1760 - Verrat auf Ambraux
weckte die Aufmerksamkeit des Ambraux-Crypers in besonderem Maße, deutete sie doch darauf hin, daß Caston-Pragama mit dieser Information auf eine ganz bestimmte Person zielte.
Meinte er Erno-Regor, seinen eigenen Kommandanten?
Coram-Till konnte es sich nicht denken.
„Es gibt zwei Wahrheiten im Leben unseres in sieben Stämme aufgespaltenen Volkes", fuhr Capra fort; dabei bewegte er sich schwerfällig und mit ruckartigen Bewegungen zu dem Tisch hin, um sich daran zu lehnen und abzustützen. „Die eine Wahrheit ist, daß alle Crypers die Souveränität haben, ihr Schicksal in die Hand zu nehmen, und daß ihr ureigenster Wille genügt, es auch zu meistern. Die zweite Wahrheit ist, daß die Crypers diese Souveränität niemals ausgeübt haben. Sie reden von der Hölle der Uneinigkeit, die uns alle schwächt, und sie fürchten, daß sie unseren Untergang herbeiführen wird, aber die Hölle - das sind immer nur die anderen. Niemals sie selbst."
Es waren kluge Worte, die Capra gesprochen hatte, und sie verfehlten ihre Wirkung auf Coram-Till nicht.
„Du hast recht", erwiderte er. „Wir dürfen uns damit nicht abfinden. Wir alle müssen uns ändern, oder für uns alle wird sich niemals etwas ändern."
„So ist es", sagte Capra. „Und das ist genau der Grund, weshalb ich die Versammlung einberufen habe."
Irgendwo in der Nähe der Baracke krachte und polterte es. Coram-Till ging zu einem der Fenster, wischte den Staub von der Scheibe und blickte hinaus.
Viel konnte er nicht erkennen. Die Robotmaschinen wirbelten draußen zuviel Staub auf.
Er sah lediglich, daß einige Maschinen die Arbeit aufgenommen hatten. Sie waren nur etwa zweihundert Meter von ihnen entfernt. Ihre mächtigen Schaufeln wühlten sich in den Boden und rissen ihn auf.
„Ein aktueller Grund?" wunderte er sich. „Mir ist nichts zu Ohren gekommen."
„Es geht um Ammor-Res", eröffnete der Solten-Cryper ihm. „Ich habe erfahren, daß er die anderen Rebellen auf seine Seite bringen und die Macht über alle Queeneroch-Crypers an sich bringen will."
Coram-Till lachte.
„Das ist alles?" fragte er und wandte sich nun an die beiden Galaktiker, um ihnen ein paar erklärende Worte über Ammor-Res zu sagen.
Der Rebellenführer war das Oberhaupt der Corri-Crypers, die ihren Namen von einem markanten Überriesen herleiteten. Die Sonne Corri hatte den 600fachen Durchmesser von Sol.
Ammor-Res war ein bulliger, kräftiger, im Vergleich jedoch nicht allzu großer Mann. Coram-Till bezeichnete ihn als gewalttätigen und hitzköpfigen Schlägertyp, der allerdings schon einige Male Führungsansprüche angemeldet hatte und einer Einigung wohl nur zustimmen würde, wenn er den Oberbefehl über alle Stämme erhielt.
Ammor-Res hatte das Flaggschiff RAUAN, das einen Durchmesser von 600 Metern hatte, und er verfügte über gut 300 bestens zum Kampf gerüstete Raumschiffe mit militärisch gedrillten Besatzungen.
Atlan und Tekener gewannen nach dieser Schilderung den Eindruck, daß die Corri-Truppen in ihrer rüden Art vergleichbar waren mit den Ertrusern der Milchstraße. Wegen ihrer Brutalität waren sie überall in Hirdobaan gefürchtet.
Ammor-Res war Herr über 40 besiedelte Sonnensysteme mit einer Gesamtbevölkerung von 1,4 Milliarden Crypers. Somit verfügte er über eine beachtliche Macht.
„Du solltest Ammor-Res nicht unterschätzen", riet Assyn-Stey seinem Freund, dem Ambraux-Anführer. „Ammor-Res ist ein gefährlicher Mann."
„Und er ist ein intelligenter Mann", fügte Caston-Pragama hinzu.
„Intelligent bedeutet noch lange nicht, daß er auch klug ist." Coram-Till lachte erneut. „Ammor-Res wird seine Vorstellungen nicht verwirklichen."
„Ammor-Res hat schon viele Ziele erreicht", gab der Anführer der Vista-Crypers zu bedenken.
„Das zeugt immerhin von einiger Klugheit."
„Für einen Mann führen drei Wege zur Klugheit", spottete Coram-Till. „Auf dem edelsten Weg kommt er durch Nachdenken voran - also ist Ammor-Res dieser Weg versperrt. Er liebt es nicht, sein Gehirn zu benutzen. Den leichtesten Weg kann er durch Nachahmen gehen. Das ist immerhin eine Möglichkeit für ihn."
„Und der dritte Weg?" fragte Capra.
Er stützte sich mit beiden Händen auf dem Tisch ab, weil sein Exoskelett nicht ganz so funktionierte, wie es sein sollte.
„Der dritte Weg ist mit Erfahrung gepflastert", antwortete Coram-Till. „Er ist für einen Mann wie Ammor-Res der bitterste."
Sein Freund Assyn-Stey war nicht gewillt, die Bedrohung auf die
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