1767 - Einsatz der Kartanin
Lan-Say gefressen und geruht hatte, rüstete Quan-Pih-Dj'ang den Nizzer erneut aus.
Diesmal kam ein verbesserter optischer Sensor zum Einsatz. Er sollte detailliertes Bildmaterial liefern.
Dao-Lin-H'ay versuchte dem Tier zu erklären, wohin es sich begeben sollte. Die gefühlsmäßige Bindung zwischen den beiden schien dann besonders groß zu sein, wenn die Kartanin ihre Muttersprache benutzte.
Lan-Say machte sich in Begleitung von zwei anderen Nizzern auf den Weg. Gespannt verfolgten Dao-Lin-H'ay und Quan-Pih-Dj'ang den Weg.
Der Nizzer steuerte sein Ziel nicht direkt an. Er erklomm vielmehr ein darüberliegendes Stockwerk des Palastes und kletterte dann durch einen Schacht, der wohl der Belüftung diente, jenseits der Wachen wieder auf das untere Niveau zurück.
Von hier aus ging es mit Höchstgeschwindigkeit zum Saal der vermutlichen Maschtar-Suite.
Lan-Say hielt sich dort etwa zehn Minuten auf. Dann kehrte er auf dem gleichen Weg zurück.
Die Bildauswertung zeigte zunächst, daß die beiden Nizzer, die ihn begleitet hatten, am Eingang zum Belüftungsschacht zurückgeblieben waren. Sie hatten hier auf die Rückkehr Lan-Says gewartet und sich ihm dann wieder angeschlossen.
Von wirklichem Interesse waren die Bilder aus dem kreisrunden Saal. Der Raum war völlig leer.
Aber auf die Innenwände wurde ein Sternenhimmel projiziert. Man hatte den Eindruck, inmitten einer Galaxis zu stehen. Egal, in welche Richtung man blickte: Sterne ringsum und überall.
Die Auswertung war nicht ganz einfach. Von der NJALA wurden Vergleichsdaten angefordert.
Zuerst glaubte Dao-Lin-H'ay, es müsse sich um den Sternenhimmel handeln, wie man ihn von Verdrai aus sah. Aber nach dem Vergleich mit den Daten von der NJALA bemerkte sie schnell ihren Irrtum.
Tau-Pia-Ghau fand die richtige Erklärung.
„Es handelt sich um einen Rundumblick auf Hirdobaan", stellte die Wissenschaftlerin fest. „Aus dem Inneren heraus. Der Standort des Beobachters ist nahezu identisch mit dem Gravitationsschwerpunkt der Kleingalaxis."
„Ist das ein Beweis dafür", überlegte Dao-Lin-H'ay laut, „daß die Maschtaren aus dem unzugänglichen Zentrumsgebiet heraus ihre Fäden ziehen? Der Schluß liegt nahe, aber einen Beweis haben wir damit nicht."
Sie vervollständigten ihre 3-D-Karte. Die Belüftungsschächte, die groß genug waren, um auch Personen durchzulassen, wurden besonders markiert. Die Daten gingen kodiert an die vier Beiboote und an die NJALA. Dort wurden Einsatzpläne für diverse Stoßtrupps ausgearbeitet.
Als mögliche Wege kamen sowohl die gesicherten in Betracht als auch jene über die Belüftungsschächte. Von letzteren führten einige sogar direkt in den Bereich jenseits der Maschtar-Suite.
In Simulationen wurden an Bord der NJALA verschiedene Einsätze durchgespielt. Die Kommandos standen bereit.
Über die bestehende Transmitterstrecke wurden zwei weitere transportable Transmitter in die Unterkunft geholt. Keiner am Hof bemerkte etwas davon. Damit besaß man nun drei Wege, um schnell Stoßtrupps in den Palast zu befördern.
Dao-Lin-H'ay hielt Fürst Adebis bis zum Morgen des 15. September hin. Dann teilte sie ihm mit, daß sie bereit war, ihm den Gefangenen zu übergeben. Er solle ihn als Geschenk dem Maschtar präsentieren und dafür die Informationen verlangen, die sie benötigte.
Adebis von Perm war hektisch und aufgeregt. Sicher lag es daran, daß er, der Begegnung mit dem Maschtar entgegenfieberte.
„Du bekommst ein Steuergerät", versprach ihm die Kartanin, „mit dem du den Gefesselten ganz einfach lenken kannst. Ihn und das Gerät übergibst du dem Maschtar."
Adebis von Perm willigte viel zu schnell ein. Er übersah in seiner Aufregung das absolute Verbot, Unbefugte in den Bereich der Maschtar-Suite zu lassen.
Schry-Eck-K'hat schaffte in aller Eile Coram-Till herbei und überstellte ihn dem Fürsten. Dieser erschien mit seinem Kanzler und dem Sonderbevollmächtigten Wodokart.
Als der Handelsfürst mit dem Cryper verschwunden war, versetzte Dao-Lin-H'ay ihre Leute in Alarmbereitschaft. Alle Vorbereitungen für einen Sturm auf die Maschtar-Suite wurden getroffen.
Zu guter Letzt schickte sie Lan-Say los. Der Nizzer war diesmal mit Sensoren ausgerüstet worden sowie mit einem Sender, der kodiert die Beobachtungen ohne Zeitverlust übertragen sollte. Dao-Lin-H'ay hoffte, so exakt miterleben zu können, was sich in der Maschtar-Suite abspielte.
Nun begann auch sie dem Auftritt des Maschtars
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