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1758 - Der Maschinenmensch

Titel: 1758 - Der Maschinenmensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Nacken an. Ein imaginärer Umhang aus rauhem, schwerem Stoff wärmte jeden Quadratzentimeter Haut.
    Und dann bewegte sich Gyrengo.
    Seine Fingerspitzen verursachten ein kribbelndes Gefühl. Er zog die Schmerzen aus Teasers Schädel heraus, zuerst nur ein bißchen, dann immer mehr. Ein unglaubliches Gefühl war das, im ersten Moment so überwältigend wie der Zauber der Hamamesch.
    „Wir befinden uns endlich auf Torresch", hörte er Gyrengo flüstern. „Es könnte sein, daß wir hier tatsächlich Imprint-Waren finden. Aber so lange werden wir zwei nicht warten, nicht wahr?
    Die Admiralin wird dich wieder einen Kretin schimpfen, sie wird dich demütigen und schlagen.
    Dazu darf es nicht mehr kommen. Wir befreien uns aus Stomal Zystaans Gewalt und fliehen von hier. Verstehst du, kleiner Teaser? Dies sind unsere letzten Stunden oder Tage. Ich warte nur noch auf den Augenblick."
    Teaser konnte sich nicht bewegen. Er hörte die Stimme aus großer Ferne, weil sein Geist vom Körper losgelöst war.
    Tomopatenarme brachten erstaunliche Dinge fertig. Trotzdem bekam er schreckliche Angst; daß Gyrengo etwas tat, was später nicht mehr zu ändern war.
    „Das geht nicht", nuschelte er mühevoll. „Wir können nicht fliehen. Ich brauch' ein neues Stirnband. Irgendwas, was den Zauber hat."
    „Nein, Teaser."
    Wieder diese Aggressivität, schwer zu hören, mit großer Mühe nur gebändigt.
    „Wir zwei verschwinden bald, ich sagte es bereits. Du wirst lernen müssen, völlig ohne Imprint auszukommen."
    „Aber das geht nicht."
    „Doch. Ich helf' dir. Du darfst die Hände eines Tomopaten niemals unterschätzen."
    Gyrengo schien irgendwie Teasers ganzes Hirn in die Hand zu nehmen, er schüttelte es und bekam schließlich den Sektor zu fassen, in dem sich früher einmal der Zauber breitgemacht hatte.
    Der Maschinenmensch bäumte sich so kraftvoll auf, daß nicht mal Gyrengo etwas dagegen tun konnte. Sein gepreßter Schrei erfüllte die Kabine, die Augäpfel rollten so weit nach oben, daß sie nicht mehr zu sehen waren.
    Teaser wurde bewußtlos.
    Und als er aufwachte, fühlte er sich zum ersten Mal seit zwei Jahren gut. Wie das möglich war, wußte er nicht.
    Im Sessel an der Eingangstür saß Gyrengo; seinen Ghyrd hatte er wieder angelegt. Der Tomopat schaute sehr unruhig und aufmerksam.
    Als ob er auf dem Sprung ist.
    Wovor Gyrengo Angst hatte, das konnte Teaser nicht sagen. Ihm fiel aber auf, daß der Tomopat sehr nahe an der Tür saß. Teaser hätte nicht einmal dann fliehen können, wenn es ihm in den Sinn gekommen wäre.
    „Wie geht's dir?"
    Teaser lächelte schüchtern.
    „Ich ... Na ja ... So gut, das kannst du gar nicht glauben."
    Da erst lächelte Gyrengo zurück. „Ich freue mich sehr, Kleiner", sagte er. „Aber es wird nicht von Dauer sein. Wir müssen das noch sehr oft wiederholen. Nicht zu vergessen die Mikrodetonatoren in deinem Stirnband. Ich mache mir ernstlich Sorgen, wie wir die entfernen sollen."
    „Stomal Zystaan hat gesagt, daß das nicht möglich ist."
    „Vielleicht hat sie gelogen", antwortete der Tomopat listig.
    „Gut ... Aber sie sagt, wenn man die Dinger mit einem Werkzeug berührt, dann explodieren sie von allein."
    „Ich weiß, das hast du mir erzählt. Es könnte sein, daß sie mit einem Sensor auf das Metall der Werkzeuge reagieren. Andererseits besteht das ganze Stirnband aus Metall. Hmm - ich weiß wirklich noch nicht, was wir da machen."
    Teaser schloß die Augen. Ihm war alles egal. Er würde einfach das tun, was der Tomopat ihm sagte.
     
    *
     
    Die AKONIA stand am äußersten Ende der schwimmenden Scheibe, während sich der Trichter in der Mitte erhob.
    „Vier Kilometer", brummte Scherckel wütend. „Also kommt, dann haben wir's hinter uns."
    Stomal Zystaan ließ sie die ganze Strecke gehen. Wegen der Ortungsgefahr, behauptete sie, aber in Wirklichkeit war es reine Schikane. Wenn im Trichter irgend etwas lebte, dann waren sie sowieso entdeckt.
    Die Außenhülle ließ sich nur schwer vom Horizont unterscheiden. Der Himmel war grau, das Meer hatte diesen Kobaltstich, und das Baumaterial lag irgendwo dazwischen.
    Scherckel hätte nicht hier wohnen mögen. Sein ungeschützter Kopf triefte entweder vor Schweiß oder im Nebel von Millionen Wassertropfen. Dann noch die verdammte dünne Luft; weil es keine Oberfläche, also auch keine Oberflächenvegetation gab, mußten die Pflanzen unter Wasser den gesamten Sauerstoff von Torresch produzieren. Daß sie keine Atemgeräte mitgenommen hatten,

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