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1768 - Maschtaren sehen alles

Titel: 1768 - Maschtaren sehen alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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berauschender, erregender Anblick!
    Dieser Sternenhimmel mit seinen funkelnden Lichtern erinnerte ihn an ein persönliches Erlebnis, das ihm unvergessen bleiben würde. Er wußte im selben Augenblick, daß er Sterne am nächtlichen Himmel selbst schon geschaut hatte.
    Damals, vor fünf Zehnern, als er das Ende des hohen senkrechten Schachts erreicht hatte, diese unglaubliche Duftwolke eingeatmet und die blinkenden Lichter durch irgendwelches Geäst gesehen hatte...
    Sterne! Sterne am Nachthimmel der Welt, unter dessen Oberfläche die Schule der Maschtaren verborgen lag. Zumindest aber eine der Nebenanlagen, der West-Flügel, in dem Gedeon aufwuchs.
    Als diese Erkenntnis ihn überkam, da war es um ihn geschehen. Er konnte sich Logid nicht anvertrauen, er konnte sich aber auch nicht länger an dessen Verbot halten.
    Ohne sich die möglichen Folgen zu überlegen, wagte er in der nächsten Nacht erneut den Aufstieg im Schacht - nur dieses eine Mal, wie er sich einredete -, um ins Freie zu gelangen und das Licht der Sterne und die tausenderlei Düfte in sich einzusaugen.
    Gedeon erreichte in Rekordzeit den kreisrunden Raum mit dem Gitter. Er war größer geworden, und das ließ ihm die Distanz kürzer erscheinen. Draußen war es wiederum Nacht. Der Luftzug kühlte seinen heißen Körper. Die Düfte berauschten ihn.
    Er untersuchte das umlaufende Gitter, hinter dem die knorrigen Gewächse ihm die Sicht auf die Sterne versperrten. Das Gitter war nicht verschweißt, sondern in armspannenlangen Segmenten verschraubt. Aber er hatte nichts bei sich, mit dem er die Schrauben hätte lockern können.
    Darum kam er in der nächsten Nacht wieder. Es bereitete ihm wenig Mühe, das Gitter zu entfernen, und dann konnte er endlich auf die Oberfläche der Welt der Maschtaren treten. Er bahnte sich ungestüm einen Weg durch das dichte Unterholz, kümmerte sich nicht darum, daß er Getier aufschreckte, das raschelnd floh. Er wollte nur das freie Feld erreichen und den ungeschützten, nächtlichen Sternenhimmel betrachten.
    Als kein Hindernis ihm mehr den Weg versperrte, sah er vor sich eine schier endlose Ebene, in der sich im hellen Sternenschein einzelne Gestrüppe, ganze Vegetationsinseln und kleinere Bodenerhebungen abzeichneten. Nichts sonst. Keine Anzeichen von Zivilisation.
    Er fühlte sich in diesem Moment wie ein Eroberer. Als der Mächtigste unter all denen, die in der Schule der Maschtaren für immer eingeschlossen waren. Als Herr dieser Welt, Bezwinger des Universums - den Maschtaren und Gomasch Endredde gleich. Nur die Vernunft gemahnte ihn, in seine triste, beengte Welt zurückzukehren.
    Aber er kam wieder. Immer wieder. Die Abstände zwischen seinen Ausflügen in eine verbotene Welt wurden jedoch immer länger.
    Schließlich kam er zu der ernüchternden Erkenntnis, daß es ihm keinerlei Macht über das Leben in seiner Welt verlieh, einen Weg zu ihrer Oberfläche gefunden zu haben. In Wirklichkeit gab es hier nichts zu sehen, nichts zu erobern und überhaupt nichts, das seinen Horizont erweiterte.
    Und er fühlte sich schuldig, weil er das Vertrauen seines Pookers mißbraucht hatte. Er fühlte sich ehrlos, schmutzig - und wenn er sich von dieser Schändlichkeit befreien wollte, mußte er seinem Ziehvater seine Verfehlung eingestehen.
    Logid wirkte zuerst entsetzt, verständlicherweise auch ein wenig enttäuscht. Aber dann ließ er es dabei bewenden, Gedeon das Versprechen abzunehmen, den Schacht nie mehr wieder aufzusuchen.
    Gedeon versprach es feierlich. Und diesmal, reif und gefestigt genug, allen Versuchungen zugunsten seiner Ehre wiederstehen zu können, hielt er sich an das Versprechen. Er wäre lieber Fassy geworden, als es zu brechen!
    Und doch - noch ein einziges Mal sollte er sich untreu werden.
    Das hing mit den hochbrisanten Informationen zusammen, die er sich auf ungewöhnliche Weise beschafft hatte.
    Dieses verbotene Wissen gab Gedeon die Selbstsicherheit, zu behaupten, daß es einen besseren als ihn nicht gab. Er glaubte zwar nicht, daß ihm der Erfolg ohne Leistung zufallen könnte. Im Gegenteil, von ihm wurde vermutlich verlangt, daß er in allem besser war als die anderen.
    Andererseits war er aber auch ziemlich sicher, daß er nur in die Schule der Maschtaren geholt worden war, um auch Maschtar zu werden!
    Er kannte nämlich die streng geheimen Hintergründe für seine Internierung und hatte das Geheimnis seiner Abstammung gelüftet. Ihm war sogar der genaue Wortlaut des Auftrages bekannt, mit dem er,

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