1763 - Würfel des Todes
aus", sagte er gedehnt, „daß der Empfang eines solchen Würfels auf eine noch nicht definierbare Art und Weise den Tod bedeutet. Wer einen solchen Würfel besitzt, scheint sich im wahrsten Sinne des Wortes in Luft aufzulösen. Weder von seinem Geist noch von seinem Körper bleibt etwas übrig."
„Mit anderen Worten", präzisierte Fherll Checkert, und ihre Stimme war jetzt ungewohnt leise, „hat auf Torresch ein ungeheures Massaker an 225.000 Akonen stattgefunden."
„So kann man es wohl sehen", sagte Bully hart. Er ballte die Hände. „Aber aus welchem Grund?
Wer, zum Teufel, hätte einen Vorteil davon? Und wenn es ein Massenmord war - weshalb dann nicht einfach mit Schiffskanonen oder Bomben, sondern auf eine so komplizierte und undurchschaubare Weise?"
„Eben deshalb", vermutete Indra. „Weil es für uns undurchschaubar ist. Und das wird es bleiben, bis wir endlich wissen, was in dieser kleinen Galaxis tatsächlich gespielt wird und wer hier die Fäden zieht."
Ihr ging es nicht gut, das sah Bully. Aber sie war mutig und kämpfte gegen das, was sie immer mehr in Panik versetzte. Er wußte genau, daß die anderen vier nicht verstanden, warum er sie dabeihaben wollte. Aber er war sich fast sicher, daß ihre Stunde bald kam.
„Wir durchsuchen jetzt noch die Kabinen", sagte er entschlossen. „Ich weiß, wahrscheinlich erwartet uns das gleiche wie auf den anderen Schiffen. Vielleicht aber ..."
Er konnte den Satz nicht vollenden.
Die Ahnung ...
Es war wie eine Warnung, eine letzte und eindringliche, es nicht zu tun.
Aber Reginald Bull war nicht der Mann, der sich von Gespenstern vorschreiben ließ, was er zu tun und zu lassen hatte.
*
Natürlich war es das gleiche Bild, und natürlich waren alle herumliegenden Würfel ohne Imprint.
Die Galaktiker durchsuchten an die fünfzig Kabinen, immer mit demselben Ergebnis.
„Ich glaube, jetzt reicht es", sagte Fink Petticul schließlich. „Wir werden nichts mehr finden, und wenn wir eine ganze Woche lang weitersuchen. Wir sollten zusehen, daß wir von diesem Planeten verschwinden. Die CIMARRON wartet schon längst auf unser Signal."
„Ich frage mich, wo die Kabine der Admiralin lag", murmelte Bully.
„Warum machst du ein Problem daraus?" wunderte sich Gonkers. „Kein Thema für uns. Wir haben dem Syntron schon schwerere Fragen gestellt."
Er deutete zum Ende des Ganges, in dem sie sich gerade aufhielten, und marschierte los. Dort befand sich eine kleine Nebenstelle, von der aus man ebensogut mit dem Bordsyntron kommunizieren konnte wie vom Hauptleitstand aus.
„Was erwartest du denn eigentlich noch?" fragte Fherll Checkert und schloß die Augen, als könne und wolle sie das alles um sie herum nicht mehr hören und sehen. Das Geisterschiff, auf dem nur noch Exoten umherspukten - von denen sie sich allerdings fernhielten. Die leeren Kabinen, Korridore und Schächte. Ein Raumer, aus dem auf einen Schlag alles menschliche Leben gewichen war.
„Ich weiß es selbst nicht", gab Bull ehrlich zu. „Wir sehen uns einfach mal Zystaans Kabine an.
Vielleicht hat sie private Notizen hinterlassen, die sie dem Syntron nicht anvertrauen wollte. Wenn wir auch dort nichts finden, kehren wir um. Auf der Stelle, mein Wort darauf."
„Das Wort eines Unsterblichen", sagte die Arkonidin ironisch zu den anderen. „Wenn das keine halbe Milchstraße wert ist."
Bull sah sie für einen Moment an, und sein Blick konnte ihr gar nicht gefallen.
„Was ist?" fragte sie. „Darf man keine Scherze mehr machen?"
Er antwortete nicht. Doch bei sich dachte er: Das hättest du dir früher nicht herausnehmen dürfen, meine Gute.
Es hatte auch Zeiten gegeben, in denen nicht jeder jeden mit „du" anredete, in denen der Respekt vor großen Namen und hohen Rängen großgeschrieben wurde.
Das war lange vorbei, und Reginald Bull trauerte dieser verstockten Vergangenheit nicht nach.
Er hatte sich nie viel aus den Etiketten und Privilegien gemacht. Reginald Bull war, von allen Aktivatorträgern wahrscheinlich am meisten, immer Mensch gewesen. Die Rolle des Halbgotts hatte er liebend gern Perry Rhodan überlassen.
Dino Gonkers kam zurück.
„Kein Problem, wie gesagt, Freunde. Das Privatquartier der Admiralin liegt sogar auf diesem Deck. Ich führe euch hin."
Er nickte den anderen auffordernd zu und ging voraus.
Es ließ sich nicht vermeiden, daß sie auf ihrem Weg durch eine Verteilerhalle mußten, in der sich eine der drei Exotengruppen an Bord ihr Refugium gesucht hatte.
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