1760 - Verrat auf Ambraux
leichte Schulter zu nehmen.
Er schaltete sich wieder ins Gespräch ein.
„Von guten und zuverlässigen Informanten weiß ich, daß Ammor-Res aller Wahrscheinlichkeit nach zwei Anführer auf seine Seite gebracht hat", sagte er und hob die rechte Hand, um zwei Finger auszustrecken und seine Aussage auf diese Weise zu unterstreichen. „Es sollen Eser-Furron, der Anführer der Manglon-Crypers, und Karan-Kan, der Anführer der Eramor-Crypers, sein."
„Eser-Furron ist ein verschlagener und unberechenbarer Typ", meinte Coram-Till verächtlich. Er fuhr sich mit den Fingern der rechten Hand über die Stirn. „In meinen Augen ist er geistig nicht ganz auf der Norm-Schiene. Seine Mutter war angeblich eine Hirdobaan-Cryper; er ist ein Nusch, also ein Bastard schlimmster Sorte. Ihm traue ich ohne weiteres zu, daß er sich Ammor-Res anschließt."
Er verschränkte die Arme vor der Brust. Seine drastische Charakterbeurteilung schien den Beifall zumindest von Assyn-Stey zu finden.
„Karan-Kan richtet sein Fähnchen nach dem Wind", fuhr er danach fort. „Er schlägt sich stets auf die Seite derer, von denen er sich Vorteile verspricht. Wäre ich an der Stelle von Ammor-Res, würde ich mich auf einen derartigen Kandidaten nicht verlassen!"
Er schüttelte den Kopf.
„Tut mir leid, Capra, ich vermag diese Bedrohung nicht als besonders ernst einzustufen."
Caston-Pragama hatte seinen Oberkörper mehr und mehr nach vorn sinken lassen. Nun richtete er sich steil auf und atmete einige Male tief durch, um einen erneuten Anlauf zu nehmen, Coram-Till zu überzeugen.
„Es geht um dich", sagte er in beschwörendem Ton. „Du bist der stärkste Widersacher von Ammor-Res. Dich will er ausschalten, um die Führung über Ambraux übernehmen zu können. Ich ermahne dich, die Warnung ernst zu nehmen."
„Ammor-Res ist zu allem entschlossen", behauptete Assyn-Stey, der in großer Sorge um den Freund zu sein schien.
Coram-Till trat wiederum an eines der Fenster heran, wischte den Staub zur Seite, so daß er hindurchsehen konnte, und blickte zur INDIKAR hinüber. Bisher war noch kein Wort über den Kommandanten dieses Raumschiffes gefallen, das Capra gehörte.
Wußte Caston-Pragama etwa wirklich nichts von den Machenschaften Erno-Regors?
„Einen Gegner zu unterschätzen ist der erste Schritt in die Niederlage", versetzte er. „Wer zum Kampf antritt, will gewinnen. Darüber bin ich mir klar. Wenn Ammor-Res sich also auf eine Auseinandersetzung mit mir vorbereitet, dann hat er sich etwas dabei gedacht, und ich werde ihm nicht schon dadurch einen Vorteil im Kampf gegen mich einräumen, daß ich ihn unterschätze."
„Wir schlagen dir einen Pakt vor", sagte Caston-Pragama. „Wir sollten uns einigen und bei dem bevorstehenden Treffen gemeinsam gegen Ammor-Res vorgehen."
„Das entspricht meinen Vorstellungen", unterstrich Assyn-Stey diese Worte.
Coram-Till überlegte nicht lange.
„Einverstanden", stimmte er zu. „Vorher ist allerdings noch eine Kleinigkeit zu klären, die aber sehr wichtig ist."
„Und das wäre?" Capra schien überrascht zu sein.
Mit eckig erscheinender Bewegung trat er einen Schritt auf den Anführer der Ambraux-Rebellen zu; dann aber schien es, als habe er sich überschätzt. Der alte Cryper drohte das Gleichgewicht zu verlieren, fing sich jedoch, bevor der hinzueilende Origaner ihn stützen konnte.
„Das Problem ist Erno-Regor", eröffnete Coram-Till seinem Gegenüber. „Dein Kommandant!"
Capra blickte ihn ebenso irritiert wie überrascht an. Tiefe Falten bildeten sich um seine Augen, und die Lippen strafften sich noch mehr über den Zähnen, so daß es aussah, als seien sie bis zum Zerreißen gespannt.
„Was hat Erno-Regor damit zu tun?" fragte er.
Coram-Till erklärte es ihm mit wenigen Worten. Danach wirkte Caston-Pragama, als habe er körperliche Schläge einstecken müssen. Er wich bis an den Tisch zurück, lehnte sich dagegen und stützte sich zudem mit beiden Händen auf.
„Dieser Narr!" stieß er keuchend hervor. „Wie konnte er es wagen, sich gegen euch zu stellen!"
5.
Coram-Till stand am Fenster und blickte zur INDIKAR hinüber, die weniger als zwanzig Kilometer von ihnen entfernt stand, aus waffentechnischer Hinsicht jedoch viel zu nah bei ihnen war.
„Keine Sorge", sagte Capra. „Erno-Regor wird nicht meutern. Ich bin absolut sicher, daß er sich damit nicht gegen die gesamte Mannschaft der INDIKAR durchsetzen kann. Er wird nicht auf uns schießen. Niemals!"
„Mit
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