1760 - Tödliche Lockung
Person.«
»He.« Carmen ging lachend auf Suko zu. »Jetzt haben Sie mich aber neugierig gemacht.«
»Ach, das war eigentlich gar nicht so vorgesehen.«
»Kommen Sie! Wie heißt sie?«
Suko spielte seinen nächsten Trumpf aus. »Sie heißt Purdy Prentiss und arbeitet als Staatsanwältin...«
***
Ich hatte mit vielem gerechnet oder mir keine großen Gedanken gemacht, weil ich mich noch mit dem beschäftigte, was ich von Purdy erfahren hatte, aber dieser Anblick traf mich schon. Zudem sah ich das Blut an der Messerklinge, das diesen blanken Stahl mit einem Schmier überzogen hatte. Es war schon ein Bild, das sich mir einprägte und über dessen Folgen ich auch in einer winzigen Zeitspanne nachdachte.
Dieser Mann war erschienen, um Purdy Prentiss zu töten. Und als ich an ihm vorbeischaute, da sah ich Schwester Rosy gekrümmt auf dem Boden liegen, ohne dass sie sich bewegte.
Wie gesagt, beide waren wir überrascht, und der Hundesohn mit dem Messer wollte diese Überraschung für sich nutzen. Ich war für ihn ein Hindernis. Ich stand ihm im Weg, und er war wütend, dass er nicht an mir vorbei konnte. Ein eigenartiger Laut drang aus seinem Mund. Damit wollte er sich wohl Mut machen. Das war ein Laut zwischen einem Schrei und einem Pfiff.
Dann stieß er zu!
Damit hatte ich gerechnet. Ich hatte ja gesehen, wie er kurz ausgeholt hatte. Da war ich schon zur Seite gewichen, und der Stahl verfehlte mich.
Dann war ich an der Reihe. Ich rammte ihm meine Faust in die Hüfte. Er knickte weg, fiel aber nicht zu Boden, sondern kam noch mal hoch.
Ich schlug zu.
Damit traf ich den Mann und hatte wieder den Eindruck, eine manipulierte Person vor mir zu haben. Mit dem dritten Treffer schickte ich ihn auf die Bretter.
Er hockte auf dem Boden wie ein mächtiger Fleischkloß und fluchte vor sich hin. Aus dem Fluchen wurde ein Knurren, während er sich umdrehte. Das Messer hatte er nicht losgelassen.
Ich zog meine Waffe. »Sie haben keine Chance, Mister. Eine Kugel ist immer schneller.«
Er senkte den Kopf, starrte auf sein Messer und sagte mit leiser Stimme: »Ja, du hast recht.«
»Und jetzt das Messer.«
Er schüttelte den Kopf. Dann lachte er und drehte sich auf die Seite, da er aufstehen wollte. Er tat nur so. In Wirklichkeit wollte er mich überraschen und schleuderte mir sein Messer entgegen.
Ich hatte ihn nicht aus den Augen gelassen und sah, wohin die Klinge flog. Zwar in meine Richtung, aber er hatte zu hoch gezielt, und so zischte die Waffe an meinem Kopf vorbei.
Mir gelang ein Blick in seine Augen, in denen sich plötzlich Angst zeigte. Er hatte so auf seine Aktion gesetzt, nun musste er passen.
Eine zweite Waffe trug er nicht bei sich. Jedenfalls zog er keine. Aber er wollte fliehen, stützte sich hoch und drehte sich der Tür entgegen.
Ich war schneller. Meinem Schlag konnte er nicht ausweichen. Die Handkante erwischte seinen Nacken, und der Treffer reichte aus, um ihn zu Boden zu schicken. Mit einem Jammerlaut auf den Lippen brach er zusammen.
Ich spürte, dass ich mich langsam entspannte. Das leichte Beben hörte auf, und jetzt fiel mir wieder ein, was dieser Typ überhaupt getan hatte.
Er hatte eiskalt einen Mord begangen!
Und er hatte vorgehabt, noch einen weiteren zu begehen. Und zwar an einer Person, die sich nicht wehren konnte. Es hätte ihm nichts ausgemacht, sie zu töten. Als ich daran dachte, musste ich mich zusammenreißen, um ihn nicht auf die Beine zu zerren und ihn – nun ja, egal. Er hatte es nicht geschafft, und er war auch nicht bewusstlos. Mein Schlag hatte den Kerl nur kampfunfähig gemacht. Ich dachte daran, ihn auszufragen, denn dass er von ganz allein erschienen war, um seine Taten zu begehen, daran glaubte ich nicht. Ich ging davon aus, dass man ihn geschickt hatte.
Zuvor musste ich mich um Rosy kümmern. Sie lag im Flur, und es war noch niemand erschienen, der sie entdeckt hatte. Ich ging wieder aus dem Krankenzimmer und schaute mir die Krankenschwester genauer an.
Ja, sie lebte nicht mehr. Der Messerstich hatte die linke Seite ihres Körpers erwischt und war wohl auch in ihr Herz gedrungen.
Keine Chance.
Ich konnte den Blick der leblosen Augen nicht länger ertragen und schloss sie deshalb. Nur wusste ich nicht, wie es weitergehen würde. Dass es noch nicht beendet war, stand für mich fest, aber wer zog hier die Fäden?
»John...?«
Das war die leise Stimme der Staatsanwältin, die nach mir gerufen hatte. Ich ging zu ihr. Sie hatte nicht sehen können, was passiert
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