1766 - Zurück aus der Zombie-Hölle
für sie gut ist und wer nicht.«
»Sie scheint ein schlechtes Gewissen zu haben«, sagte ich.
»Das weiß ich nicht. Sie tut ja nichts Böses. Jeder Mensch kann sich aussuchen, mit wem er reden will und mit wem nicht. Wir sind in einem freien Land, und jetzt kommt ihr und missachtet diese Freiheit. Wenn einer das nicht begreift, ist er falsch.«
Ich hatte keine Lust, mich mit ihr auf eine lange Diskussion einzulassen. Für mich stand längst fest, dass Romana Torres eine Spur war. Ob sie mit den Drillingen unter einer Decke steckte, das wusste ich nicht, aber als Mutter würde sie schon nicht gegen sie opponieren.
Wir hatten ja gesehen, aus welcher Richtung die junge Frau mit dem Hut auf dem Kopf gekommen war. Wenn wir Romana finden wollten, mussten wir in die Richtung gehen.
Das sah Sarita, und sie versuchte tatsächlich, uns aufzuhalten. Sie wollte Suko sogar an die Wäsche, der nur den Kopf schüttelte, sie packte, dann in die Höhe stemmte und sich mit ihr zur Seite drehte, um sie an einer bestimmten Stelle abzustellen.
»Hier wartest du!«
Sarita war so überrascht, dass sie nichts sagen konnte. Uns stand sie nicht mehr im Weg, und wir konnten jetzt unsere Suche fortsetzen.
Wir hörten wieder die Stimme. Sie musste aus einem versteckt liegenden kratzigen Lautsprecher dringen.
»Was ist denn los, Sarita? Ich sehe euch nicht mehr. Hast du die beiden weggeschickt?«
Die junge Frau wollte etwas sagen, aber ich war schneller und legte einen Finger hochkant gegen meine Lippen. Dabei hoffte ich, dass es ausreichte, um Sarita klarzumachen, dass sie den Mund halten sollte. Zudem lächelte ich sie mit den Augen an und tauschte dabei mit Suko einen raschen Blick.
Er nickte mir beruhigend zu, hatte also alles unter Kontrolle.
»So«, sagte ich mit leiser Stimme, »dann würde ich gern dorthin gehen, wo wir Romana finden. Ist das okay?«
Sarita atmete schwer. Sie schüttelte auch den Kopf, besann sich dann anders und nickte.
»Gut«, sagte ich, nachdem ich Sarita zugenickt hatte, »du wirst nichts erzählen. Ich möchte auch keinen Warnruf hören. Ich möchte nur, dass du uns zu Romana bringst.«
»Si«, flüsterte sie.
»Dann geh voraus.«
Sie wäre sicherlich sofort losgegangen, aber da mischte sich wieder die andere Stimme ein.
»Verdammt noch mal, was ist los? Warum erhalte ich keine Antwort von dir?« Die Worte hatten einen anderen Klang angenommen, und so hörte ich so etwas wie ein Geschrei, das jedoch normal erschien, denn Sarita machte sich nichts daraus. Sie tat endlich das, was wir erwarteten. Sie drehte sich um und ging vor.
Uns war klar, dass sie nicht vorhatte, uns an der Nase herumzuführen. Deshalb folgten wir ihr auch ohne Misstrauen und wunderten uns beide, wie groß der Laden war. Oder besser gesagt wie tief.
Und überall standen die Waren, die gekauft werden konnten. Wir gingen auch jetzt an Masken vorbei oder präparierten Tieren. Und über allem lang ein Geruch, auf den ich gern verzichtet hätte.
Und dann waren wir da. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war davon ausgegangen, ein Büro betreten zu müssen, aber das war nicht der Fall. Man konnte sagen, dass die Chefin und damit Romana Torres in ihrem Durcheinander hockte.
Wir blieben stehen. Den Anblick mussten wir einfach genießen, denn er war es wert.
Romana war eine alte Frau. Sie war zudem sehr dünn und erinnerte mich an eine Puppe oder Marionette. Ein kleiner Kopf, der aussah wie eine große Zwiebel. Die wenigen Haare, die dort wuchsen, hatten eine rötlich-graue Farbe und lagen wie angeklatscht auf dem Schädel. Sie trug ein dickes Kleid aus einem rötlichen Stoff, der einen Stich ins Violette hatte. Bis zu den Waden reichte der Saum. Unter ihm sahen wir zwei Füße, die in hochhackigen Schuhen steckten.
Das Gesicht konnte man als zerknittert bezeichnen. Erst bei genauem Hinsehen sah ich die dünnen Brillengläser vor den Augen.
Die schweren Atemgeräusche stammten nicht von ihr, sondern von Sarita, die zwischen Suko und mir stand. Sie wusste, dass sie etwas sagen musste, hatte es aber schwer, die richtigen Worte zu finden, bis sie einen Satz hervorbrachte.
»Ich habe die beiden Kunden mitgebracht...«
Die Alte schnaufte. In ihrer unteren Gesichtshälfte zuckte es. Dann stieß sie ein Krächzen aus. »Kunden?«
»Ja.«
»Hör auf! Das sind keine Kunden. Niemals sind das Kunden. Das sind andere Typen. Ich kann es spüren. Sie sind nicht normal. Das sind welche, die stehen nicht auf meiner Seite,
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