1757 - Der Vampir-Garten
überzeugt.
Bevor ich mich den Blumen zuwandte, warf ich Eddy Lavall einen Blick zu. Er hatte die Stirn gefurcht, atmete schwer durch die Nase, gab aber keinen Kommentar ab.
Ich ging zu den Blumen. Schwarze Rosen. Oder fast schwarze. Ein schwacher Rotschimmer war noch vorhanden. Es konnte auch ein violetter sein, so genau war das nicht zu sehen.
Ich beugte mich vor und brachte mein Gesicht bis dicht an die Blumen.
Ja, da war schon der etwas andere oder fremde Geruch zu spüren. Mehr aber nicht. Dass mir ein starker Blutgeruch in die Nase gestiegen wäre, nein, damit konnte ich nicht dienen.
Ich nahm dann ein Blatt zwischen Daumen und Zeigefinger und rieb daran. Etwas trat aus und verteilte sich wie Schmiere, und als ich meine Finger anschaute, sah ich, dass sie rot geworden waren. Blut klebte an ihnen.
Wirklich Blut?
Ich versuchte es mit einer Geruchsprobe. Ja, es war durchaus der Blutgeruch zu spüren. Ich roch nur, wollte es nicht schmecken und wischte meine Finger am Taschentuch ab.
»Und?«, fragte Suko.
Ich musste leise lachen. »Ja, es ist wohl Blut, sonst habe ich nichts gespürt.«
»Schade.«
»Ich bin noch nicht fertig, Suko. Ich werde noch etwas anderes durchziehen.«
Auch Eddy Lavall hatte meine Worte gehört. »Wollen Sie die Blumen vernichten?«, rief er. »Das – das – können Sie nicht tun! Bitte, ich...«
»Keine Sorge, ich werde sie nicht knicken oder in den Abfall werfen.«
»Was wollen Sie dann tun? Sie mitnehmen?«
Suko antwortete an meiner Stelle. »Lassen Sie sich einfach überraschen, das ist alles.«
»Na gut, wie Sie meinen.«
Für mich waren die vier Rosen natürlich nicht normal. Man hatte sie manipuliert. Sie waren mit Blut getränkt oder mit Blut gefüllt worden, und ich hatte keine Ahnung, wer dahinterstecken könnte. Es war auch nicht sicher, ob es sich hier um ein Spiel der Vampire handelte, das alles stand in den Sternen.
Eddy Lavall sah ich zwar nicht, aber ich konnte mir vorstellen, dass er große Augen bekam, als er bemerkte, was ich hervorholte. Ich streifte die Kette mit dem Kreuz über meinen Kopf, denn sollte es eine Veränderung auf schwarzmagische Art geben, dann würde das Kreuz reagieren. Das hoffte ich zumindest.
Noch passierte nichts. Ich hielt es in der Hand und spürte auch keine Erwärmung. Das hatte noch nichts zu sagen, weil sich das Kreuz noch ein Stück von den vier Blumen entfernt befand. Das änderte sich in den folgenden Sekunden, denn ich näherte mich der ersten der vier Blüten.
Zu einem Kontakt kam es gar nicht erst, denn es passierte schon vorher etwas. Und zwar nicht nur bei der einen Blüte, alle vier wurden in Mitleidenschaft gezogen.
Es fing mit den Bewegungen der Köpfe an, als wollten diese mir zunicken und mich begrüßen. Das war nicht der Fall. Ich hatte gar nichts damit zu tun, denn es ging einzig und allein um mein Kreuz. Es wirkte wie ein Magnet, und die dunklen Köpfe der Blumen kannten keine andere Richtung. Sie näherten sich, sie duckten sich – und es geschah mit ihnen etwas, was mich kaum überraschte.
Sie verloren ihre Farbe. Sie wurden grau und die Veränderung lief immer schneller ab. Das Grau blieb bestehen, und als ich näher hinschaute, da bemerkte ich die dünnen Risse in den Blütenblättern. Ich glaubte nicht mehr daran, dass sie noch lange halten würden, und in der Tat lösten sich die Blumen auf.
Sie verwelkten. Sie wurden zu Blütenstaub, der sich senkte und als feine Schicht auf dem Tisch liegen blieb.
Was war von den Blumen übrig geblieben?
Vier Stängel ragten aus der Vase hervor. Irgendwelche Kelche waren nicht mehr zu sehen. Sie lagen als grauer Staub auf dem Tisch. Mein Kreuz hatte ganze Arbeit geleistet. Das war nicht nur von mir gesehen worden, sondern auch von den beiden anderen Zeugen. Suko sagte nichts, aber Eddy Lavall reagierte. Zuerst hörten wir ihn nur krächzen. Dann schüttelte er den Kopf und fing an zu zetern.
»Verdammt, ihr habt sie zerstört. Ihr habt sie – habt sie...«
»Ich habe nichts getan!«, fuhr Suko ihm in die Parade. »Und John Sinclair auch nicht.«
So leicht gab Lavall nicht auf. Er stampfte auf den Boden und keuchte: »Sie sind kaputt! Sie sind zu Staub geworden. Das habe ich doch gesehen.«
»Na und?«
Lavall lachte und starrte Suko an. »Was heißt hier na und? So etwas habe ich noch nie gesehen, das ist grauenvoll gewesen. Wie kann das sein?«
Ich fand es an der Zeit, eine Erklärung abzugeben. »Es geht hier um Magie, Mister Lavall. Nur so ist das
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