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1768 - Maschtaren sehen alles

Titel: 1768 - Maschtaren sehen alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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werde und er mit jedem Tage um Jahre altere. Wochen später wirkte er so greisenhaft wie ein Mann von achtzig Jahren.
    Inzwischen war allen klar geworden, daß Adebis das Mumienfieber heimgesucht hatte, jene geheimnisvolle Krankheit namens Zynn, die unerwartet und gnadenlos zuschlug und nur unter den hochherrschaftlichen Familien der Hamamesch auftrat. Als diese Kunde die anderen Oktanten erreichte, da waren sich die Handelsherren unabhängig voneinander alle darüber einig, daß Adebis das Mumienfieber seiner unheiligen Verbindung mit Ino Gisa zu verdanken hatte.
    Gomasch Endredde bestrafte ihn auf diese Weise für seinen Vertrauensbruch.
    Adebis indes fühlte sich manchmal so elend, daß er zu sterben meinte und befürchtete, die Geburt seines Erben nicht mehr zu erleben. Aber es gab Phasen, da begann er sich besser zu fühlen, in denen er eine Ahnung seiner früheren Vitalität zurückbekam und sich immerhin so jugendlich fühlte, um seine Gemahlin beglücken zu können.
    Aber diesen Hochs folgten unweigerlich Tiefs, und nur Adebis selbst wußte, daß jedem Besuch von Maschtar Kaiddan ein Höhenflug oder ein Niedergang folgte, je nachdem, ob er Gomasch Endredde dienen konnte oder dessen Unwillen erregt hatte. Aber darüber sprach Adebis mit niemandem, nicht einmal mit seiner Gemahlin. Denn er fürchtete, daß Gomasch Endredde dann sein Lebenslicht endgültig auslöschte.
    Es war wie ein Wunder, daß Adebis die Geburt seines Sohnes erleben durfte. Er nahm das kleine Bündel, ein Hamamesch in seinen ersten Atemzügen, mit sich in die Maschtar-Suite seines Palastes, wie Kaiddan es ihm befohlen hatte, und zeigte das kleine Leben voller Stolz dem Maschtar, der ihn bereits erwartete.
    „Ich bin Gomasch Endredde zu ewigem Dank verpflichtet, daß er mich das noch erleben ließ!"
    rief Adebis überglücklich.
    „Du kannst noch Vater vieler Kinder werden", erklärte Kaiddan. „Du mußt nur zeigen, wie sehr du Gomasch Endredde verehrst und bereit bist, seinen Geboten zu gehorchen. Ich erinnere dich an dein Gelübde, daß du jede Bürde auf dich nehmen würdest, um deine unheilige Vermählung auch vor Gomasch Endredde zu rechtfertigen."
    „Ich kenne meine Worte, und ich stehe dazu."
    „Dann zeige dem Einzigen deine Bereitschaft zur Buße und schenke ihm nun würdevoll deinen Erstgeborenen."
    Maschtar Kaiddan streckte die Arme aus, um das Neugeborene an sich zu nehmen. Adebis zuckte zuerst entsetzt zurück. Aber als Kaiddan unnachgiebig blieb, begann er sich langsam zu besinnen, daß diese Forderung unabdinglich war. Zögernd übergab er das Neugeborene dem Maschtar.
    „Was wird aus ihm werden?" fragte er. „Gomasch Endredde verlangt doch nicht seine Opferung?"
    „Du hast das Recht auf eine Antwort eigentlich mit deinem Fehltritt verwirkt", sagte Kaiddan.
    „Aber Gomasch Endredde verzeiht dir in seiner grenzenlosen Güte. Dein Kind soll in der Obhut von Gomasch Endredde zu einem aufrechten Hamamesch erzogen werden."
    „Darf ich ihn später einmal sehen?"
    Ohne weitere Worte trat Maschtar Kaiddan ab. Die nächste Szene zeigte ihn, wie er in der Schule der Maschtaren das Neugeborene an Pooker Logid mit den Worten übergab: „Sieh zu, daß was Rechtes aus der Brut eines Sünders wird."
    Wenn ein Maschtar so sprach, fand Gedeon, dann konnte er damit nur meinen, daß der Genannte in seine Fußstapfen treten sollte.
     
    *
     
    Für Gedeon gab es zwei Möglichkeiten, sich aus der Misere zu ziehen. Er konnte Sheltor anonym denunzieren - aber dann bestand immer noch die Gefahr, daß man auch ihm auf die Schliche kam -, oder er konnte so tun, als ob Sheltor denunziert worden war. Dieser zweite Weg erschien ihm als der sicherste.
    In der folgenden Nacht raffte Gedeon alles Erreichbare an Ausrüstung und Nahrungskonzentraten an sich und suchte Sheltor in seiner Unterkunft auf.
    „Aufwachen, Sheltor!" Er rüttelte den Schlafenden wie in Panik. „Du mußt auf der Stelle fliehen.
    Sie sind hinter dir her."
    „Hinter mir her?" fragte Sheltor schlaftrunken.
    „Wegen deines Zugriffs auf jene Datei", erklärte Gedeon hastig.
    „O Schreck, dann bist auch du gefährdet, Gedeon", war Sheltors erste Reaktion, als er begriff.
    „Mach dir um mich keine Sorgen - ich habe die Datei ja nicht angerührt", log Gedeon. „Aber dir geht es an den Kragen, wenn du nicht sofort fliehst."
    „Fliehen? Wohin? Ich will nicht zu den Fassys. Eher..."
    „Ich kenne eine bessere Fluchtmöglichkeit. Aber wir müssen uns beeilen."
    Sheltor packte noch

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