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1757 - Endstation Tod

Titel: 1757 - Endstation Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den Händen fielen und er zusammenbrach. Tagelang lag er dann in seiner Kabine, stumm vor sich hin zitternd, und ertrug die Qualen nur dadurch, daß er sich neue Verschlüsselungen für seine Bilder, neue Dschungel von Farben und Formen ausdachte, und sich wie jeder auf dem Treck an die Hoffnung klammerte, bald würde alles vorüber sein; in Hirdobaan, im gelobten Land aller Imprint-Outlaws, die ihre frühere Existenz hinter sich gelassen hatten.
    Er, Samuel, war einer der bedeutendsten Handelsexperten von Agrargütern auf Toma II gewesen.
    Der Planet befand sich erst im Aufbau. Er wollte gerodet werden, wozu man Maschinen brauchte.
    Wenn die Felder bereitlagen, kamen die Saatgüter. Beides und noch viel mehr hatte Samuel mit einer eigenen kleinen Flotte importiert und geliefert. Das war auch der Grund, weshalb er sich häufiger im Solsystem oder auf Olymp aufhielt - und ausgerechnet zu der Zeit die Erde besuchte, als der Hamamesch-Basar hinter dem Mond geparkt war.
    Samuel befand sich augenblicklich wieder in diesem Ersatzrausch der Bilder und Farben, schuf ein neues Gesicht und verschlüsselte es durch raffiniert hingespritzte oder einfach gekleckste Farbpunkte und -verläufe, als er bemerkte, daß jemand schräg hinter ihm stand und ihn beobachtete.
    „Mach das weg!" befahl der andere. Er drehte sich und zeigte auf drei, vier, fünf weitere Gesichter, die er anscheinend ohne Mühe aus den Mustern herauslas. „Und die auch."
    Samuel vergaß vor Erschrecken, den Finger von der Sprühdüse zu nehmen, und ein feiner Nebel rotbrauner Leuchtfarbe benetzte die einfache Bordkombination des noch ziemlich jungen Mannes, der in Samuels Schaffensrausch hineinplatzte wie ein falsches Muster - und zwar ein tödliches, das ihm sein ganzes Bild verderben konnte.
    „Mach es weg!" wiederholte der andere, ohne auf die Verschmutzung seiner Bekleidung einzugehen. „Oder ich werde es tun."
    Es klang gepreßt, als müsse der hagere, junge Kerl mit den eisgrauen Augen und den kurzen Haaren sich mühsam beherrschen, um nicht die Kontrolle über sich zu verlieren. Samuel sah, wie es in seinem Gesicht zuckte, unter den Augen, um die Mundwinkel.
    Der Blick ging fiebrig von einem der Bilder zum anderen. Immer wandte er sich ganz schnell wieder ab, als habe er Angst vor dem, was er hinter der Farbtarnung sah.
    Samuel hörte sich gequält auflachen. Seine Stimme war auch nicht gerade als normal zu bezeichnen, als er fragte, was denn an seinen Bildern so störe. Er kämpfte gegen das Gefühl im Magen, das immer dann kam, wenn er sich in die Enge gedrängt fühlte, was für ihn gleichbedeutend damit war, bald mit einem Werk fertig zu sein. Denn dann kam wieder die Leere, dann kamen das Zittern und die Dunkelheit seiner Kabine.
    „Du mußt es wegmachen", sagte der andere stereotyp.
    Er sah Samuel an, und der Maler erschrak noch mehr. Der Blick dieser grauen Augen war nicht nur der eines Süchtigen, er war noch mehr. Einen Moment lang glaubte Samuel, er müsse in diese Augen hineinstürzen, in ihnen versinken oder wie durch ein Black Hole in eine andere Welt gerissen werden, etwas jenseits des Vorstellbaren.
    Er kannte ihn.
    Samuel Nyrtii interessierten seine Mitreisenden nicht. Er hatte keine Freunde und keine Feinde an Bord, nur das Ziel Hirdobaan vor Augen. Sein Vertrauen zur Schiffsführung beschränkte sich darauf, daß Origer, wenn der Augenblick da war, sein mitgebrachtes Stück galaktischer High-Tech an ihn zurückgab, damit er es bei den Hamamesch gegen den neuen Zauber tauschen konnte, gegen die Heilung, die Zukunft.
    Doch diesen hier hatte er schon gesehen. Er war oft bei Origer, wenn der Kommandant seine seltenen Ansprachen an die Passagiere richtete. Er war ihm aber eigentlich nur deswegen aufgefallen, weil er beim Gehen das linke Bein etwas nachzog. Ja, und scheu wirkte er, irgendwie verloren. Er sprach wohl nie viel.
    Sein Name? Was hätte ihn der interessieren sollen. Er kannte nur den des Kommandanten und seinen eigenen.
    Plötzlich packte ihn nackte Angst.
    Die Augen des anderen!
    Sie verschwammen, während er sich dazu zwang, dem kalten Blick standzuhalten. Sie waren wie hypnotisierend, tatsächlich zwei schwarze Löcher, und bevor Samuel begriff, was mit ihm geschah, hatte ihm der andere Mann die Spraypistole aus der Hand gerissen und begann damit, alles zu zerstören. Er versprühte einen dicken, grausamen Farbnebel auf alle Bilder, die er erreichen konnte.
    Samuel konnte nichts tun. Das Entsetzen und der Schmerz lahmten

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