Sie hatte nur ihr Gewicht ein wenig verlagert, sodass es ihn nicht mehr so stark an den Boden presste, aber viel Gefühl hatte er immer noch nicht in den Beinen.
»Du bist zu neugierig gewesen«, erklärte Rebecca, »aber auf der anderen Seite finde ich das gut. Sehr gut sogar, denn ich habe mit dir etwas Bestimmtes vor. Ja, mit dir fange ich an, danach nehme ich mir deine Freunde vor und dann...«
»Wieso? Was willst du vor mir?«
Rebecca lachte hell auf. »Weißt du das denn nicht?«
»Nein, wieso?«
»Es hat sich also noch nicht herumgesprochen?«
»Sag endlich, was los ist.«
»Nein, das sage ich dir nicht, das werde ich dir zeigen. Schau genau hin. Schau auf meinen Mund.«
Eddy tat es. Er starrte die Lippen an, die ihm recht blass vorkamen. Und er sah, wie sie auseinanderklafften und das Weiß der Zähne freigaben.
Weit, sehr weit öffnete Rebecca den Mund, denn ihr Gegenüber sollte alles sehen.
Er sah alles.
Besonders die beiden Vampirzähne, die aus dem Oberkiefer wuchsen und ihm klarmachten, mit wem er es zu tun hatte...
***
Die sind nicht künstlich!
Das war der erste Gedanke, der ihm durch den Kopf schoss. Du hast es hier mit einem echten weiblichen Vampir zu tun, obwohl er nie daran geglaubt hatte. Aber er hatte auch nicht an schwarze Blutrosen geglaubt und war dennoch eines Besseren belehrt worden.
Eine Blutsaugerin hockte neben ihm. Zwei Zähne, die spitz zuliefen, sodass sie wie Messer in die Haut eines Opfers stechen und dafür sorgen konnten, dass aus den Adern das Blut sprudelte.
Er spürte, dass ihn eine Hitzewelle erfasste. Sein Blut schien zu kochen.
Rebecca nickte Eddy zu. »Du bist voll. Du bist prall mit Blut gefüllt. Und das reicht für mich als Düngung für meine besonderen Pflanzen. Du verstehst?«
Ja, er verstand. Er hatte es begriffen und flüsterte trotzdem: »Sind es die Rosen, die du meinst?«
»Genau die. Sie können nur gedeihen, wenn sie einen bestimmten Nährstoff bekommen. Und er fließt in deinen Adern. So wirst du zum Wachstum der Rosen beitragen.«
»Nein, nein, das – das will ich nicht.« Eddy war völlig von der Rolle. Was er hier erlebte, das konnte er nicht begreifen. Es war eigentlich unmöglich, es war auch völlig verrückt. Er hätte am liebsten geschrien, aber er wusste, dass es ihm nicht weiterhelfen würde.
Vorwürfe machte er sich. Er hätte bei den anderen bleiben sollen. Das hatte er nicht getan, und jetzt musste er dafür bezahlen. Mit seinem Blut, mit seinem Leben.
Die Angst loderte in ihm. Sie erreichte jede Stelle seines Körpers, und vor seinen Augen legte sich plötzlich ein dunkles Band. In seinen Ohren entstand ein dumpfes Brausen.
Er hörte die Stimme der Blutsaugerin. »Halt ihn fest,
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