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176 - Insel der Fledermäuse

176 - Insel der Fledermäuse

Titel: 176 - Insel der Fledermäuse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael M. Thurner
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während der letzten Wochen mehr als einmal durch tropisches Dickicht bewegt.
    Zuletzt, als dieser unglaubliche Sturm über die verdammten Inseln gekommen war und sie wie Blätter von einem Ort zum nächsten gefegt hatte. Aber so unheimlich, so intensiv, so anstrengend war ihr das Vorwärtskommen noch niemals erschienen.
    »Da!«
    Aruula rannte beinahe in Chaang, der plötzlich vor ihr aus dem Nichts auftauchte.
    Er deutete auf ein nahezu überwachsenes, metallisch-rostiges Tor, das halboffen vor ihnen gähnte.
    »Das sieht mir wie ein Bunker aus«, sagte sie.
    Vorsichtig tastete sie über den Rand der Türe.
    Rostblättchen lösten sich ab, zerkrümelten unter ihren Fingern.
    »Ein… Bunker?«
    »Darin haben sich die Alten vor Angriffen verborgen«, erklärte Aruula. »Warst du schon einmal dort drinnen?«
    Sie wagte sich einen Schritt vor und versuchte etwas in der Dunkelheit zu erkennen.
    Chaang nickte. »Ein paar Meter. Soweit ich bei Tageslicht sehen konnte. Dann riefen mich die Neen Lobon zurück. Sie warnten mich mit ihren stillen Stimmen vor den Gefahren, die im Inneren dieses Baus warten.«
    »Du kannst die Ahnen der Mooken wirklich hören?«
    Yngve fragte es, und ihr jugendlicher Führer bejahte mit feierlichem Ernst.
    Aruula erwiderte nichts darauf. Sie hatte während der letzten Jahre so viele Dinge gesehen, gehört und erlebt.
    Längst war sie bereit, nahezu alles zu glauben. Allerdings hatte sich herausgestellt, dass viele rätselhafte Dinge eine vernünftige Erklärung fanden, wenn man seinen Verstand benutzte.
    »Eine Fackel her!«, forderte sie Chabilay Tihm auf, der nur langsam näher kam. »In solchen Bunkern findet man immer interessante Dinge.«
    Er reichte ihr einen langen trockenen Holzspan, umwickelte ihn mit langen Tuchresten, goss ein wenig stinkender Flüssigkeit darüber und zündete den Stoff mit Hilfe eines winzigen Feuersteins an.
    »Ich komme mit!«, sagte Yngve. Er wirkte entschlossen, zeigte aber einen maskenhaften, in sich gekehrten Blick. Er hatte Angst, wollte sie jedoch unter allen Umständen verbergen.
    »Du bleibst besser hier und passt auf den Jungen auf«, flüsterte Aruula ihm zu. »Wir brauchen ihn dringender als alles andere in diesem Urwald. Ich traue Chabilay nicht. Er wird davonlaufen, sobald es Ernst wird.«
    »Bist du sicher, dass du da alleine hinein willst?«
    Yngve schien zu zögern; seine Körperhaltung zeigte aber gleichzeitig Erleichterung.
    Noch vor wenigen Jahren wäre sie ähnlich abergläubisch und ängstlich vor den Relikten der Alten zurückgeschreckt, die an den unmöglichsten Stellen zu finden waren. Maddrax hatte sie während ihrer gemeinsamen Jahre… verändert. Auch wenn sie es vor anderen nicht zugeben wollte, so hatte ihr Respekt vor den allwissenden Göttern doch ziemlich gelitten. Sie war
    »vernünftiger« geworden.
    Also packte sie die Fackel fester, nickte ihren Begleitern zu und schob das Stahltor des Bunkereingangs beiseite.
    Dunkelheit umfing sie.
    ***
    Der Boden bestand aus seltsamem, brüchigen Material.
    Maddrax hatte es »Beton« genannt. Feuchtigkeit war hierher vorgedrungen, hatte Dschungelpflanzen und widerliches Getier mit sich gebracht und den Raum, den sie mit dem flackernden Licht ihrer Fackel ausleuchten konnte, weitgehend erobert. Kleine Tierchen huschten erschreckt davon, versteckten sich zwischen umher liegenden Kisten und morschen Holzbalken. Aruula achtete weiterhin ganz genau darauf, wohin sie ihren Fuß setzte.
    »Alles in Ordnung?«, rief Yngve besorgt herein. Seine Stimme klang hohl und hallte weithin. Der Raum schien größer zu sein, als Aruula angenommen hatte.
    »Ja!« Aruula beließ es bei diesem einen Wort. Sie wollte dem mehrfach gebrochenen Echo ausweichen.
    Leise ging sie weiter, behielt dabei stets die Umgebung aufmerksam im Auge. Da und dort sah sie seltsame Zeichen an den Wänden. Sie wirkten wie Schriftbilder, hatten aber nichts mit jenen zu tun, die Maddrax ihr beigebracht hatte. Verschlungene Linien, kreuz und quer gezogen, bildeten Zeichen, die alles oder nichts bedeuten konnten. Seltsamerweise standen sie über- und untereinander. Irgendwo sah sie ein Datum in eine Wand eingeritzt, das sie entziffern konnte: »12.12.1942« stand da neben einer unzweideutigen Botschaft eingeritzt, die ein Pärchen beim Fegaashaa zeigte.
    »Diese Räume sind älter als Maddrax«, sagte Aruula leise.
    Je weiter sie in die Gänge und Räumlichkeiten vordrang, desto besser wurde der Zustand der umherstehenden Gegenstände.

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