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1769 - Endreddes Bezirk

Titel: 1769 - Endreddes Bezirk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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nicht.
    Die ganze Aktion war ein Vabanque-Spiel. Es konnte sein, daß die Decke dicker als 20 Zentimeter war. Dann passierte jetzt gar nichts.
    Oder aber die Platte war sauber abgetrennt; dann hatte ich einen praktisch freihängenden, kanaldeckelartigen Ausschnitt über mir. Und über das Gewicht einer solchen Platte gab es keinen Anhaltspunkt. Sie konnte genausogut eine halbe Tonne oder nur ein Kilogramm wiegen.
    Wenn ich mir etwas nicht leisten konnte, dann das Geräusch einer zu Boden polternden Platte mitten in der Kantine.
    Die linke Hand brauchte ich dazu, das Schweißgerät zu führen. Und allein mit der Rechten konnte ich eine Platte von hohem Gewicht ganz gewiß nicht halten.
    Du wirst das Risiko eingehen müssen. Verschwende keine Zeit mit unnützen Gedanken!
    Ich stellte mich direkt unter die Platte - auf die Gefahr hin, daß sie mich beim Herunterkommen erschlug.
    Modernes Plastikmaterial besitzt in der Regel wenig Gewicht, schon aus Transportgründen.
    Auch für die Baustatik ist das besser, sofern das Material eine genügende Festigkeit besitzt.
    Darauf verließ ich mich. Mit einem raschen Schnitt durchtrennte ich das letzte Stück.
    Und die Katastrophe - sie blieb aus. Ich balancierte auf den Fingern der rechten Hand einen eindeutig lockeren Deckel. Die runde Platte wog nicht mehr als maximal ein halbes Kilogramm.
    Vorsichtig schob ich das Schweißgerät in meine Tasche, dann hob ich den freien Arm und holte die Platte herunter.
    Von oben kam nicht das geringste Quentchen Licht. Im Loch war es absolut dunkel.
    Ich verstaute das Schweißgerät im Plastikbeutel und holte statt dessen ein Gerät hervor, das man zugleich als Lampe, Scheinwerfer und Holo-Rekorder benutzen konnte. Eine gängige Kombination war das, ideal für Zwecke wie diesen. Mit einer Klemme ließ sich das Gerät am Kleiderrand befestigen, damit man beide Hände frei hatte.
    Von diesem Moment an rechnete ich mit automatischen Kameras. Ich zog mir die Kapuze aus dem Sack über und fixierte sie an den Ohren.
    So.
    Hochwertige Computer hätten mich natürlich trotzdem identifiziert, allein durch Körperhaltung, Größe, vielleicht durch das Muster der elektrischen Körperströme. Eine gute Infrarotaufnahme war so gut wie ein Fingerabdruck. Aber dieses Risiko mußte ich gehen, wenn ich Erfolg haben wollte.
    Ich plazierte die Kombilampe am Kragen und schaltete auf „diffuse Leuchtfunktion".
    So vorbereitet faßte ich den mittlerweile erkalteten Plastikrand und zog mich mit einem einzigen, kontrollierten Sprung hinauf.
     
    *
     
    Oben war's eisig kalt.
    Minusgrade! Hier laufen Kühlaggregate.
    Ich nutzte den Schwung meiner Bewegung aus, um mich von der Öffnung wegzubewegen, und kam in Verteidigungshaltung auf die Beine.
    Aber nichts geschah.
    Keine mordenden Bestien, die über mich herfielen, keine Automatgeschütze, keine angriffslustigen Roboter.
    Die Luft war so muffig, als hätte sie tausend Jahre gestanden, sie roch ein bißchen metallisch, schien mir auch dünner und weniger mit Sauerstoff angereichert als unten.
    Das Obergeschoß diente als Standplatz für unbekannte, vielfältig aussehende, schwarz angestrichene Maschinen. Einige besaßen Spindelform, waren nur zwei Meter hoch und fünf breit; andere erinnerten mich an überdimensionale Pfannkuchen aus Schrauben und Schrott. Die massiven quadratischen Blöcke mit ihren Rohren und Behältern sahen noch am ehesten vertraut aus.
    Zwischenwände gab es hier oben keine. Im Schimmer meiner Lampe überschaute ich die ganzen 200 Meter Länge und knapp 50 Meter Breite.
    Keines der Aggregate schien sich in Betrieb zu befinden.
    Und jedes einzelne stand für sich allein: Die Aggregate hatten jeweils gut fünf Meter freien Platz um sich herum. Manche waren vom maschinellen Nachbarn mehr als zwanzig Meter entfernt. Ich hatte keine Ahnung, weshalb das so war.
    Vorsichtig, mit einem deutlichen Respektabstand, bewegte sich mich durch das Obergeschoß.
    Aus der Nähe betrachtet ließ sich die Funktion mancher Geräte leicht erkennen. Hier wurden die Nahrungsmittel produziert, die man im Erdgeschoß durch die roten Säulen abzapfen konnte.
    Anzunehmen, daß unterhalb der Kantine im Fundament Vorratstanks versenkt sind. Dort befinden sich vermutlich Rohstoffe, die zur Nahrungsproduktion benötigt werden.
    Die spindelförmigen Aggregate stufte ich als Suggestivprojektoren ein. Sie ähnelten den Geräten, wie man sie auch in der Milchstraße kannte.
    Im Detail jedoch war's vorbei mit der Ähnlichkeit.

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