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176 - Insel der Fledermäuse

176 - Insel der Fledermäuse

Titel: 176 - Insel der Fledermäuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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kräftigem Zischen unterbrochen. Wartete dort vorne ein Schlangennest auf sie, oder eine unbekannte Tierart?
    Etwas streifte Aruulas Schulter. Sie wirbelte herum, konnte aber nichts entdecken. Vielleicht war es ein dichtes Spinnennetz gewesen. Es wurde Zeit, dass sie diese Dunkelheit verließ. Die Nerven begannen ihr böse Streiche zu spielen.
    Sie packte das Messer abwehrbereit; das Schwert blieb in der Rückenkralle. Die Langwaffe würde ihr in der Enge der Gänge bloß hinderlich sein.
    Sie erreichte ein größeres Zimmer. Vielleicht war es einmal ein Versammlungsraum gewesen. Sechs Gänge zweigten von hier ab. Ohne Zeit zu verlieren, nahm sie den zu ihrer Linken. Von dort tönte das Rauschen am lautesten.
    »Wasser«, murmelte sie nach wenigen Schritten. Es reichte bereits bis zu den Knöcheln, und es schwappte unruhig hin und her. Feiner Spritznebel verteilte sich durch den Gang, brachte die Fackel zum Knistern. Der Luftzug, der sich durch den Gang zog, war angenehm frisch und brachte salzigen Geruch mit sich.
    Vorsichtig ging Aruula weiter, Schritt für Schritt, tunlichst darauf bedacht, die modrigen Wände links und rechts im Blick zu behalten.
    Ein neuerlicher Kanonenschlag, wuchtiger als zuvor, donnerte wenige Meter vor ihr hoch.
    Wasser! Es sprudelte von unten in den Gang, knallte lautstark gegen die Wände.
    Erleichtert atmete Aruula durch.
    Vieles ist nicht so, wie es scheint , hatte Maddrax gesagt.
    Unheimliche Dinge finden meist eine völlig vernünftige, manchmal sogar banale Erklärung…
    Unter der Bunkeranlage hatte das Meer einen Weg gefunden, von einem unterirdischen Höhlensystem über einen senkrechten Kanal bis hierher vorzudringen. Die Kraft des Wassers und das Salz hatten Beton und Eisen weg gefressen; aus zehn oder mehr Metern Tiefe spritzte Wasser bei Flut den Kanal hinauf, bildete Fontänen und überflutete diesen Gang.
    Aruula atmete tief durch. »Alles findet seine logische Erklärung«, sagte sie sich und drehte sich beruhigt um. Es wurde Zeit, den Rückweg anzutreten. Ihre Kameraden sorgten sich sicherlich schon um sie.
    Etwas schlang sich unter dem kniehohen Wasser um ihr Bein und riss sie zu Boden. Die Fackel erlosch.
    ***
    »Allmählich sollte Aruula zurückkommen«, sagte Yngve.
    Trotz der Schwüle fröstelte ihm. Er spähte ins Dunkel.
    Mehrere ratzenähnliche Viecher waren während der letzten Minuten aus diesem Loch hervorgetrippelt, hatten sie bösartig angefiept und waren im Urwald verschwunden. Chaang hatte eine unterarmgroße Spinne mit einer Liane, die er wie eine Peitsche geschwungen hatte, zerquetscht. Ihre giftgrünen Lebenssäfte verteilten sich nun über das Blattwerk ringsum und zerfraßen es dampfend.
    »Wia schollte tschurück tschu den Mooke un bei ihne bleibe«, stammelte Chabilay unbeholfen. Nervös stampfte er mit den Füßen auf, klopfte einen seltsamen Rhythmus.
    »Ischd beschscha un geschünda.«
    »Du willst kneifen?« Yngve zog den kleinwüchsigen Söldner zu sich heran und drückte ihm seine Hand bewusst auf die frische Narbe an der Schulter. »Und die Frau zurück lassen, die dir das Leben gerettet hat?« Er knurrte verächtlich, stieß ihn von sich. »Wir werden alle drei dort hineingehen und sie suchen«, sagte er. Er zückte sein Schwert und überprüfte die übrige Ausrüstung.
    »Es ist ruhig«, sagte Chaang mit plötzlicher Anspannung in der Stimme, »viel zu ruhig.«
    »Was bedeutet das?« Yngve sah sich um, einmal mehr verwirrt von den vielen ungewohnten Eindrücken dieses immergrünen Dämonenlandes.
    »Wenn die Vögel schweigen und das Rascheln im Unterholz endet, droht Gefahr.«
    Chaang zog seinen gekrümmten Dolch, hielt ihn schützend vor sein Gesicht.
    Ein Schnalzton erklang. Mehrere Lianen spannten sich, die umstehenden Urwaldriesen ächzten und knackten.
    Ihre meterdicken Wurzeln wurden nach oben gedrückt, als verschöben sie unter dem Erdreich verborgene Riesen…
    »Ein Megsoliida!«, schrillte Chaang. »Bringt euch in Sicherheit!«
    Mit affenartiger Geschwindigkeit kletterte er an der rauen Borke des größten Baumes hoch, verschwand binnen weniger Augenblicke im Dickicht des Blattwerks.
    »Was, bei Orguu-«
    Yngve konnte den Fluch nicht mehr beenden. Der Boden unter ihm wölbte sich nach oben, warf ihn meterweit beiseite. Ein weißbrauner Riesenwurm brach mit seiner zahnbewehrten Vorderseite aus der Erde hoch, verbiss sich in einer Wurzel, zerfetzte sie in Sekundenschnelle – und wühlte sich erneut in die Erde.
    Knapp unter dem

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