1767 - Teufelsmädchen
Strecke in Richtung Windsor war immer recht stark befahren. So würde es schon dunkel sein, bis ich Suko hier begrüßen konnte.
Im Zimmer wollte ich nicht bleiben. Ich zog mich zunächst mal um. Um kampfbereit zu sein, wollte ich meine normale Kleidung anziehen. Dass an der Hose Blut klebte, durfte mich nicht stören, auch das Hemd hatte was abbekommen, das Messer hatte eben seine Zeichen hinterlassen. Ich fühlte mich in meinen Klamotten wohler und konnte auch meine Beretta verstauen. Zum Schluss zog ich die Jacke über und fühlte mich fast schon wieder fit, wenn nur nicht die ziehenden Schmerzen an der rechten Seite gewesen wären.
Ich hatte mir die Wunde angeschaut und war froh gewesen, dass sie nicht aufgeplatzt war. Jedenfalls war das Pflaster nicht durchgeblutet.
Dann bekam ich Besuch. Dr. Jason Sholz tauchte wieder auf. Er wollte etwas sagen, aber als er mich sah, verschlug es ihm die Sprache, denn so hatte er mich nicht erwartet.
»Wollen Sie uns schon verlassen, Mister Sinclair?«
»Nein, das will ich nicht.«
»Aber Sie sind angezogen.«
»Ich weiß. So fühle ich mich eben wohler. Zur Not kann ich auch in diesen Klamotten schlafen.«
»Ja, ja, das stimmt schon.« Der Arzt strich ein paar Haare aus seiner Stirn. »Ich war nur so überrascht, denn es sah so aus, als ob Sie die Klinik verlassen wollten.«
»So schnell nicht.«
»Gut, Mister Sinclair. Weshalb ich gekommen bin, hat folgenden Grund. Ich wollte mir noch mal Ihre Wunde ansehen, Sie haben sich ja bewegt und da kann sich etwas getan haben. Ich will es nicht herbeireden, aber möglich ist alles.«
Jetzt musste ich mir etwas Gutes einfallen lassen. »Die Wunde ist okay, Doc. Ich habe auch keine Schmerzen. Es gibt wirklich keine Probleme. Da können Sie ganz beruhigt sein.«
Auch Jason Sholz konnte andere Blicke aufsetzen. Er sah mich an, als wäre ich ein großer Lügner, und er sprach zudem aus, was er dachte. »Ich glaube Ihnen nicht. Bei dem, was Sie getan haben, müssen Sie einfach Schmerzen haben.«
»Und wenn nicht?«
»Dann sagen Sie nicht die Wahrheit!«
Ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. »Doktor Sholz, tun Sie mir einen Gefallen.«
»Welchen?«
»Sie können sich die Wunde anschauen, aber bitte nicht jetzt und nicht hier. Es geht um andere Dinge, die unter Umständen auf dem Weg zu Ihnen sind.«
Der Arzt schüttelte den Kopf. »Das hört sich nicht gut an, Mister Sinclair.«
»Es ist auch nicht gut.«
»Das habe ich begriffen. Was steckt dahinter?«
»Sorry, auch wenn Sie mich foltern, ich kann es Ihnen nicht sagen. Ich will es auch nicht, denn ich weiß es selbst nicht. Ich will nichts in Bewegung bringen, was besser in Ruhe gelassen wird.«
»Ja, das verstehe ich.« Der Arzt sah nicht eben glücklich aus. »Wenn ich Ihre Worte recht deute, dann denken Sie daran, dass etwas passieren wird.«
»Da könnten Sie recht haben.«
»Und was?«
»Ich habe keine genaue Ahnung.«
Der Arzt verdrehte die Augen. »Das ist mir alles zu vage. Ich muss an meine Patienten denken, sie kann ich unmöglich in Gefahr bringen, nein, nein, das kann man mir nicht antun. Bitte, wenn Sie etwas Genaueres wissen, dann müssen Sie mich zuvor informieren.«
»Keine Sorge, das werde ich.«
Jason Sholz schaute mich an und schüttelte den Kopf. Er wollte noch etwas sagen, überlegte es sich allerdings anders und sah zu, dass er aus dem Zimmer verschwand.
Ich atmete auf. Dieses eine Hindernis war überwunden. Ob das alles zutreffen würde, was ich mir in meiner Fantasie ausgemalt hatte, wusste ich nicht. Ich ging jedoch davon aus, was mich meine Erfahrung gelehrt hatte. Und nach diesen Regeln war es durchaus möglich, dass sich die Halbvampirin wieder zeigte. Sie wollte Blut. Und wenn sie nicht allein war, dann wollten es auch die beiden Helfer, die ich nicht vergessen hatte.
Es begann das große Warten.
Ich überlegte, wie ich mich verhalten sollte. Ich konnte am Fenster bleiben und nach draußen schauen, ich konnte mich aber auch auf den Weg machen und durch die Klinik gehen, mich in den Fluren der einzelnen Stationen umschauen.
Oder nur warten. Und unauffällig sein.
Egal, was ich anstellte, es konnte beides verkehrt sein. Ich dachte auch an eine dritte Möglichkeit. Es war vielleicht nicht schlecht, wenn ich mich in der Nähe des Eingangs auf die Lauer legte. Wenn sie kamen, mussten sie ja in die Klinik eindringen, und das war durch die Eingangstür am einfachsten.
Bevor ich mich für eine Lösung entscheiden konnte, wurde ich
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