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176 - Insel der Fledermäuse

176 - Insel der Fledermäuse

Titel: 176 - Insel der Fledermäuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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Blattwerk schob er sich dahin. Mehrere Meter musste er lang sein, und mindestens so dick wie Aruulas Leib.
    Er raste auf Yngve zu, schlängelte sich kurz vor dem Noorwejer wieder an die Oberfläche und stürzte sich mit stummer Wut auf den Mann.
    ***
    Aruula rutschte auf dem Schlick des Untergrunds dahin.
    Erbarmungslos zog das Geschöpf sie in absoluter Dunkelheit in Richtung des brüllenden Wassers. Gerade kam dort wieder eine Fontäne hoch, füllte einen Großteil des Raums aus.
    Aruula unterdrückte die aufkeimende Panik. Jetzt blieb keine Zeit für Angstgefühle. Sie musste handeln. Sie umfasste das gefesselte rechte Fußgelenk, spürte die chitinartigen Glieder. Mit der Faust schlug sie darauf ein.
    Keine Reaktion. Das Messer musste her. Es war scharf, aber nicht allzu schwer. Eine feine Stichwaffe, aber nicht dazu gedacht, hartes Horn wie dieses hier zu durchschlagen.
    Das Loch zum Meer, so vermeinte sie zu spüren, war nicht mehr fern. Zwei, drei Meter noch. Wahrscheinlich wohnte ihr unsichtbarer Gegner in der darunter liegenden Meereshöhle. Vielleicht hielt er sich hier im Gang ein Lager, vielleicht legte er seine Eier in einer dunklen Ecke ab.
    Aruula tastete den breiter werdenden Chitinarm vor ihren Beinen ab, suchte eine Lücke zwischen den einzelnen Hornknochen, stach mit aller Kraft zu.
    Ein schrilles, schmerzerfülltes Knarzen erklang. Sie fühlte sich energisch durchgerüttelt. Neuerlich stach sie zu, versuchte die annähernd gleiche Stelle zu erwischen.
    Erneut ein Schrei, noch intensiver, noch schrecklicher.
    Aruula rutschte abwärts. Sie befand sich direkt an der Kanalöffnung. Wenn sie nicht bald eine Lösung fand, würde sie hinab gezogen werden, ertrinken, irgendeinem widerlichen Wassertier als Nahrungsvorrat oder als Laichplatz für seine Brut dienen…
    Immer wieder stach Aruula zu.
    Zu ihrer Linken war eine Felsnase zu spüren. Sie hakte sich mit dem freien Bein ein, fühlte sich an Rumpf und Oberkörper umgedreht, wechselte das Messer in die andere Hand, krallte sich mit der Rechten ebenfalls irgendwo fest.
    Sie hatte sich eine Galgenfrist erarbeitet. Das Meeresraubtier zog weiter stur an ihr, konnte sie aber nicht weiter hinab bewegen. Es besaß in etwa die gleichen Körperkräfte wie die Barbarin, aber sicherlich die größere Ausdauer.
    Aruula war es nicht gewohnt, die Linke als Schlagarm zu benutzen; zudem fehlte ihr mangels des fehlenden Fingergliedes die Kraft und Geschicklichkeit, um richtig zuzustechen. Sollte sie eines der Eiseneier benutzen?
    Augenblicklich verwarf sie den Gedanken wieder. In der Enge des Raumes würde sie ebenso umkommen wie das Vieh.
    Wenn sie doch nur eine Hand frei hätte, um…
    Wut auf das Schicksal überkam sie. Sie verfluchte ihre Unvorsichtigkeit, und sie verfluchte Maddrax, der sie mit seiner verdammten Vernunft angesteckt hatte.
    »Da… hast du's, du verdammtes Biest!«, brüllte sie.
    Der Zorn ließ sich trefflich in vermehrte Kraft und Energie umsetzen. Sie stach und hieb zu, spürte einen zweiten tastenden Fangarm, der dem anderen zu Hilfe kommen wollte, wehrte auch diesen ab, strampelte mit dem gefangenen Fuß.
    Das Wasser kam ihr zu Hilfe. Eine weitere Flutwelle drückte von unten herauf und hob den unsichtbaren Leib ihres Gegners an. Aruula fühlte sich entlastet, wurde im Gang ein Stückchen nach hinten getrieben. Sie ließ mit der Rechten los, langte nach dem Schwert, klinkte es aus der Halterung und ließ es mit aller verbliebenen Kraft wenige Zentimeter vor ihrem Fuß niederfahren.
    Das Kreischen und Zirpen des Tieres betäubte sie nahezu – aber sie war frei! Hastig kam sie auf die Beine, stolperte nach hinten weg, achtete nicht auf Abschürfungen und Schrammen, die sie sich während ihrer Flucht zuzog. Sie musste weg von hier, so rasch wie möglich! Es machte keinen Sinn, sich einem wütenden und verletzten Gegner zu stellen, der seine Sinne viel besser als sie einsetzen konnte und zudem das Terrain kannte.
    Da war die rahmenlose Türe. Sie gelangte in den Raum mit den vielen Abzweigungen, während hinter ihr ein schabendes Geräusch laut wurde. Als ob sich ein knochiger Körper über den Boden schöbe und dabei mit langen Fühlern um sich tastete…
    Aruula schloss die Augen. Versuchte sich an den Weg zu erinnern, den sie genommen hatte. Zählte ihre Schritte.
    Fand den Eingang dort, wo sie ihn sich erhoffte.
    Langsam drang sie ins Dunkel vor. Sie hatte sich den Weg trotz aller Markierungen, die sie an die Wände geschmiert hatte, so gut

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