1757 - Der Vampir-Garten
sie war nicht da und wir konnten sie uns auch nicht herbeizaubern.
»Wo ist sie?«
Es war eine schlichte Frage, die Alice zum Lachen brachte. »Das weiß ich doch nicht. Ich habe sie nicht gesehen, und sie meldet sich bei mir auch nicht ab.«
»Gut. Und wen kann ich fragen?«
»Das weiß ich nicht.«
»Dann hat sie keine Vertretung?«
»Nicht unbedingt.«
Suko, Eddy und ich standen beisammen. Wir wirkten recht ratlos, bis Eddy fragte: »Wollen wir nicht wieder von hier verschwinden? Wenn die Baker nicht da ist, sind wir umsonst gekommen.«
Suko stellte die nächste Frage. »Wer sagt uns denn, dass sie nicht da ist?«
»Das sehen Sie doch.«
»Kann sie sich nicht auch vor uns versteckt haben?«
Eddy verzog die Lippen. »Warum sollte sie das tun?«
»Weil sie genau weiß, dass es ihr möglicherweise an den Kragen gehen könnte.«
Ich wandte mich an Alice. »Wo können Sie Ihre Chefin denn erreichen, wenn sie nicht hier ist?«
»Gar nicht.«
Fast hätte ich losgeprustet vor Lachen. »Und sie ist nicht über Handy erreichbar?«
»Nur, wenn sie es will.«
»Dann versuchen Sie es doch jetzt.«
Alice schaute mich an, als hätte ich einen schweren Frevel begangen. Aber sie fügte sich. Sie holte ihr Handy hervor und tippte auf ein paar Tasten.
Es gab keine Verbindung. Rebecca Baker musste ihr Handy abgestellt haben.
»Sie will mit niemandem sprechen.« Alice steckte ihr Handy wieder weg.
»Den Weg haben wir wohl umsonst gemacht«, sagte ich. Ich übersah das Funkeln in ihren Augen nicht. Wahrscheinlich war sie froh, so gut weggekommen zu sein.
»So rasch geben wir nicht auf. Wir sehen Sie als Vertretung an, Alice. Das, was wir von Ihrer Chefin wollten, das können Sie uns doch sicherlich geben.«
Sie schluckte. »Was wollen Sie denn?«
»Wir wollen zu den Rosen. Zu den Blutblumen, die wahrscheinlich in einem Vampir-Garten wachsen. Oder liege ich da so falsch?«
»Das – das – kann ich nicht bestätigen.«
»Aber Sie wissen, wo wir den Garten finden?«
»Ja.«
»Dann bringen Sie uns hin.«
Suko und ich waren fest entschlossen, den Vampir-Garten aufzusuchen. Das wusste auch Eddy Lavall. Er war es, der sich am wenigsten wohl fühlte. Er wandte sich an uns.
»Muss ich denn da mit?«
»Nein«, sagte ich. »Sie können hier auf uns warten.«
»Danke. Aber am liebsten würde ich verschwinden, wenn Sie nichts dagegen haben.«
»Nein, das haben wir nicht.«
»Dann – ähm – dann gehe ich jetzt.«
»Ja, wie Sie wollen.«
Alice atmete auf, das sah ich noch, bevor ich mich ihr zuwandte. »Ich denke, dass wir jetzt gehen können, nicht wahr?«
»Ja«, sagte sie, »das können wir.«
Es lief so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Trotzdem hatte ich alles andere als ein gutes Gefühl. Irgendwas passte nicht so recht zusammen und lief falsch.
Wir erlebten keinen Widerstand. Dennoch kam es mir so vor, als wären wir nur die zweiten Sieger...
***
Eddy Lavall sah die Männer verschwinden und überlegte, ob er alles richtig gemacht hatte oder ob es nicht besser gewesen wäre, wenn er an ihrer Seite geblieben wäre.
Er strich über seinen kahlen Vorderkopf und spürte den leichten Schweißfilm, der auf der Innenseite seiner Hand zurückblieb. Es war nicht normal und auch die Folge der feuchten Luft. Es konnte von seiner Angst herrühren, die ihn im Griff hatte, denn dieser Ausflug hatte ihm ziemlich zugesetzt.
Jetzt war er allein zurückgelassen worden. Er konnte gehen, aber er wusste nicht, welchen Weg er nehmen sollte. Natürlich hätte er bis zum Büro zurückgehen können, was er jedoch verwarf, denn er ging davon aus, dass es hier in der Nähe auch einen Ausgang gab. Er sah sogar Spuren, die zu ihm führten, Abdrücke von Reifen. Jemand musste hier eine Karre gezogen haben.
Er folgte der Spur mit Blicken und sah, in welche Richtung sie lief. Er folgte ihr. Dabei passierte er zwei große Arbeitstische, dessen Platten aus Steinen bestanden. Er nahm den strengen Geruch auf, der hier herrschte, und wurde plötzlich an den erinnert, den er aus seiner Wohnung kannte.
So hatten die schwarzen Rosen gerochen...
Ein Lächeln huschte über seinen Mund. Wenn das Feld mit den Rosen in der Nähe war, dann würde er auch seine beiden Begleiter finden. Deshalb ging er schneller, sah ein Glasdach über sich, das ihm ein wenig Freiheit vorgaukelte, die es jedoch nicht gab. Er war in einem Lager gelandet, jedenfalls hatte er das Gefühl. Da sah er die Kisten, in die Blumen eingepackt wurden. Sie waren noch
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