1760 - Tödliche Lockung
Moment stehen. Dabei umfasste er den Messergriff fester – und atmete erlöst auf, als er merkte, dass ihm keine Gefahr drohte.
Und so ging er weiter. Er wusste nicht, in welchem Zimmer die Patientin lag, und doch fand er es heraus, ohne eine Frage zu stellen, denn sein Blick fiel auf einen Stuhl, der vor der Tür stand und nicht besetzt war.
Er wusste, dass Purdy Prentiss eine Staatsanwältin war. Um derartige Personen machte man sich immer besondere Sorgen und stellte sie praktisch unter Bewachung.
Im Moment war ihr Aufpasser nicht zu sehen.
Besser konnte es nicht laufen. Blacky machte sich auch keine Gedanken darüber, wo er sich eventuell aufhalten könnte, er ging so schnell wie möglich. Zeit wollte er nicht verlieren. Je schneller er es hinter sich brachte, umso besser.
Und dann traf ihn der Schock. Hinter sich hörte er die Stimme, die ihn anfuhr.
»Was machen Sie denn hier?«
Es war eine Frau, die ihn angesprochen hatte. Blacky blieb tatsächlich stehen, aber er spürte zugleich, wie ihm das Blut in den Kopf stieg und er nur einen Gedanken kannte.
Erwischt!
Er wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Der Schreck hatte bei ihm sogar für einen Schwindel gesorgt, doch jetzt hatte er sich wieder gefangen.
Noch befand sich die Sprecherin in seinem Rücken, was sich wenig später änderte, denn da drehte er sich um. Das hatte auch seine Verfolgerin gesehen. Sie blieb stehen und schaute ihn an.
Er gab den Blick zurück und konnte sogar lächeln. Die Waffe in seiner Hand war nicht zu sehen, denn er hielt seinen rechten Arm hinter dem Rücken versteckt.
Cool bleiben!, schärfte er sich ein. Nur nicht durchdrehen und erst mal abwarten.
Es war Schwester Rosy, die ihn gestellt hatte. Sie war eine herzensgute Frau, aber sie konnte auch anders sein. Sehr energisch, und das war sie hier. In ihren Augen entstand etwas, das dem Mann nicht gefiel, aber er hörte zunächst nur eine Frage, und die war in einem normalen Tonfall gesprochen worden.
»Was tun Sie hier?«
»Ich will jemanden besuchen.« Himmel, die hatte es ihm wirklich einfach gemacht.
»Und wen wollen Sie besuchen?«
»Purdy Prentiss.«
Da lachte die Schwester. »So etwas Ähnliches habe ich mir fast gedacht.« Sie schüttelte den Kopf. »Dem ist aber nicht so. Die Besuchszeit ist vorbei.«
»Meinen Sie?«
»Ja, das meine ich. Und ich denke, dass Sie jetzt verschwinden, und zwar nach Hinterlegung Ihres Namens. Ich werde auch dem Dienst tuenden Arzt Bescheid geben und...«
»Nein, das wirst du nicht!«
»Wie bitte?«
Blacky nickte. »Ja, ich will nicht, dass der Arzt Bescheid bekommt. Und das wird der auch nicht.«
Erst nach diesen Erklärungen verstand Rosy, dass dieser Mensch alles andere als ein normaler Besucher war. Er war jemand, der etwas durchsetzen wollte, und das auch ohne Rücksicht von Verlusten, denn plötzlich sah sie das Messer in seiner rechten Hand. Es hatte eine ziemlich lange Klinge, die genau auf sie zeigte.
Rosy schnappte nach Luft. Sie musste erst die richtigen Worte finden.
»Was – was – soll das?«
»Genau das!«, erwiderte er und stieß zu.
Die Schwester sah die Klinge auf sich zuhuschen, aber das war auch alles. Sie kam nicht mehr weg. Es war ihr unmöglich, sich noch zur Seite zu drehen. Sie musste den Stich voll hinnehmen.
Das Messer drang in ihren Körper. Rosy hatte die Augen weit aufgerissen, in denen ein ungläubiger Ausdruck lag. Sie schüttelte den Kopf, sie schrie auch nicht, und sie blieb vor dem Mann stehen, der das Messer noch immer festhielt und der Krankenschwester ins Gesicht schaute, in dem die Züge erstarrt waren.
Ein Seufzer löste sich von den Lippen der Frau. Danach ein Stöhnen, aber es waren keine Schreie zu hören. Er sah nur, wie der Blick der Schwester brach, und da wusste er Bescheid.
Er zog die Klinge aus dem Körper.
Rosy stand noch, aber nicht mehr lange, denn sie kippte nach hinten und wäre hart gegen den Boden geschlagen, was er nicht zulassen wollte, denn er fing den Körper rechtzeitig genug ab und bettete ihn auf die harte Fläche.
Wo er die Frau getroffen hatte, hatte sich der Kittel rot gefärbt.
Diese Farbe auf dem Weiß sah besonders makaber aus, doch das störte ihn jetzt nicht. Er bückte sich und schob den schweren Körper aus dem Weg.
Das erste Hindernis war aus dem Weg geräumt worden, jetzt galt es, den Job durchzuziehen, und dafür musste er nur die Tür aufziehen, die er dicht vor sich sah.
Er freute sich darauf, die Klinge in einen anderen Körper
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