1760 - Verrat auf Ambraux
Bordkanonen kann man uns von diesem Planeten fegen", stellte Coram-Till ungerührt fest, als ob eine mögliche Bedrohung ihn gar nicht beträfe. „Ein einziger Schuß - und anstelle dieser Baracke gibt es nur noch einen glühenden Krater!"
Caston-Pragama löste sich vom Tisch und ging nun ebenfalls zu einem Fenster. Mit ruckartiger Bewegung hob er die rechte Hand und wischte die Scheibe frei. Dann beugte er sich vor und spähte hinaus. Staubwolken hingen über dem Gelände. Von der INDIKAR war unter diesen Umständen nichts zu sehen.
„Es passiert nichts", beteuerte er. „Ich bin sicher, daß Erno-Regor längst von Bord gegangen ist. Er weiß, daß er es nicht überleben wird, wenn ich zur INDIKAR zurückkehre und ihn dort noch antreffe."
Er gab dem Origaner ein Zeichen, und das Echsenwesen nahm mit Hilfe eines kleinen Funkgerätes Kontakt mit dem Raumschiff auf. Sekunden später bestätigte er, daß Erno-Regor nicht mehr an Bord war.
„Er hat die INDIKAR in einer angeblich dringenden Mission verlassen", sagte der Origaner.
„Das habe ich mir gedacht." Capra nahm nun selbst noch einmal Verbindung mit der Hauptleitzentrale seines Raumers auf.
Dort wurde berichtet, man habe Erno-Regors Gleiter im Auge gehabt, bis er in den vulkanischen Bergen verschwunden war.
„Abwehrstufe eins!" befahl der Anführer der Solten-Crypers. „Alle auf die Baracke gerichteten Angriffe abwehren und Schutzfelder errichten. Sicherheitshalber!"
„Eine Energiebarriere", schränkte Coram-Till ein. „Ich möchte jederzeit die Möglichkeit haben, mich zumindest zu einer Seite hin zurückziehen zu können."
„Einverstanden", lenkte Capra ein. „Eine Energiebarriere, die einen Angriff von den Vulkanbergen her abwehrt, genügt."
Sekunden später meldete die Zentrale der INDIKAR, daß eine energetische Schutzwand errichtet worden war.
„Ihr hättet mich schon viel früher darauf aufmerksam machen müssen, daß kein Verlaß auf Erno-Regor ist", kritisierte Caston-Pragama.
„Vielleicht", versetzte Coram-Till, „doch du hättest uns kaum geglaubt, wenn wir mit der Wahrheit direkt gekommen wären."
Capra mußte ihm recht geben. Sie hatten in ihrem Gespräch zunächst erst einmal eine Vertrauensbasis bilden müssen, bevor sie auf die Untreue seines Stellvertreters hatten hinweisen können.
Er ließ sich nicht anmerken, was er empfand, und wandte sich nun Atlan und Ronald Tekener zu. Coram-Till stellte die beiden Galaktiker noch einmal als wertvolle Verbündete vor.
„Ihr seht unsere Schwierigkeiten", sagte Caston-Pragama danach. „Wir haben nicht nur mit der Unzulänglichkeit unserer technischen Ausrüstung zu kämpfen, sondern auch mit der Uneinigkeit unserer Stämme. Immer wieder gibt es einige von uns, die meinen, sich mit Gewalt und unsauberen Mitteln über die anderen hinwegsetzen zu können. Sie wollen die Macht, und ihnen fehlt die Einsicht, daß allein mit Egoismus in einer Gemeinschaft nichts erreicht werden kann.
Ein derartiges Verhalten provoziert andere allzusehr, so daß es immer wieder zu gewaltsamen Auseinandersetzungen und damit zu einer weiteren Verstärkung der Uneinigkeit kommt."
„Das ist ein Problem, das ihr allein lösen müßt", argumentierte der Arkonide. „Wir können euch dabei behilflich sein, aber die wichtigsten Entscheidungen müßt ihr allein treffen. Männer wie Erno-Regor müßt ihr in die Schranken verweisen, wir können dabei nur wenig tun. Allerdings können wir euch die nötigen technischen Hilfen geben."
„Die wir dringend benötigen!" Capra schlug sich mit der flachen Hand verächtlich gegen die Schienen seines Exoskeletts, ließ den weißhaarigen Galaktiker dabei jedoch nicht aus den Augen.
„Seht euch das an! Der Origaner unternimmt alles, was in seinen Kräften steht, um mir zu helfen, doch allzu viele Möglichkeiten hat er nicht! Unsere Technik ist zu unterentwickelt - selbst bei so einfachen Dingen wie einer Gehhilfe."
„Ich weiß." Atlan versprach: „Wir werden alles Mögliche für die technische Ausrüstung der Crypers tun."
Mit ruckartigen Bewegungen und dabei stets leicht schwankend, als könnte er nur mit höchster Konzentration das Gleichgewicht bewahren, kehrte Caston-Pragama zum Tisch zurück und setzte sich darauf.
Ronald Tekener, der an einem der Fenster stand, wischte den Staub von der Scheibe und blickte hinaus.
Die Robotmaschinen, die Rohstoffe im Tagebau schürften, arbeiteten ununterbrochen. Ihr Lärm erfüllte die Luft. Dröhnend und kreischend
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