1764 - Jagd nach dem Glück
„natürlichen Tode" auf Denbrock war hoch im Vergleich zu anderen Planeten der Galaxis.
Und wer sein Schutzgeld nicht zahlte, verschwand entweder ebenso spurlos, kehrte zum Beispiel von einer ganz plötzlich nötig gewordenen Reise nicht zurück, oder er wurde auf andere Weise zerstört.
Es gab viele Varianten, und Dinah Jondo hatte sie alle im Repertoire gehabt. Sie hatte viel Phantasie und. sogar noch einige neue Spielarten entwickelt, einen Unbequemen in den Ruin zu treiben.
Dinah lachte trocken. Es klang wie das Meckern einer altersschwachen Ziege.
Der Kauf der YZZLAZZ war wahrscheinlich das erste ehrliche Geschäft gewesen, seit sie im Alter von 39 Jahren die Akademie verlassen hatte und ihre Karriere begann.
Und ihr letztes.
Sie kam ins Husten. Von Krämpfen geschüttelt, bog sich ihr sehniger Körper nach vorn. Der Anfall ging vorbei. Was blieb, waren die Schmerzen im Magen und das Ziehen im Kopf, wo sich einmal etwas befand, das ihr die Tür zum ganz privaten Himmel geöffnet hatte.
Die Entzugsqualen wurden nicht schlimmer, sie nahmen aber auch nicht ab. Dinah Jondo hatte sich damit abgefunden, sie bis zum Ende ihres Lebens ertragen zu müssen, das noch eine ganze Weile dauern konnte. Bei der durchschnittlichen Lebenserwartung konnte ein Mensch des 13.
Jahrhunderts Neuer Galaktischer Zeitrechnung es bequem auf zweihundert Jahre bringen, wenn er entsprechend gelebt hatte. Und Dinah war zäh und trainiert, und sie hatte keinen Moment daran gedacht, ihre Schmerzen durch einen schnellen Tod zu beenden.
Bis zum Lebensende ...
Es sei denn, sie erhielt neue Imprint-Waren!
Die Verbrecherin hatte immer bekommen, was sie gewollt hatte, und daß die YZZLAZZ ein Wrack war, mußte nicht heißen, daß sie tatsächlich auf dieser dampfenden, schwülen Urwelt vermodern würde.
Eine Hälfte des Schiffes war sicher unbetretbar, aber die andere ...
Dinah hörte das Geräusch rechtzeitig und feuerte, noch während sie sich drehte. Der erste der drei kleinen Raubsaurier verglühte im scharf gebündelten Strahl ihrer Impulswaffe. Seine beiden Artgenossen blieben vor Schreck wie angewurzelt stehen, mitten zwischen zwei Sprüngen ihrer muskulösen Hinterläufe. Dinah zerstrahlte sie, ohne mit einer Wimper zu zucken.
„Ich bin noch nicht am Ende", sagte sie meckernd. „Noch lange nicht."
Sie suchte nach einem Schott, das sich öffnen ließ, und fand es nach einer Weile etwa in der Mitte des äußerlich heil gebliebenen Schiffsteils. Um keine weiteren Tiere anzulocken, verzichtete sie auf Scheinwerfer. Ihre Augen waren gut genug, um im Streulicht der Monde auch so zu entdecken, was sie suchte.
Sie war überrascht, als sie schon beim ersten Versuch Erfolg hatte und der Öffnungsmechanismus des Schotts auf ihren Impulsgeber reagierte. Dinah Jondo lachte in sich hinein, hustete und verschloß die Schleuse wieder nach außen, sobald sie sie betreten hatte. Vorerst konnte sie sich einigermaßen sicher vor den Kreaturen der Urwelt fühlen. Vielleicht fanden einige einen Zugang von der zerrissenen Seite aus, aber auch da ließ sich bald ein Riegel vorschieben.
Einmal in einem Schaltraum, würde Dinah dafür sorgen, daß der intakte Bereich der YZZLAZZ gegen alle nach außen offenen Korridore, Schächte und Räume abgeriegelt wurde.
Wie erwartet war die Hauptzentrale zerstört. Dinah konnte jetzt ihre Scheinwerfer einschalten und arbeitete sich zielbewußt nach der Nebenstelle vor, auf die sie ihre Hoffnungen setzte.
Tief im unversehrten Bereich - sollte es mit dem Teufel zugehen, wenn sie nicht noch intakt war.
Und dann zählte nur noch eines.
Dinah Jondo machte einen großen Schritt über zwei Leichen hinweg, die eng aneinandergeklammert den Weg versperrten. Ein Mann und eine Frau. Dinah erkannte sie und schüttelte den Kopf.
Sentimentale Narren!
Sie sah noch mehr Tote und rechnete sich aus, wie viele Tauschgüter jetzt ihr allein gehörten und welche Menge an Imprint-Waren sie dafür bekommen könne.
Dutzende!
Endlich war sie dort, wohin sie gewollt hatte. Die Tür des Nebenkontrollraums stand offen. In den drei Sesseln hingen Tote, die wahrscheinlich bis zuletzt versucht hatten, die Katastrophe abzuwenden.
Dinah zerrte eine Frau aus dem Sitz und nahm selbst ihren Platz ein. Zwei Minuten später stieß sie einen Triumphschrei aus.
Es klappte!
Sie hatte ein Notsystem aktiyiert, das die Anlagen mit Reservestrom versorgte - und zwar so viel, daß sie an den Syntron herankam und über ihn an die
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